Neues 193 - 2015-09-13

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Matthias
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Neues 193 - 2015-09-13

Beitragvon Matthias » So 13. Sep 2015, 09:00

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Harald
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Re: Neues 193 - 2015-09-13

Beitragvon Harald » So 13. Sep 2015, 09:42

Gruß aus Rauno 1904_resize.jpg


Neben seinem Hauptwerk, der >CHRONIK von SENFTENBERG< , hatte der Heimatchronist, Lehrer und Kantor JOHANN GOTTLIEB PAULITZ viel handschriftliches Material hinterlassen, wovon allerdings ein großer Teil "nach auswärts gekommen ist". So jedenfalls resümiert ein Herr Reinicke von Grube Marga und bedauert zugleich, dass lediglich eine einzige Abhandlung über die Gemeinde RAUNO, in der Paulitz wirkte und sein arbeits~ und segensreiches Leben beschloss, vorhanden sei.
Mit den Bewohnern des Ortes, mit jedem Fleckchen Erde war er verwachsen und erzählte mit großer Heimatliebe von Rauno, dessen völligen Abbruch er gottlob nicht mehr erleben musste.
In einer Beilage zum >Senftenberger Anzeiger< von 1930 wurde dieses Manuskript veröffentlicht:

"RAUNO liegt in einem Talkessel, da nach allen Seiten hin merkliche Bodenerhebungen vorhanden sind. Die Felder sind daher meistens kalt, sandig und kiesig und eignen sich zum größten Teil nur zum Anbau von Roggen, Kartoffeln und Buchweizen. Ein großer Teil des Bodens ist unfruchtbarer Heideboden oder Unland.
In der ganzen Feldmark befinden sich unermeßliche Braunkohlen~, Ton~ und Kieslager. Die Braunkohle wird teils durch Tagebau, teils durch Tiefbau zu Tage gefördert.
Die Wenden nennen den Ort ROWNA.
Durch den Ort führt nach Osten hin ein Graben, der, obschon den größten Teil des Jahres trocken, dennoch zum reißenden Bach werden konnte, wenn ein heftiger Gewitterregen sich über die Feldmark ergoß, desgleichen auch, wenn im Frühjahr plötzliche Schneeschmelze eintrat.
Dann strömte das Wasser von 3 Seiten her nach dem Dorfe und fand nur nach Osten hin, dort, wo die einzige Talöffnung war, seinen Abfluß.
An der Ostseite des Dorfes nahm dann der Graben den Abfluß mehrerer Quellen auf, floß dann in der Richtung nach Osten durch ein schmales Tal, die sogenannte SCHUGU, weiter und trieb auf Raunoer Flur 2 kleine Mühlen, die KERSTANMÜHLE und die ROIKSMÜHLE.
Jetzt sind diese Verhältnisse durch den Grubenabbau zerstört.
Die Quellen, die auch den Dorfbrunnen mit Trinkwasser speisten, versiegten, so daß die Bewohner mit Leitungswasser versorgt werden müssen, daher sind auch die Mühlen verschwunden.
Die Felder wurden durch den Grubenabbau wasserarm.
Die Oberfläche ist verwüstet. Es wird nur noch unbedeutender Ackerbau getrieben.
Früher war der Ort ein kleines DÖRFCHEN und hatte im Jahre

1551: 18 Wohnhäuser / 19 Haushalte / 95 Einwohner;
1797: 30 Wohnhäuser / 30 Haushalte / 150 Einwohner;
1880: 92 Wohnhäuser / 136 Haushalte / 707 Einwohner;
1914: 1960 Einwohner.


Aus dem kleinen, stillen Dörfchen ist ein lebendiges ARBEITERDORF geworden.
Der Ort scheint ein sehr hohes Alter zu haben; denn schon in germanischer Zeit, vor Einwanderung der Wenden, also mehrere Jahrhunderte v. Chr. Geburt befand sich hierselbst eine germanische SIEDLUNG, wie aus einem an der Ostseite des Dorfes belegenen Urnengräberfelde auf das Bestimmteste nachgewiesen ist.
Wenn man von Rauno ostwärts die DORFSTRASSE hinauswanderte, so stieg man nach ca. 5 Minuten eine kleine ANHÖHE hinan. Darauf lag ein GRÄBERFELD mit Urnen des 'Lausitzer Typus', deren mehrere von mir ausgegraben und dem Altertumsmuseum in Senftenberg einverleibt worden sind. Jetzt ist diese Anhöhe in dem Bereich des Grubenabbaues gezogen, zerstört und unzugängliches Bruchfeld.
Nach dem alten Rezeß von 1797 bestand die FELDMARK aus:

(a) Mittelfeld und Wiesen zu 18.000 Quadratellen;
(b) Schlechtes, ganz schlechtes Feld, Viehhutung, Gehölz und Lehden
zu 22.000 Quadtratellen;
(c) Weinberge zu 1.300 Quadratellen
Sa.: 41.300 Quadtratellen = ca. 134 Hektar.

Die WEINBERGE, früher mit Weinholz bestanden, bilden den Höhenzug, der sich von Osten nach Westen hinzieht und die gesamte Feldmark im Süden nach Senftenberg begrenzt.
Jetzt sind die Weinberge fast alle in den Bereich des Braunkohlenbergbaus gezogen, und der Weinbau ist verschwunden.
Am Fuße der schmalen Weinbergstreifen, verschiedenen Besitzern gehörig, lagen zum Teil ertragreiche kleine Wiesenfleckchen, auf der Höhe aber war unfruchtbares, kiesiges, dürres, zur Kultur ungeeignetes Land. Wegen des Weinbaues, der hier betrieben wurde, führte die Gemeinde ein DORFSIEGEL, das als Symbol einen Weinkelch mit der Umschrift 'Dorf Rauno' zeigt.
Die vorstehend gegebene Flächengröße stimmt mit der gegenwärtigen Feldmark nicht überein; denn es kommen die Hof~ und Baustellen, die Hausgärten und Wege, auch das von jeder Kultur ausgeschlossene Unland nicht in Betracht, sondern nur die der allgemeinen Benutzung gegebenen Bodenstrecken."

Flurnamen Rauno.jpg
Der o.g. Herr Reinicke gab abschließend noch seiner großen Hoffnung Ausdruck, dass es recht erfreulich wäre, wenn diese Zeilen die derzeitigen Besitzer der bislang nicht veröffentlichten Paulitz'schen Arbeiten zu deren Herausgabe anregen würden. Durch seine >CHRONIK< habe sich Paulitz zwar selber ein unvergängliches Denkmal gesetzt, jedoch wäre die Veröffentlichung seines Nachlasses eine Ehren~ & Dankespflicht, der sich keiner, der handschriftliches Material von ihm besitzt, entziehen sollte.

Ob dieser Aufruf von Erfolg gekrönt war, ist mir leider nicht bekannt.
Aus heutiger Sicht & eigener Erfahrung würde ich sagen: "Wohl kaum..." :roll:


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