Um die Aufklärung der früheren Geschichte unserer Stadt haben sich neben
PAULITZ besonders die Herausgeber der ersten >Chronik von Senftenberg<, der Oberpfarrer Georg
LIEBUSCH und der Amts-Chirurg
BÜTTNER, die größten Verdienste erworben. Sie wussten zu berichten, dass altslawische Völkerschaften, lange bevor die Deutschen erneut siegreich vordrangen, in hiesiger Gegend Niederlassungen gründeten und diese durch die Erbauung einer
BURG sicherten.
Auch
SENFTENBERG erhielt gemäß Aussagen jener Chronik den am Senftenberger Laugk beginnenden und vor dem Dorfe Reppist hinlaufenden
ERDWALL.
Wann das darin befindliche
ALTE SCHLOSS, welches eine halbe Stunde von Senftenberg in Sumpf und Wald entfernt lag, erbaut wurde, war beiden Chronisten nicht bekannt. Ein Graben umgab es, ein dichter Wald,
BURGWALD genannt, und ringsum waren mächtige Sümpfe.
Nur ein einziger Weg führte dorthin.
Die Hussiten zerstörten es im Jahre 1431, konnten die Stadt allerdings nicht erobern, da sie wahrscheinlich tapfer verteidigt wurde.
Angeblich war der Ort, wo es gestanden hatte, damals noch bemerkbar,
beim Ausgraben fand man allerdings nur verrottetes Baumaterial.
An Stelle des zerstörten Schlosses ließ dann
HANS von POLENZ eine neues (und zwar das jetzige) in der Nähe der Stadt mitten in den Sümpfen erbauen, das
FESTE HAUS genannt, mit Wassergräben, Zugbrücken, Kasematten und 3 festen Türmen. Später ließ es Kurfürst Moritz von Sachsen um 1550 erweitern und zu einer
FESTUNG im Sinne der neueren Kriegsbaukunst einrichten.
Bis ins 18. Jahrhundert diente das Schloss auch als Staatsgefängnis.
Nach dem 30-jährigen Kriege ließ Johann Georg I. das Schlossgebäude ausbessern und ihm seine jetzige Gestalt geben.
Meine Liebe zu älteren
LEXIKA
erwähnte ich ja schon mehrfach.
Wenn ich dann bei meinen Recherchen in den google-books auf
SENFTENBERG stoße, ist die Freude groß.
Die beiden ältesten Einträge stammen aus den Jahren 1608 und 1632 und offenbaren, wie widersprüchlich die Fakten zum Teil sind:
Sehr amüsant sind auch die vielfältigen Beschreibungen unseres
SCHLOSSES in diversen Nachschlagewerken:
(lat. Senftenberga) = ein Schloß und Städtgen,
gehört dem Churfürsten zu Sachsen (1716)
ein mit Graben und Wällen umgebenes Schloß (1771)
churfürstliches Schloß (1790)
mit einem königlichen Schloße (1809)
mit einem umwalleten Schlosse (1862)
Schloß von Wällen umgeben (1869)
Über die Baugeschichte informierte man 1714 wie folgt:
"Churfürst Mauritius ließ Anno 1543 wegen der bequemen Situation an dem morastigen Fluße der schwartzen Elster, wieder ein haltbares mit weiten tieffen Gräben, wie auch starken Wällen und Mauern versehenes Schloß daselbst aufführen. Chrufürst Augustus ließ Anno 1580 dasselbige noch ein Stockwerck höher aufführen; ungleichen jenseits Senfftenberg eine warte auf den Berg setzen. Ebener maßen ließ der damalige Administrator der Chur Sachsen, Hertzog Friedrich Wilhelm von Altenburg Anno 1596 alles wieder renoviren und ausbeßern.
Chrufürst Johann George I. aber ließ nach dem 30.jährigen Kriege, das Schloß in einen solchen Stand setzen, daß es einem Feinde schon zu schaffen geben kan. Wie denn seit dem allezeit ein Amts-Hauptmann u. Commendant nebst einer zulänglichen Besatzung darinnen lieget."
Und dass dies stimmte, beweist ein Eintrag in einem Lexikon aus dem Jahre 1650. Daran liest man folgende Episode aus dem 30-jährigen Krieg, der auch unser Städtchen heimsuchte:
"Anno 1643. im Martio hat sich das Schloß wider die Schwedische gewehret. Dann als die Keyserische von den Schwedischen allhie vberfallen worden / haben sie sich ins Schloß durch den Schloßgraben schwimmend gerettet: gleichwol 400. gesattelte Pferde / benebenst 4 Rittmeistern / etlichen Lieutenanten vnd Cornetten / auch andern Gefangenen / hinderlassen / ohne was auff dem Platz nidergemacht worden, vnder welchen gleichfals 2. Rittmeister gewesen seyn."
Nun ja. Auch auf der aktuellen Webseite des Museums wird der Umstand der "schwierigen Vereinnahmung des Schlosses" erwähnt:
"Diese beeindruckende Schloss und Festungsanlage wurde im 16. Jahrhundert zur Sicherung der sächsischen Grenze auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet. Heute ist sie Deutschlands einzige erhaltene Festungsanlage, die mit einem solchen mächtigen Erdwall umgeben ist. Auf dem Festungsrundgang entdecken Sie Geheimgänge, den Pulverturm und ein geschickt geplantes Festungsportal, das man nicht so einfach einnehmen konnte..."
...es sei denn, von zahlreichen Besuchern in friedlicher Absicht
- diese sind jederzeit herzlich willkommen !
