Eine Promenade (franz. se promener ~ spazieren) ist der Begriff für einen Spaziergang oder einen – zumeist für Spaziergänger – großzügig ausgebauten Bereich und wird heute größtenteils als Fußgängerzone verstanden.
In Senftenberg gab es auch eine solche, die sich am Kreuzungspunkt Bahnhofstraße in
WEST~ & OSTPROMENADE unterschied.
Promenaden hatten früher,und haben in den meisten Seebädern noch heute,
eine gesellschaftliche Bedeutung:
Sie dienen zur Herstellung von Öffentlichkeit und als Forum. Hier trifft man sich zum Flanieren,
zum „Sehen und Gesehen werden“ aber auch zu Diskussionen und Gesprächen.
Nicht zuletzt sind Promenaden stets auch ein Ort zur Kontaktaufnahme,
dienten früher auch als seriöser „Heiratsmarkt“ unter Aufsicht der „Guten Gesellschaft“.
„Folgen Sie mir, meine geschätzten Leser, in das bunte Gewühl der hiesigen Einwohner, in die recht heitere, einem der schönsten Stadttheile liegende Promenade. Dieser liebliche Unterhaltungsplatz beginnt vom…, und läuft wie eine Perlenreihe in gerader Richtung bis nahe an’s… Seitwärts befinden sich das…
In diese heitere Promenade wandert nun, sobald der Frühling beginnt, die Gesamtwelt der Stadt, um zu sehen und sich sehen zu lassen, und es gibt keinen Mann von Ton, keine Dame von Anstand, die nicht regelmäßig der Promenade ihre Visite abstattete. Am buntesten geht es hier an Sonn~ und Feiertagen her, und es gehöret mit unter die Verpflichtungen des Tages, die Promenade besucht zu haben.
‚Sie fehlten heute in der Promenade ?’ hört man sich einander zurufen, als gälte es das Lebensglück, wenn der galante Herr einer Dame den Shawl oder den Sonnenschirm nachträgt; er wandelt dann mit diesen Gegenständen stolz und gravitätisch einher mit verklärtem Angesichte, und fühlt sich geistig erhoben ob einer solchen Begünstigung.
Der Gelehrte, unter dem Vorwande, seine Betrachtungen über die Schönheiten der Natur anstellen zu wollen, betrachtet die natürlichen Schönheiten. Der Adel, das Militär, der Bürger versammelt sich an Sonn~ oder Feiertagen in der Promenade, kurz, hier ist der HIMMEL;
Denn hier werden viele Ehen geschlossen, und Ehen werden im Himmel geschlossen…Die Lustwandler drängen sich in breiter Reihe durch die Allee; Gespräch, Geplauder, Geschnatter, Gekrächz von allen Seiten. Geputzte Damen, geschniegelte Herrchen, solide Leute…“So las es sich 1833 im >Morgenblatt für gebildete Stände< (ab 1837 >Morgenblatt für gebildete Leser<) in der Rubrik „Beiträge zur Sitten~ und Kulturgeschichte“, in welcher über geselliges Leben, Vergnügungen, Mode, Luxus, Sittengemälde der Universitäten, Messen & Bäder berichtet wurde.
Ich konnte bislang nicht in Erfahrung bringen, ob es in unserer Stadt auf den beiden Teilpromenaden einst ähnlich zuging, da davon auch im >Senftenberger Anzeiger< keinerlei Einzelheiten zu erfahren sind.
Bleibt uns also nur die vage Vermutung, dass die Senftenberger Haute-Volée es sich nicht nehmen ließ, gegebenenfalls zu ‚promenieren’ und sich somit „unter die Bürgerschaft zu mischen“.
Noch ein Wort zu den auf der Postkarte abgebildeten
PERSONEN:
Man kann u.U. auch an ihrer
KLEIDUNG die ungefähre Zeit ablesen, in der die Fotoaufnahme gemacht wurde. Wenn auch trotz Vergrößerung schwer zu erkennen, ist 1905 durchaus passabel, denn damals waren große, oft auch nach vorn geneigte Hüte in Mode. Die Damen neigten zu einer übertriebenen S-Haltung (Brust & Po raus) und ihre Kleider waren durch hohe Stehkragen und Tütenärmel gekennzeichnet, wie uns das folgende Foto beweist.
Leider sind Personen auf Ansichtspostkarten sehr selten, ja fast ein Glücksfall und da, wie schon erwähnt, häufig Einzelpersonen & Personengruppen nachtäglich eingefügt wurden, kann man sich nicht unbedingt sicher sein, dass der Fotograf das richtige Jahrzehnt getroffen hat…;-)