"Durch ganz Teutschland ist nichts Bekannteres, nichts Geübteres als das schweiß- und dampfbaden, darauff der gemeine Mann und viel ansehnliche Bürger dermaßen steif und stark halten, daß sie vermeynten viel verloren zu haben, wenn sie nit alle Samstag und alle Feyerabend in das Schweißbad gehen um zu schwitzen, sich reiben und abwaschen zu lassen." So lautet ein Bericht aus der Zeit um 1610.
Schon seit dem 8. Jahrhundert standen in vielen Häusern bereits Holzwannen oder Zuber bereit, in denen Badewasser durch heiß gemachte Steine erwärmt wurde. Seit etwa 1370 benutzte man dann, auch schon auf dem Lande, die öffentlichen Bad-Stuben, die auf Anordnung der Obrigkeit entstanden. In der Blütezeit des Badewesens gab es kaum ein Dorf oder größeren Weiler ohne ein oder mehrere solcher Badeanstalten.
Auch das kleine, in einer sumpfigen Niederung liegende Ackerbürgerstädtchen
SENFTENBERG machte keine Ausnahme.
Dessen Häuser waren damals klein, dicht aneinander gedrängt und auf den ungepflasterten Straßen lagen Kehricht und Speisereste umher.
Die unbebauten Hausplätze wurden zum Sammelplatz für jeden Unrat und vor den kleinen Katen lag oft ein stattlicher Dunghaufen als Vorbau, den das auf die Weide getriebene Vieh noch aufwühlte. Die dadurch verbreiteten schädlichen Dünste trugen selbstredend zur Ausbreitung verheerender Krankheiten bei, welcher der Rat späterhin mit der Schaffung einer
BADESTUBE trotzte. Das Haus, in welchem sie damals eingerichtet war, hieß die
BADEREI und die Gasse, in welcher sie lag, die
BADERGASSE. Das Bedürfnis nach Reinigung des Körpers musste unseren Vorfahren sicher noch fühlbarer erschienen sein als uns heute, erwies es sich doch als das wirksamste Mittel gegen Krankheiten sowohl als auch zur Heilung derselben.
Im
>ORBIS PICTUS<, einem 1658 in Nürnberg erschienenen, später weit verbreiteten Jugend- und Schulbuch, erklärt der Lehrer Johann Amos Comenius seinen Schülern
>DIE SICHTBARE WELT<und beschreibt dort verständlich und illustriert u.a. auch
DAS BAD
"Wer zu baden begehrt im kalten Wasser, der steiget in den FLUSS (1).
In der BADESTUBE (2) waschen wir uns den Schmutz ab, wenn wir entweder sitzen in der BADEWANNE (3) oder steigen auf die SCHWITZBANK (4), und reiben uns mit einem BIMSSTEINE (6) oder härnen TUCHE (5). In der AUSZIEHSTUBE (7) ziehen wir aus die Kleider und gürten uns mit der BADESCHÜRZE (8).
Das Haupt bedecken wir mit dem BADEHUTE (9) und die Füsse stellen wir in das FUSSBECKEN (10). Die BADEWÄRTERIN (11) trägt Wasser zu in dem BADEGESCHIRRE (12), das sie schöpft aus dem WASSERTROGE (13), worein es fließt aus den BADERÖHREN (14).
Der BADER (15) schröpfet mit dem SCHRÖPFEISEN (16) und indem er die SCHRÖPFKÖPFE (16) ansetzet, ziehet er heraus das Blut zwischen Haut und Fleisch, welches er abwischt mit dem SCHWAMME (18)."
Es wurde also viel gebadet zu damaliger Zeit.
Fromme und wohlhabende Personen sorgten durch Stiftungen sogar dafür, dass den Armen freie Bäder gegeben wurden und dass Schüler und Gesellen wenigstens einmal wöchentlich unentgeltlich die
BADESTUBE benutzen konnten. Weil man solche Wohltätigkeiten zur Erlangung des eigenen Seelenheils machte, erhielten sie den Namen
SEELENBÄDER. Den Armen wurde zur Erquickung hierbei zugleich Speis & Trank gereicht. Das war aller Achtung wert und machte bald darauf Schule: die Badstuben dienten neben ihrem eigentlichen Zweck zugleich der Unterhaltung und dem Vergnügen; es gab Musik und Gesang; Imbisse und Getränke wurden gereicht - Tischersatz war ein Brett, quer über die Badekufen gelegt.
Männer und Frauen badeten gemeinsam. Handwerksgesellen und Lehrbuben erhielten seinerzeit Badegelder, wie man heute Trinkgelder gibt.
Unter dem Einfluss der Aufklärung verbreiteten sich im 19. Jahrhundert neue Ansichten zu Medizin, Hygiene und Bewegung und auch die körperliche Reinigung bekam einen neuen Stellenwert.
Das 1900 eröffnete
INHALATION, BAD~ & KURHAUS war in Senftenberg Vorreiter auf diesem Gebiet. Es bot eine geharnischte
THERAPIE-PALETTE zur Gesundheitsfürsorge an, wie aus den Werbeanzeigen des Lokalblattes hervorgeht:
Übrigens fiel diese Einrichtung in der Folgezeit nicht nur negativ durch
FÜHRUNGSWECHSEL und damit Kompetenzrangelei
sondern auch positiv durch
WINTERLICHE GESUNDHEITSVORSORGE auf, die hier abschließend zu sehen, da in diesem Jahr überraschenderweise wieder mal brandaktuell, ist: