Lange bevor dringend benötigtes
TRINKWASSER durch eine
ROHRLEITUNG von den Höhen an der Sauoer Grenze, der sogenannten
SOIENZA, durch
THAMM, die frühere Vorstadt auf dem Damme, über die
ELSTER in die Stadt
SENFTENBERG geleitet wurde, wo es an einigen Stellen zu Tage trat und an
RÖHRTRÖGEN geschöpft werden konnte, waren inmitten der umliegenden Dörfer und Weiler schon zahlreiche
DORFBRUNNEN
zum allgemeinen Gebrauch auf "Dorfrechnung" gebaut worden.
Es waren öffentliche Brunnen, d.h. alle Bewohner des Ortes konnten den gleichen Vorteil genießen, das Wasser in der Nähe zu schöpfen, und bei Feuergefahr zu nutzen. Somit verstand es sich von selbst, dass sie auch gemeinschaftlich instand gehalten wurden.
Gemeinhin wurde der
ROHRBRUNNEN in der Mitte des Dorfes angelegt, und bestand aus folgenden 3 Teilen:
(1) dem
BRUNNEN mit BRUNNENKASTEN, in welchen das Wasser aus dem
BRUNNENSTOCK durch eine Röhre geleitet wurde.
(2) Aus dem
BRUNNENTROG, der das Abwasser von dem Brunnenkasten erhielt und zur Tränkung des Viehes diente, und
(3) aus der
SCHWEMME, welche das Abwasser von dem Brunnentrog erhielt und zugleich als Wasserreservoir zur Löschung eines ausbrechenden Feuers diente.
In Dörfern, wo es an Röhrenwasser fehlte, oder wo dasselbe zu hoch lag, als dass man das
Quellwasser durch Röhren in das Dorf leiten konnte, behalf man sich mit einem
SCHÖPF~ oder ZIEHBRUNNEN.Weil aber bei diesen das Wasser leicht von außen her verunreinigt wurde, und sich auch mancherlei Unglücksfälle am offenen Brunnen ereigneten, bediente man sich in den meisten Städten eines
VERSCHLOSSENEN BRUNNENS.In einem 1860 erschienenen
>Leitfaden für Dienstmädchen bei ihren Haus~ und Gartengeschäften< wurde augenzwinkernd auf die außerordentliche Beliebtheit der
BRUNNEN bei den
MÄDCHEN in Stadt & Land verwiesen:
"Auf dem Dorfe ist die Hauptaufgabe eines BRUNNENS, Wasser zu liefern für Menschen und Vieh. So ein ROHRBRÜNNLEIN mit hellem frischem Wasser, etwas abseits an trauter Stelle gelegen, unter dem Laubdach einer Linde, erlebte dennoch allerlei und es war Niemand, der nicht in Leid und Freud an seiner Seite gesessen und verrathen hätte, was sein Herz bewegte. Mehr als der vertrauteste Beichtvater wußte das ROHRBRÜNNLEIN von dem Leben des Dorfes. Was ihm da nur die Mädchen verriethen, die mit Krug und Eimerwage erschienen und ihr redseliges Stelldichein hielten. Die Gefäße waren lange voll und liefen über, bis sich Eines oder Alle durcheinander satt geredet hatten.
Dem BRUNNENROHR stand oft nur so der Mund offen vor Verwunderung, wie's da und dort in einem Hause zuging, was sich liebte und wer treulos wurde, wo es Fehltritt oder Unfrieden gab. Das Gute wurde weniger besprochen, es sei denn, daß sich Eines selber lobte...
Die STADTBRUNNEN hingegen sind insbesondere dazu vorhanden, den Wasser holenden Mägden einen bequemen VERSAMMLUNGSORT zu gewähren. Hier werden in abendlicher Stille die großen und kleinen Ereignisse des Tages verhandelt. Hier werden die Herrschaften gegenseitig durchgemustert und wohl auch durchgehechelt. Das Wasser läuft nicht voller und schneller aus den Brunnenröhren als Neuigkeiten, Klatschereien, Wahrheiten und Lügen im bunten Gemisch von den Lippen des versammelten Mägdekollegiums der Nachbarschaft fallen.
Da klappert's und plappert's wie in einer Mühle...
Gewöhnlich gibt's, wie's in der Kirche einen Vorsänger gibt, am Brunnen eine VORSCHWÄTZERIN, deren Mundwerk so gut und noch besser eingeübt ist, als das einer Elster..."
Bleibt mir nur noch die Aufgabe, allseits meinen mir eigenen Optimismus zu verbreiten.
Hierzu möge das kleine
BRUNNENSPRÜCHLEIN dienen,
welches dereinst eine poetische Frohnatur von sich gab:
"Lieb Wässerlein, wie rinnest du,
wie klingest du so rein;
So frisch und munter, wie du bist,
zu jeder Stunde, jeder Frist
- so sollte man auch sein !"
Übrigens: Sollten Sie noch nie einen
FRISCHEN TRUNK AUS DER PLUMPE (wie man in unserer Region umgangssprachlich sagt) genommen haben,
möchte ich ihn hiermit dringend empfehlen:
Ein erfrischenderes & wohlschmeckenderes
KALTGETRÄNK finden sie nirgendwo!
In meinen Kindheitserinnerungen ist mir dieses
>DÖRFLICHE FERIENERLEBNIS< unauslöschlich erhalten geblieben...aaahhhh...mmmhh