Neues 243 - 2016-09-11

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Matthias
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Neues 243 - 2016-09-11

Beitragvon Matthias » Sa 10. Sep 2016, 10:05

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Harald
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Re: Neues 243 - 2016-09-11

Beitragvon Harald » So 11. Sep 2016, 11:20

Ferienspiele Marga_resize.jpg
Es verwundert eigentlich nicht, dass ALTE FOTOS für NEUE BILDERMÄPPCHEN herhalten mussten, denn die DDR bediente sich gern alter "Muster", um sie als "Neuheiten" zu deklarieren.
Passend zu den just beendeten SOMMERFERIEN offenbart uns
>Das dicke DDR-Buch< folgendes zum Thema:

FERIENSPIELE

"Von Lehrern und Hortnern betreute FERIENGESTALTUNG für Kinder,
die nicht verreisten.
In den immer 8 Wochen dauernden GROSSEN FERIEN (1. Schultag immer der 1. September)
gab es mehrere Durchgänge: baden, wandern, basteln, Kino, Ausflüge.
Teilnahmekosten für 2 Wochen: 1 Mark."

Ich bin mir ganz sicher, dass viele der Meinung sind, dass diese Möglichkeit der FERIENBETREUUNG erst vom ehemaligen "Arbeiter~ und Bauernstaat" ins Leben gerufen wurde.
Weit gefehlt, denn es gab schon immer Kinder, die mitsamt Familie verreisten, doch für viele lautete eben die Weisung:
"FERIEN ja - aber FERIEN mit Zuhausebleiben."

Denen riet im Jahre 1929 ein Kolumnist des >Senftenberger Anzeiger<:

"So betrüblich das ist, sollte man es doch nicht allzu tragisch nehmen. Es kommt schließlich nicht darauf an, WO man die Ferien verbringt, sondern WIE man sie verbringt, und da ergeben sich auch zu Hause allerlei Möglichkeiten. Man muß sie nur zu nützen wissen.
Es ist kein Ort so verlassen, daß er nicht auch sein Stückchen Wald oder seine blühende Heide oder sonst einen Tummelplatz für ferienfrohe Jugend aufweist, und wenn man dort irgendwie sich an Ball~ und Laufspielen ergötzen oder sonst etwas unternehmen kann, was man in der Gebundenheit der Schulzeit nicht durchzuführen vermag, so kann man als frischer Junge oder ebensolches Mädel auch an gewohnten Stätten seine FERIEN recht achtbar genießen. Ein bißchen "austoben" - das ist ja schließlich die Hauptsache. Auch Ausflüge in eine noch unbekannte weitere Umgebung des Heimatortes lassen sich ganz gut veranstalten. Wer "in die FERIEN" gehen kann, dem braucht man wirklich nicht erst zu sagen, was sich da alles tun läßt..."

Doch nun zur Geschichte der
>FERIENSPIELE IN UNSERER REGION<.

Alle Fakten zur ÖRTLICHEN FERIENGESTALTUNG 1928/29 in MARGA entnahm ich dem >Senftenberger Anzeiger< - illustriert mit einem FOTO von meinen eigenen FERIENSPIELEN 1952 in HÖRLITZ:

Ferienspiele Hörlitz 1952_resize.jpg


MARGA_1.8.1928

"Auch in unserm Orte werden die von der Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufenen FERIENSPIELE von den Kindern rege besucht. 68 fanden sich am ersten Tage ein, während jetzt ihre Zahl auf 200 gestiegen ist.
Ein Zeichen dafür, daß diese Einrichtung bei unserm Nachwuchs Anklang gefunden hat.
Es ist eine Freude zu beobachten, wie sich unsre Kleinen und Kleinsten unter Aufsicht von freiwilligen Helferinnen und Helfern an Licht und Sonne tummeln. Hier wird Fuß~ und Handball gespielt, dort wird hoch~ und weitgesprungen, da vergnügt man sich am Reck und unsre Kleinsten üben mit ihren unermüdlichen Helferinnen die beliebten Reigen~ und Kreisspiele. Und nicht zu vergessen, die tägliche Speisung der hungrigen Mäuler mit Griessuppe, Kakao, Würstchen mit Semmeln usw. Dieses bildet natürlich mit den Höhepunkt des Tages und mit wie wenigen ist den Kindern eine Freude zu bereiten.
Am Abend zieht dann alles geschlossen mit Gesang bis an das Gemeindeamt, wo sich der Zug auflöst, nachdem jedes Kind noch etwas Süßes mit auf den Weg bekommen hat. Ein Sanitäter ist auch ständig auf dem Spielplatz anwesend, um bei eintretenden Fällen sofortige Hilfe leisten zu können. FERIENSPIELE sollen ein Ersatz für eine FERIENREISE sein und die Kinder während ihrer vierwöchentlichen Freizeit den Gefahren der Straße entziehen."

