Sinnend stand ich oft schon auf der Grube Sohle;
Aufmerksam betrachte ich die schwarze, braune Kohle.
Und die Gedanken stürmten fragend auf mich ein:
"Wie mag dies alles einstmals hier gewesen sein ?"
So beginnt das
GEDICHT >Die Lausitz - das Land der Kohle< von Paul Noack,
der 1939 als E-Lokführer im Neuaufschluß Anna-Süd bei Schipkau tätig war.
Er beschrieb nachfolgend das "Werden & Wachsen" der
BRAUNKOHLE, die Ende des 19. Jahrhunderts in Form von zahlreichen Gruben & Brikettfabriken zum weithin sichtbaren Markenzeichen unserer Region wurden:
Wieviel Millionen Jahre sind wohl schon verronnen,
seit der Kohle Werden einstmals hat begonnen.
Wie oft erlebte die Natur ihr Stirb und Werde,
ehe entstanden diese Massen torfig-schwarzer Erde...
Am Schluss seines Reimwerks verwies er auf den technischen Stand der
BERGBAUGERÄTE zu seiner Zeit:
Schaut man heut ins Lausitzer Land, unseren Bergbaurevieren,
so sieht man auf der Grube Grund, gleich Urwaldriesentieren
Bagger, Maschinen, Großraumbahn, wohl um die Wette streiten,
der Heimaterde Kohlenschatz in Massen fortzuleiten.
Ein Schreiberling des >Senftenberger Anzeiger< riskierte 7 Jahre vorher schon mal einen kühnen Blick vom Grubenrand und schilderte danach in seinem Artikel
AM BRAUNKOHLENTAGEBAU
VON EINST UND JETZT,
welche Gedanken ihm durch den Kopf gegangen sind:
"Die Zeit, in der in der Niederlausitz der Bergmann mit Hacke und Schippe im Schein der Oellampe der Erde ihre Schätze abrang, ist vorüber. Bald wird sie in der Vergangenheit versinken. Dann wird man sich des alten braven Kumpels und seiner mühsamen Arbeit nur noch traumhaft erinnern.
Der damals mit nur 15prozentigem Abbauverlust arbeitende Tagebaubetrieb verdrängte den unwirtschaftlichen Tiefbau mehr und mehr. Noch vor 30 Jahren galt ein Tagebau für unwirtschaftlich, wenn das Verhältnis des Deckgebirges zur Kohlenmächtigkeit ungünstiger als 1:1 war.
Emsiges Leben herrschte damals im Tagebau.
An seinem oberen Rande kreischte der Abraumbagger, rasselten die Abraumzüge, um das ursprünglich noch mit der Hand gewonnene Abraumgut jetzt maschinell zu fördern und zu verstürzen. Auch der Tiefbaubergmann mußte sich umstellen. Die Technik rief ihn hinaus aus der bedrückenden Enge der Brüche und Strecken, frische Luft umwehte ihn wieder, als er als Fördermann in der Schurre stand. Je nach Lage der Abbau~ und Betriebsverhältnisse waren die Schurren - man unterschied Kessel~ und Schlitzschurren - bis zu 10 und mehr in einer Richtung angeordnet...
Ein ganz besonderer Fortschritt wurde in der Niederlausitz zum ersten Male im Jahre 1908 durch die maschinelle Gewinnung der Kohle gemacht, wo zunächst der Löffelbaggerbetrieb in Anwendung kam, während erst bei Kriegsausbruch 1914 die Versuche mit den schon im Abraumbetrieb verwendeten Eimerkettenbaggern einen zufriedenstellenden Abschluß fanden. Somit ist die ursprüngliche, eine rein bergmännische Arbeit darstellende Kohlengewinnung im Schurrenbetriebe,bei dem die Hereingewinnung der Kohle mit der Hacke erfolgte, nur noch ganz vereinzelt anzutreffen.
Mit der Einführung der maschinellen Kohlengewinnung trat der >eiserne Bergmann< das Erbe einer über hundert Jahre alten bergmännischen Vergangenheit in der Niederlausitz an. Die neuzeitliche Technik gebar die Gleisrückmaschine, den Selbstentlader an den Abraumförderwagen, den Absetzer, den Abraumpflug und die Spülkippe.
Die menschliche Kraft trat mehr und mehr in den Hintergrund.
Im Tagebau von heute ist es fast menschenleer. Der Kohlenbagger mit zahlenmäßig sehr geringer Bedienungsmannschaft besorgt die Kohleförderung. Eine völlige Abkehr von dem bisherigen Abraumverfahren brachte die Abraumförderbrücke. Sie ist für den heimischen Braunkohlenbergbau der jüngste Zeuge der fließenden Gestaltung der Arbeitsvorgänge. Sie baggert, befördert und verstürzt das Abraumgut in einem Arbeitsgange...
Wenn die 'alten treuen Kumpels' von ehedem aus ihrem stillen, letzten Kämmerlein aufwachen und unvermittelt in den Tagebau von heute gestellt würden, würden sie sicherlich beim Anblick dieser Giganten der Technik vor Schreck umfallen..."
Die Möglichkeiten, Einblicke in einen Braunkohlentagebau zu bekommen,
sind inzwischen sehr gering geworden.
Die einst in den umliegenden Gruben Lohn und Brot fanden, wehklagen: "leider"
- die heute im Senftenberger See Erfrischung finden, jubeln: "Gott sei Dank".
So ist nun mal der Gang der Geschichte, und künftige Generationen werden irgendwann, im Schatten von riesigen Windrädern stehend, mit dem Begriff "Braunkohlentagebau" nichts mehr anzufangen wissen - leider...
