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Neues 234 - 2016-06-26

Verfasst: Sa 25. Jun 2016, 09:06
von Matthias
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Re: Neues 234 - 2016-06-26

Verfasst: Sa 25. Jun 2016, 13:09
von Harald
RB Plakat 2_resize.jpg
Das
>Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund Deutscher Kriegsteilnehmer & Republikaner<
verstand sich als überparteiliche Abwehrfront der republikanischen ehemaligen Frontkämpfer gegen die vaterländischen Verbände. Sein Programm lautete "Kampf für Demokratie und Republik". Die Mitglieder rekrutierten sich weitgehend aus der SPD und Gewerkschaften.

ALLE KAMPFBÜNDE DER WEIMARER REPUBLIK
pflegten ein am Vorbild der Armee orientiertes Selbstbild, waren quasi militärische Verbände, die zunehmend Ausmärsche ins Gelände und manövermäßige Geländeübungen durchführten und die junge Generation "Wehrsport", ab 1927 "Schutzsport" treiben ließen. Er sollte bei ihnen Entschlossenheit und Selbstvertrauen, Kaltblütigkeit und Ritterlichkeit, Härte und Widerstandsfähigkeit entwickeln und sie zu Ordnung und Pünktlichkeit, Pflicht~ und Verantwortungsgefühl, Opferfreudigkeit und Selbstbeherrschung erziehen.
Auf dem Foto sind uniformierte Jugendliche vom >Jungbanner< zu sehen:

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Die MITGLIEDER verstanden sich selbst als "politische Soldaten":
die Roten Frontkämpfer (RFB) nannten sich >Soldaten der Revolution<, die Stahlhelmmitglieder >Soldaten der Nation< und die Reichsbanner-Mitglieder >Soldaten der Republik<.
Tugend, Dienst, Unterordnung, Disziplin und Kompromisslosigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Gegner waren die Schlüsselkategorien, die wiederum eng mit dem Begriff der "Männlichkeit" verbunden waren:
nach außen symbolisierte sich das "Soldatische" in straffer Haltung und sauberem, ordentlichen Auftreten jedes Einzelnen, in der Gruppe durch den exakten Gleichschritt einer einheitlich uniformierten Marschkolonne.
Die Mitglieder bezogen sich positiv auf Begriffe wie Treue, Mut, Pünktlichkeit, Ordnung, anständiges Betragen, sowie freudiger und freiwilliger Gehorsam - letzteres allerdings mit dem bezeichnenden Zusatz "gegen die selbstgewählten Vorgesetzten"...
Neben Uniformen und Abzeichen war die FAHNE das wichtigste Symbol eines jeden Kampfbundes, deren Bedeutung durch diverse FAHNENWEIHEN herausgehoben wurde.
"Flagge zeigen" gehörte schon immer zu den grundlegenden Elementen der politischen Auseinandersetzung.
Gleiches galt für den gemeinsamen GRUSS:
Während die RFB-Angehörigen "Rot Front" riefen, grüßten sie zugleich mit dem angewinkelten, nach oben gestreckten Arm und der geballten Faust. Nicht weniger effektvoll gelang dies der SA mit ihrem "Hitlergruß". Im Reichsbanner dagegen wurde nur mit "Frei Heil" ohne Handbewegung gegrüßt. Diesen Nachteil versuchte ihre Nachfolge-Organisation, die "Eiserne Front", 1932 nachzubessern, indem sie den Gruß "Freiheit" einführte, bei dem der Arm nach oben gestreckt und die Faust geballt wurde. Eine größere Karriere war diesem Armgruß allerdings nicht beschieden, da er sich doch allzu sehr als Kopie des erfolgreichen RFB-Grußes erwies...

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Unter dem Titel >Schutz der Republik – die große Mode<
resümierte der deutsche Journalist, Schriftsteller & Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky im Jahre 1924:

"Es hat sich in diesen letzten Monaten in Deutschland etwas geändert. Es sind Leute sichtbar geworden, die die Republik verteidigen wollen. Der Staat vermag sich nicht zu schützen, blamiert sich in Kompromissen mit der Reaktion. Es war Pflicht der Bürger einzugreifen. Etwas spät kam die Erkenntnis zwar, aber immerhin...
Das REICHSBANNER verfügt über ein beschämend sehenswertes Bundesorgan. Darin machte man aus einer Sache, die eine Sache des Geistes hätte sein müssen, eine Mützen~ und Uniformangelegenheit.

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Neben Aufsätzen längst abgestempelter Persönlichkeiten findet man ein Verzeichnis von Artikeln der Magdeburger Einkaufszentrale, von der Einheitswindjacke über Militärbrotbeutel und Satinschärpen in einfacher oder besserer Ausführung (gefüttert mit Goldfransen), bis hin zu »Plakate, Eichenlaubrand, mit Adler, Text: 'Frei Heil', 'Hoch die Republik', 'Herzlich willkommen'«. Eine Zeitungsrubrik führt den Titel: »Granatsplitter«, eine andere: »In der Kantine«.
Habt ihr denn eine so unbezwingliche Sehnsucht nach Eichenlaub und Adlern, und muß man sich in der Republik wie in der Kantine fühlen ?"

Sein vernichtendes Urteil lautete:

"REICHSBANNER zelebriert Verfassungsfeiern, REICHSBANNER macht Stechschritt, REICHSBANNER drapiert Potsdam schwarzrotgold und REICHSBANNER prügelt sich mit Kommunisten..."

Das REICHSBANNER musste stets mit einem Widerspruch leben:
für den Frieden eintreten zu wollen und sich dabei militärischer Rituale zu bedienen. Das klang bei ihnen so:

"Als REICHSBANNER SCHWARZ-ROT-GOLD lehnen wir den Militarismus ab, weil er eines aufrechten, freiheit~ und ehrliebenden Volkes unwürdig ist und das schlimmste Elend über die Völker gebracht hat. Und doch ist nicht alles schlecht am Militarismus, wie alles hat auch er seine zwei Seiten und das Brauchbare des Militarismus werden wir für unsere Zwecke verwenden müssen."

Ossietzky's Kommentar:

"Wer auf den ewigen Korporal im Deutschen spekuliert hat,
der hat noch niemals falsch spekuliert.
Zwischen Schwarzweißrot und Schwarzrotgold soll eine Welt liegen. Wirklich ?!"

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