Das
BERGMANNSKRANKENHAUS SENFTENBERG und die
LUNGENHEILSTÄTTE auf der
Höhe 304 in RAUNO waren wohl die einzigen medizinischen Einrichtungen, denen wir bislang unsere Aufwartung machten.
Deshalb lasse ich beim neuerlichen Besuch von
SEDLITZ die schon „abgearbeitete“
KIRCHE links liegen und wende mich dem fast gegenüber liegenden Gebäude der einstigen
POLIKLINIK
zu.
In den immer mal wieder aufflackernden, nostalgischen
„Eswarnichtallesschlecht – Diskussionen“
werden die
POLIKLINIK und ihre kleine Variante, das
AMBULATORIUM, stets lobend erwähnt. Beide erfuhren nach der Wende zwar eine radikale Stilllegung, erstere erfreut sich aber zunehmend einer Wiedergeburt.
Wie schon gesagt:
„Es war eben nicht alles schlecht – damals in der DDR…“
In
SEDLITZ befand sich zu DDR-Zeiten im Hauptgebäude eines Vierseitenhofes in der Schulstraße 23-25 die abgebildete
POLIKLINIK, die vor allem die Bergarbeiterfamilien der Industriegemeinde versorgte. Nach der Wende hatte noch bis 2005 Hausarzt Exner in diesen Räumlichkeiten seine Praxis. Inzwischen erinnert hier nichts mehr an die medizinische Vergangenheit des Hauses.
Dafür entstand die neue Ferienherberge >Zum Steiger Franz<, ein
HOSTEL mit drei Ferienwohnungen und acht Apartments direkt im Ortskern. Sedlitz mausert sich dank des entstehenden Sedlitzer Sees immer mehr zum Urlaubsort, dessen Entwicklung man per Panoramablick vom Wahrzeichen der jetzigen
HERBERGE >Zum Steiger Franz<, einem rund 12 m hohen Holzturm im Innenhof, über die Dächer der schmucken Häuser hinweg verfolgen kann.
Doch zurück zur
POLIKLINIK:
Wer nun meint, dass diese beliebte medizinische Allround-Einrichtung eine Erfindung der untergegangenen DDR gewesen wäre, irrt gewaltig, denn schon im >Conversationslexikon< aus dem Jahre 1830 wird sie wie folgt definiert:
* Remuneration = Entschädigung bzw. Belohnung für geleistete Dienste, im Gegensatz zum festen Gehalt der Staats- und Gemeindebeamten;
Damals hatte also fast jede gut eingerichtete
LEHRANSTALT auch ihre
KLINIK,
d.h. ein Hospital, in welchem der Unterricht am Krankenbett erteilt wurde.
Man lehrte also die individuellen Krankheiten erkennen und heilen.
AMBULATORISCHE KLINIK nannte man sie, wenn die Kranken sich nur zu bestimmten Stunden dort einfanden, ohne dort zu bleiben und verpflegt zu werden, und
POLIKLINIK, wenn sie vom Lehrer und den Schülern in ihren Wohnungen besucht wurden.
Ein
KLINIKER war ein wirklich die Heilkunst in größerem Kreise ausübender ARZT.
Und um das Wortspiel auf den Höhepunkt zu treiben:
CLINICUS bezeichnet „das Liegen in einem Bett“
und geht auf das Wort
CLINE zurück, was wiederum
„ein Bett“ bzw. exakt „ein Gestell, auf welchem man sich zurücklehnen kann“ bedeutet.
Ufff ! Nu ham was = regional: Jetzt haben wir es !
In der
DDR war die
POLIKLINIK eine selbstständige staatliche ambulante
KLINIK mit mindestens vier verschiedenen medizinischen Fachbereichen. Sie war die überwiegende Organisationsform ambulanter ärztlicher Behandlung, hatte in baulicher Hinsicht häufig klinikähnliche Strukturen, war aber meist nicht an ein Krankenhaus angeschlossen.
Es gibt sie aber schon vereinzelt wieder, zwar nicht als
POLIKLINIK, aber als
ÄRZTEHAUS.
Die teilweise auch in Betrieben tätigen, kleineren oder spezialisierten Einrichtungen –
AMBULATORIUM, Landambulatorium oder Landambulanz genannt – sind allerdings gänzlich verschwunden…leider.
Zum Schluss noch eine kleine >Spitzfindigkeit<:
Im ersten Moment hält man die
POLIKLINIK, für eine
„VIEL-KLINIK“, was sie allerdings nicht ist, denn der griechische Wortstamm in deutschen Fremdwörtern mit der Bedeutung „viel, mehrere“ heißt
POLY, was uns von unserer Schulzeit in der „Polytechnischen Oberschule“ noch geläufig sein dürfte.
Das kleine <y> macht’s also!
Die Vorsilbe
POLI kommt von
POLIS und bezeichnet eine „Universitätsstadt“.
ergo:
POLIKLINIK = „Universitätsstädtisches Hospital…“Und das gab es auch in
SENFTENBERG...Na, das war doch mal was, oder ?
