Wenn früh morgens der
KAFFEEDUFT durch unsere Wohnung zieht, sehe ich mich manchmal noch in der Küche meiner Großeltern sitzen,
die
KAFFEEMÜHLE zwischen die Beine geklemmt und unablässig die Kurbel drehend, um die kostbaren
KAFFEEBOHNEN zu mahlen.
Das
KAFFEEPULVER fiel in ein herausziehbares
SCHUBFACH im unteren Teil der Kaffeemühle, das zugleich als Maß zum Aufbrühen von ein bis zwei Kannen Kaffee diente.
In meiner Nachkriegs-Kindheit gab es anfangs nur zu besonderen Anlässen, z.B. großen Familienfeiern,
ECHTEN BOHNENKAFFEE,
denn sein Genuss galt als etwas Besonderes, weil sehr teuer und nur schwer zu bekommen.
Zum diesem „Hauch von Luxus“ gehörten natürlich unbedingt eine
TISCHDECKE aus weißem Leinen und ein Kaffee-Service aus
PORZELLAN.
Meine Oma holte für derartige Festtafeln meist die sicher verwahrten und in Form, Größe und Bemalung unterschiedlichen
„SAMMELTASSEN“,
die sie im Laufe der Zeit geschenkt bekommen hatte, aus dem Wohnzimmer-Bufett,
Als
GENUSSMITTEL wurde der
KAFFEE für viele zum wahren Lebensbedürfnis. Allerdings hatte der fortwährend zunehmende Konsum
auch einen Preisanstieg im Gefolge, weshalb man „für gewisse arme Bevölkerungsklassen“ die Verwendung von Ersatzmitteln, sogenannten
SURROGATEN, erfand, die ein
GETRÄNK ergaben, welches dem
KAFFEE in Farbe und einigermaßen auch im Geschmack ähnlich war.
Jedoch wusste jeder, der ein
KAFFEESURROGAT kaufte, dass dieses Fabrikat kein
KAFFEE war und somit lag beim Verkauf auch keine betrügerische Absicht vor.
Bereits im 19. Jh. war das
>KAFFEETRINKEN< auf Bauernhöfen und bei ärmeren Familien in den Städten üblich. Eine große, mit bis zu 2 Litern
„KAFFEE“ gefüllte
STEINGUTKANNE stand auf dem Herd für jeden Bewohner zum Durstlöschen bereit.
Dieses Getränk wurde zwar
KAFFEE genannt, war allerdings
KEIN BOHNENKAFFEE, sondern
GERSTENKAFFEE
der, wie der Name schon sagt, hauptsächlich aus
GERSTE, ab und an auch schon mal aus
ROGGEN hergestellt wurde. Damit dieser besondere Kaffee auch wie Bohnenkaffee aussah, wurde er mit Zichorie „verfeinert“. Dieser
„KAFFEE-ERSATZ“ wurde im Volksmund auch als
„BLÜMCHEN-KAFFEE“,
„MUCKEFUCK“ (abgeleitet vom französischen „Mocca faux“= falscher Mokka) oder
„MALZKAFFEE“ bezeichnet.
Um aus GERSTE Kaffee-Ersatz zu gewinnen, mussten die Körner zuerst mit einem speziellen Haushaltsgerät geröstet oder gebrannt werden. Der sogenannte RÖSTER wurde auf dem Herd, in dem ein kleines Feuer brannte, nach Entfernen einer entsprechenden Anzahl von Ringen, eingepasst. Man öffnete eine Klappe, schüttete die Gerste hinein und setzte per Kurbel das im Innern befindliche Rührwerk in Bewegung, so dass die Körner in ständiger Bewegung gleichmäßig bräunen konnten. Damit die Gerste schön glänzte, gab man noch etwas Butter oder Schweineschmalz in den Röster. Bei geschlossener Klappe sprangen die noch feuchten Gerstenkörner gegen die Wandung des Rösters, ähnlich wie bei der Herstellung von Popcorn. Hatten die Körner nach ca. 45 min eine goldgelbe oder braune Farbe angenommen, war der Röstvorgang abgeschlossen. Das zum relativ schnellen Verbrauch bestimmte Endprodukt ließ man abkühlen und danach wurde es, um die Gefahr des Verderbens durch Schimmelpilze etc. zu minimieren, in Dosen oder Büchsen aufbewahrt. Das eigenständige
RÖSTEN hielt sich zum Teil noch bis Ende des Zweiten Weltkrieges.
Danach wurde verstärkt
FERTIG GERÖSTETER Malz~ oder Gerstenkaffee gekauft.
Das Image des
>ARME – LEUTE – KAFFEE< hängt dem Getreidekaffee heute nicht mehr an, da das Angebot und der Preis von „echtem“ Bohnenkaffee so groß und günstig sind, dass sich fast jeder leisten kann, was ab 1650 nur Privileg von adligen oder sehr reichen Familien war.
Darüber hinaus bieten nicht nur Reformhäuser oder Naturkostläden
KAFFEE-ERSATZ an.
Er ist koffeinfrei, somit für den Magen bekömmlicher, wirkt darüber hinaus beruhigend und wird von vielen geschätzt – auch von mir !
ÜBRIGENS:Als gelernte DDR-Bürger lernten wir beizeiten:
>NOT MACHT ERFINDERISCH<.
Allerdings kannten auch unsere Altvorderen dieses
SPRICHWORT und machten ihren
KAFFEE-ERSATZ in Not~ und Kriegszeiten
aus allen möglichen Natur-Produkten, die sie sammelten und verarbeiteten, wie die folgende
ZUSAMMENSTELLUNG beweist: