21. NIEDERLAUSITZER SÄNGERBUNDESFEST
vom 1. bis 3. Juni 1929 in Senftenberg
anlässlich des 75jährigen Bestehens des dort ansässigen Männergesangvereins
Aus Herzen treu und bieder,
Ihr Männer allzugleich,
nehmt hin den Gruß der Lieder
und Freude sei mit Euch !
Als am 1. Juni 1929 der allseits populäre Senftenberger Kantor
RUDOLF LEHMANN den Beginn des großen SÄNGERFESTES mit den Worten
"Nun ist Tat geworden, was in wochenlanger Arbeit vorbereitet wurde..."
verkündete, fühlte er sich sichtlich erleichtert.
Bei einem solchen Großereignis steht und fällt alles mit der richtigen Planung und Organisation, wussten schon unsere Altvorderen.
Bislang haben wir uns bei Ereignissen aus dem Kulturleben der Stadt Senftenberg und den umliegenden Orten meist auf die mehr oder minder erfolgreiche Durchführung der Veranstaltungen konzentriert.
Damit wir aber auch einmal Einblick in die sehr anstrengende
VORBEREITUNGSPHASE
erhalten, habe ich aus dem >Senftenberger Anzeiger< die einzelnen Etappen herausgelöst; auch, um im Nachhinein das große Engagement der Senftenberger Bürgerschaft zu würdigen:23. Mai:
"Die Tage des
SÄNGERBUNDESFESTES, daß anläßlich des 75 jährigen
Bestehens des
MÄNNERGESANGVEREINS 1854 hierselbst stattfindet, rücken immer näher. Seit geraumer Zeit sind die Kommissionen mit den Vorbereitungen eifrig am Werke, um das Fest zu einer eindrucksvollen Sängerkundgebung zu gestalten.
Der Bund zählt 4000 Sänger, daher ist eine größere Anzahl auswärtiger Sangesbrüder zu erwarten. Nach den bisherigen Anmeldungen kann mit über 2000 Sängern, die an dem Fest sich beteiligen, gerechnet werden.
Daher ergeht an unsere Einwohnerschaft die herzliche Bitte, in weitestgehender Weise Quartier zur Verfügung zu stellen, damit auch in dieser Hinsicht ein gutes Gelingen des großen Ganzen gewährleistet werden kann."
27. Mai:
"Am Sonnabend nachmittag weilten Mitglieder des Vorstandes des Niederlausitzer Sängerbundes in unsrer Stadt, um zusammen mit dem Festausschusse die Teile der inzwischen eingetroffenen zerlegbaren
SÄNGERBUNDESHALLE zu besichtigen und wegen ihrer Aufstellung auf dem Sportplatze alles Nötige zu veranlassen.
Der Monteur der Lieferfirma stellt die
HALLE mit 15 Hilfskräften im Laufe des heutigen Vormittags und einiger Nachmittagsstunden auf, sodaß am heutigen Abend in ihr eine Vorprobe stattfinden kann, um die akustischen Verhältnisse zu prüfen.
Eine besondere Ausschmückung erfährt die
SÄNGERBUNDESHALLE noch dadurch, daß an ihren Pfeilern die
WAPPEN der Städte der Niederlausitz angebracht werden sollen, aus denen die Bundesvereine zum Sängerfeste kommen. Die Einweihung der Halle findet am Sonntag, 2. Juni, vor der ersten offiziellen Probe zu den Bundeskonzerten am Abend des selben Tages statt."
28. Mai:
"Gestern abends fand eine
PROBE der Massen~ und anderen Chören der nach hier beorderten Sänger des Gaues V statt. Die wuchtigen Chöre von über 300 Sängern gesungen, wurden mit Begeisterung vorgetragen, und zeugten von sorgfältiger Einstudierung. Die einzelnen Chormeister haben auch hier ganze Arbeit geleistet."
29. Mai:
"Die Tage des SÄNGERBUNDESFESTES rücken immer näher heran.
Dieserhalb wird namentlich die Wetterfrage lebhaft erörtert.
Der Bau der neuen
SÄNGERBUNDESHALLE mit der
SÄNGERBÜHNE ist beendet und die
DEKORATION der Stadt wird in den nächsten Tagen Verwirklichung finden. Eine Feststadt darf es sich nicht nehmen lassen, in diesen Tagen einen würdigen Schmuck anzulegen.
Der Marktplatz, die Eingänge der Stadt zur Bahnhofstraße, Kaiser-Friedrichstraße usw. werden eine neuzeitliche sinnige Dekoration aufweisen. Birkengrün, Masten mit Flaggen, Ehrenbogen und ~pforten sind allenthalben vorgesehen, und im übrigen werden alle Gebäudebesitzer gebeten, ihrem Heime den schönsten Schmuck anzulegen. Auch grüne Birken zu beiden Seiten der Straßen aufgestellt, sind ein beliebter Festschmuck. Tannengrün und Birkenzweige können ab Donnerstag nachm. 4 Uhr auf dem Marktplatze entnommen werden.
Möchten alle Einwohner darin wetteifern, den Sängern und Gästen angenehmen Aufenthalt zu bereiten."
30. Mai:
"Die Arbeit der einzelnen Ausschüsse ist nahezu bewältigt. Die bisher gemeldeten auswärtigen Sangesbrüder sind zumeist in die wohlwollend bereitgestellten
QUARTIERE untergebracht; ca. 2500 Festteilnehmer werden sich hier einfinden. Es ist daraus zu ersehen, in welchem Ansehen unsre Stadt in der Ferne steht. Sänger aus allen Ständen wollen uns mit fröhlichen und auch ernsten Liedern erfreuen. Im Liede fest verbunden soll uns hauptsächlich das Zusammenwirken bei den Massenchören zeigen.
Am Sonntag früh gegen ¾ 9 Uhr trifft ein
SÄNGER-EXTRAZUG von Cottbus kommend hier ein. Dieser ist für die Sangesbrüder bestimmt, die über Cottbus fahren müssen.
Allen hilfsbereiten Quartiergebern sei noch mitgeteilt, daß sich nun 'Mutter' beizeiten einrichten möchte, damit ihr und den Ihren die fremden Gäste nicht als unverhofft erscheinen. Verraten dürfen wir ferner, daß es an unvermählten Sängern beim Feste auch nicht fehlen wird; also -- Lied hoch !"
31. Mai:
"Eingeleitet wird das Fest am Sonnabend nachmittags ½ 6 Uhr durch eine feierliche
EHRUNG der Verewigten auf dem alten Friedhofe.
Abends 8 Uhr beginnt der große
SÄNGERKOMMERS im Gesellschaftshause, den alle Sangesfreunde mit ihren Angehörigen nicht versäumen möchten, zumal die vorgesehenen Darbietungen jeden befriedigen werden.
An Sonntag früh 7 Uhr wird die Stadtkapelle den
WECKRUF mit Posaunen und Trompeten vom Rathausturme ertönen lassen.
Vormittags 9 Uhr nach Ankunft des Haupt~ und des Extrazuges
EMPFANG der auswärtigen Vereine auf dem Bahnhofe.
Hierauf
EINMARSCH - Abbringen der Fahnen zum Rathause -
MARSCH nach dem Festplatze.
HAUPTPROBE der Massen~ und Gauchöre in der neuen Sängerhalle.
Um 1 Uhr Beginn des
FESTMARSCHES vom Neumarkt durch die Dresdner~, Schloßstraße, Marktplatz -
BEGRÜSSUNG & EHRUNGEN -, Kreuz~, Garten~, Bahnhof~, Kreuz~, Kaiser-Friedrich~,Briesker Straße nach dem Festplatz.
Daselbst um ½ 3 Uhr
1. BUNDESKONZERT,
um ½ 6 Uhr
2. BUNDESKONZERT.
Am Montag früh
AUSFLUG. Besichtigung der Grube Meurostolln,
nachmittag 2 Uhr:
HAUPTPROBE des FESTKONZERTS des Jubelvereins.
Abends 8 Uhr:
FESTAUFFÜHRUNG >Das Paradies und die Peri<,
Oratorium für Männer~, gemischten Chor, Quartette, Soli und Orchester.
Die Soli und Quartette sind von namhaften Künstlern aus Leipzig besetzt.
Der mäßige Eintrittspreis dürfte einem Jeden den Kunstgenuß ermöglichen. Die rechtzeitige Entnahme der Eintrittskarten im Vorverkauf ist sehr zu empfehlen..."
Mächtig gewaltig, oder ?
Selbstredend werde ich bei passender Gelegenheit auch über den
ERFOLGREICHEN ABLAUF DES SÄNGERFESTES berichten
- vielleicht schon bei der nächsten "runden Zielzahl" unseres Administrators.
Also, bleiben Sie auch weiterhin schön neugierig ! 