GRUBE MARGA_1. Juli 1929


Da der erste Versuch im vergangenen Jahre als geglückt bezeichnet werden kann, finden jetzt wieder in den sogenannten "großen Ferien" FERIENSPIELE statt, veranstaltet von der Arbeiterwohlfahrt, die auch die ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer dazu stellt.
Mittwoch, den 3. Juli, nehmen sie ihren Anfang und enden am 30. Juli.
Täglich um 14 Uhr ist Antreten der KInder am Gemeindeamt, um 16 Uhr findet die Speisung statt, um 18 Uhr ist Schluß der Spiele und gemeinsamer Einmarsch.
Zur teilweisen Deckung der Unkosten wird der Betrag von 10 Pfg. erhoben. Die Verpflegung besteht aus Kakao, Milch, Suppe, Semmel, Würstchen und dergleichen, um den hungrigen Mäulchen eine Abwechslung zu bieten. Da sich der im Vorjahr benutzte Platz als ungeeignet erwiesen hat, wird in diesem Jahre der alte Schießstand, an der Straße Marga-Brieske gelegen, benutzt, welchen Direktor Klitzing in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellt und dortselbst auch Kochgelegenheit usw. hat einbauen lassen.
Alle Eltern, die den Wert der FERIENSPIELE erkannt haben, werden ersucht, ihre erholungsbedürftigen Kinder zu schicken, damit sie den Gefahren und dem Verkehr der Straße entzogen werden und sich frei tummeln können in Luft und Sonne.

GRUBE MARGA_25.7.1929

"Die FERIENSPIELE sind in diesem Jahre ebenfalls als Halbtagsfürsorge gedacht.
Man muß teilgenommen haben, sich in die Kinderseele hineinversetzen, um verstehen zu können, daß diese Veranstaltungen während der Sommerferien für die Kinder, denen keine FERIENREISE oder sonstige Erholung geboten werden kann, unentbehrlich geworden sind.
Dem Kreis und den Gemeinden, die die Durchführung ermöglichten, muß Dank gezollt werden.
Sie haben es verstanden, den Kindern im Rahmen der beschränkten Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, eine Erholung zu bieten. 200 Kinder, dies ist die tägliche Teilnehmerzahl, zu betreuen und zu überwachen, mit ihnen zu spielen, ihre kleinen Leiden und Freuden zu verstehen,
dies ist die Aufgabe der ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer der Arbeiter-Wohlfahrt,
die sich uneigennütztig in den Dienst der guten Sache gestellt haben.
Am 30. Juli finden die FERIENSPIELE ihren Abschluß. Zur Feier des Tages findet eine zweimalige Speisung der immer hungrigen Münder statt. Am Abend geht es unter Lampionbeleuchtung bis zum Gemeindeamt, wo die endgültige Auflösung stattfindet."

Wie in MARGA, wurden auch in anderen Orten FERIENSPIELE angeboten,
z.B. in REPPIST:
(1.8.1929)

"Gestern fanden die von der hiesigen Arbeiterwohlfahrt geleiteten FERIENSPIELE ihren Abschluß. Gastwirt Lehmann hatte, da hierzu kein anderer geeigneter Platz vorhanden ist, seinen schattigen Garten zur Verfügung gestellt. Während der Spiele wurden die Kinder abwechselnd mit Kaffee, Kakao, Brötchen und Würstchen bewirtet.
Als Abschluß veranstalteten die Kinder einen Lampionumzug durch den Ort."


Und wenn dann die Schulkinder nach den GROSSEN FERIEN wieder zur Schule gingen und das Ortsbild belebten, waren die meisten braun gebrannt, so dass man annehmen durfte,
dass sie zu Hause oder anderswo gute Erholung gefunden hatten.
Dann ging es mit frischen Kräften wieder in den Kampf fürs Leben,
denn das neue Schuljahr begann stets mit dem SLOGAN
>NICHT FÜR DIE SCHULE, SONDERN FÜR'S LEBEN LERNEN WIR<
- sowie dem traditionellen AUFSATZTHEMA "MEIN SCHÖNSTES FERIENERLEBNIS" ,
welches speziell für Daheimgebliebene eine echte Herausforderung darstellte... :oops:


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