Neues 260 - 2017-01-08

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Matthias
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Neues 260 - 2017-01-08

Beitragvon Matthias » Sa 7. Jan 2017, 08:55

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Harald
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Re: Neues 260 - 2017-01-08

Beitragvon Harald » So 8. Jan 2017, 20:25

Dorfschulze_resize.jpg
>WIR BÜRGERMEISTER UND RATSLEUTE
ZU SENFTENBERG<


Mit diesen Worten wurde zum ersten Mal eine URKUNDE vom 9. November 1423 unterzeichnet.
Die RATSLEUTE wählten damals einen BÜRGERMEISTER aus ihren Reihen und der Erwählte nahm von seinem Vorgänger das STADTSIEGEL und die SCHLÜSSEL in Empfang.
An diesem Prozedere hat sich bis heute kaum etwas verändert:
"Das ist der Moment, in dem ich mit einem Mal fünf Kilo los werde." scherzte im Februar 2007 der nach 1933 erste frei gewählte Bürgermeister Klaus-Jürgen Graßhoff, als er neben Schlüssel & Stadtsiegel auch die Amtskette an seinen Nachfolger, Andreas Fredrich, übergab.

Bürgermeister SFB_resize.jpg

Herr Graßhoff war vor Amtsantritt als Zahntechnikermeister, Herr Fredrich als Jurist tätig, was auch im 15. Jahrhundert keinerlei Aufsehen erregt hätte. Schließlich waren doch einstmals in unserer Stadt auch schon ein ehrsamer Schneider und ein anderes Mal ein Gastwirt BÜRGERMEISTER.
Deren Gehalt war damals so gering, dass sie es durch diverse Nebeneinkünfte & Vergünstigungen aufbessern mussten:
jeder Branntweinbrenner musste ihm ein Schwein mästen, für den Schmaus bei der Ratswahl wurden ihm 10 Taler gewährt, den Bierbrauern beim Pfannengeld und dem Viehhirten zum Lohn hatte er nur die Hälfte zu zahlen.
Auch die 6 RATSMÄNNER machten davon Gebrauch. Da sie nicht mit einem bestimmten Gehalt ausgestattet wurden, hatten sie Anspruch auf gewisse Gebühren, Strafgelder oder Anrechte, auf Teilnahme an Festessen, die auf Kosten der Stadtkasse ausgerichtet wurden.
Pfannengeld und Hirtenlohn wurden auch bei ihnen halbiert.
Ihr größtes Plus: sie wurden auf Lebenszeit gewählt und hatten somit fast ausgesorgt - es sei denn...

Ratsherren_resize.jpg

Und da sind wir nun bei den bislang unergründlichen Vorgängen um die vordem erwähnten Senftenberger BÜRGERMEISTER LEGAU und VON BÜNAU, ....
Meine Recherche im >Senftenberger Anzeiger< brachte diesbezüglich auch kein Licht ins bürokratische Dunkel, da sich nur wenige MITTEILUNGEN des Jahres 1935 auf die genannten Personen bezogen.
Diese möchte ich dennoch in zeitlicher Abfolge zitieren:

15. Juni 1935:

Bei einer Tagung des "Reichsluftschutzbundes" wurde unter den Teilnehmern zum letzten Mal der Name >Bürgermeister LEGAU< aufgeführt.

28. Juni:

Der 1. Nachtrag zur "ORDNUNG über die Erhebung von Standgeldern auf Märkten, Rummelplätzen und Volksfesten in Senftenberg vom 18.12.1934" wurde unterzeichnet mit:
>Der Bürgermeister. I.V. gez.: HERTHA<

26. August:

"Wie verlautet, ist ein Regierungsreferendar der Regierung in Frankfurt a.d.O. mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Bürgermeisters unserer Stadt beauftragt worden. Der neue KOMMISSARISCHE BÜRGERMEISTER wird in den nächsten Tagen seinen Dienst antreten."

2. September:

"Bis zur endgültigen Regelung der Senftenberger Bürgermeisterfrage ist, da eine Entscheidung über die vorliegenden Bewerbungen noch nicht gefallen ist, Regierungsreferendar Obersturmbannführer Pg.
VON BÜNAU kommissarisch mit der Führung der Geschäfte des Bürgermeisters beauftragt worden."

7. September:

"Gestern nachmittag fand ... die Amtseinführung des mit der Wahrnehmung der Bürgermeistergeschäfte betrauten Obersturmbannführers VON BÜNAU statt.
Der Amtseinführungsakt wurde von Regierungsrat Dr. Ackermann vollzogen. Anschließend sprach Stadtrat HERTHA.
Sodann nahm der kom. Bürgermeister VON BÜNAU das Wort, um in kurzen Umrissen Grundsätzliches über seine Berufung darzulegen.
VON BÜNAU steht im 29. Lebensjahr, er entstammt einer alten preußischen Offiziersfamilie. Seine Geburtsstadt ist Spandau. Nach seiner Ausbildung an höheren Schulen, u.a. in Spandau und Potsdam und nach dem juristischen Studium in Berlin, erfolgte die erste amtliche Dienstleistung bei der Regierung in Frankfurt a.d.O.
VON BÜNAU war anschließend beim Landratsamt in Züllichau tätig, die Berufung nach SENFTENBERG...erfolgte aus seiner erneuten Tätigkeit bei der Regierung in Frankfurt a.d.O.
Der SA gehört VON BÜNAU seit 1929 an. Er führte die Standarte 6 (Schwiebus) und später gehörte er der Standarte 8 (Frankfurt a.d.O.) an.
Im Laufe des heutigen Vormittags fand die erste Dienstbesprechung statt. Nach der Dienstbesprechung wurde der kom. Bürgermeister mit Beamten und Angestellten des Magistrats bekannt gemacht."


30. September:

"...daß die Parteibeauftragten in den Städten und Gemeinden, sobald ein BÜRGERMEISTER die ihm gegebene Machtstellung in einem der Bewegung schädlichen Sinne braucht, das Erforderliche veranlassen werden...Dabei werde es vielleicht erforderlich sein, in Zukunft für solche politisch bedenklichen Fälle noch geeignetere Handhaben zu schaffen...
Denn eine nochmalige AUSKÄMMUNG von ungeeigneten Elementen, die nach wie vor dem Nationalsozialismus fremd gegenüberstehen und die dank der Großzügigkeit und Gutmütigkeit der Bewegung nicht beseitigt, und während ihrer Bewährungsfrist gewogen und zu leicht befunden worden sind, scheine erforderlich zu sein,
WAS MANCHERLEI MISSHELLIGKEITEN UND SCHWIERIGKEITEN AUS DER WELT SCHAFFEN WÜRDE."

Und dann zog Ruhe ein: VON BÜNAU ließ ORTSGRUPPENFÜHRER BLECHEN die großen Reden schwingen. Er selbst unterzeichnete nur gelegentlich lokale Ankündigungen. Das war's.
Man war ja sowieso nur BÜRGERMEISTER AUF ZEIT...


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