MARKTPLATZ
- der freie Platz in einer Stadt,
auf welchem die Märkte gehalten werden
Um sich in einer fremden Stadt zu orientieren, versuchen die meisten Besucher, erst einmal einen
KIRCHTURM zu erspähen, weil sich in dessen unmittelbarer Nähe fast immer der
MARKTPLATZ, also das
STADTZENTRUM, befindet. Ist man dort angelangt, stellt man zum wiederholten Male fest, dass sich deutsche
MARKTPLÄTZE in ihrer Anlage kaum voneinander unterscheiden.
Vergleicht man z.B. den
SENFTENBERGER MARKTPLATZ mit dem der Ostseestadt
WISMAR, wird dies offensichtlich. Letzterer ist nur seitenverkehrt angelegt, doch auch die Lage der Gebäude auf dem Markt und am Kirchplatz ähneln den unseren sehr.
Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass schlaue Baumeister zu allen Zeiten einer alten
"BAURICHTLINIE" folgten, die ihren Niederschlag in der 1796 veröffentlichten >Enzyklopädie der Baukunst< fand:
"Bey der Anlage eines MARKTES muß man dieses beobachten, daß er ungefähr im Mittelpunkte der Stadt sich befinde. Die beste Form desselben ist ein Viereck, oder ein langes Viereck.
Der Fußboden des Marktes muß gut gepflastert und nach den Seiten, gegen die Gebäude zu, etwas abhängig seyn, wodurch Rinnen entstehen, die das Regenwasser leichter abführen, um den Platz so viel als möglich, immer trocken zu erhalten.
Zu der Verzierung eines MARKTPLATZES tragen vornehmlich die ihn umgebenden HÄUSER bey, und diese müssen daher ein gutes Ansehn und eine schöne Fassade bekommen. Um diesem Gebäuden ein gutes Verhältniß zum MARKTE zu geben, sollten sie nicht über ein Drittel und nicht unter ein Fünftel der Breite des Platzes hoch seyn.
In der Mitte desselben kann man einen oder etliche schöne Brunnen anbringen.
Die Größe des MARKTES muß allezeit nach der Größe der Stadt, in dem er liegt, und nach der Volksmenge eingerichtet seyn, weil sonst, im Gegentheil, der MARKT entweder zum Gebrauch zu klein, oder bey einer geringen Bevölkerung zu groß ausfallen, und wüst und leer aussehn würde."
In dem Buch >Stadt & Dorf - eine deutsche Fibel< von 1942 lesen wir ergänzend noch folgendes:
"Die KIRCHE steht fast regelmäßig abseits auf besonderem, verkehrsfreiem Platz. Kein einzelnes Bauwerk - sei es Kirche, Rathaus oder nur ein Brunnen - wird als Zielpunkt in Platzmitte gestellt, und nie wird der Marktraum durch Straßenverkehr zerrissen.
Die BÜRGERHÄUSER sind selten mehr als drei Vollgeschosse hoch und untereinander in Form und Baustoff - zuerst Holz oder Fachwerk, später Stein und zuweilen beides durcheinander - zwar ähnlich, aber fast nie ganz gleich. Dennoch halten sie gewissermaßen 'gleichen Tritt'.
Die öffentlichen Bauten aber, voran die KIRCHEN, haben ihren eigenen Maßstab und erheben sich besonders in der Gotik mehr und mehr bis ins Riesenhafte; so sind sie aus Nähe und Ferne stets irgendwie sichtbar und gegenwärtig..."
Konkret zum
SENFTENBERGER MARKT schreibt PAULITZ in seiner >CHRONIK< von 1922 folgendes:
"Äußerst wichtig für das Wesen der früheren Stadt ist ihre Eigenschaft als MARKTORT. Der MARKTPLATZ ist ihr Mittelpunkt und ihr Herz; auf ihm vereinigt sich fast der ganze innerstädtische Verkehr. An dem MARKTE oder in seiner Nähe erheben sich die wichtigsten öffentlichen Gebäude und die Mehrzahl von ihnen dient eben den Interessen des Warenaustausches, ihnen allen voran das RATHAUS, die großen HANDELSHÄUSER, die Bänke, Tische, Buden und Hallen, in denen Kaufleute, Handwerker und Landleute ihre Waren feilbieten. Dort treffen sich täglich die Bürger, um ihre Produkte umzusetzen, und dorthin eilen zu den WOCHENMÄRKTEN die Bewohner der umliegenden Dörfer und zu den Jahrmärkten die fremden Großhändler...
In den Straßen der Stadt muß es zur Zeit des Mittelalters an einem größeren JAHRMARKTSTAGE recht laut und lebhaft zugegangen sein.
Auf dem MARKTPLATZE waren die Verkaufsbuden, wo die Händler ihre Waren ausgebreitet hatten und feilhielten, zwischen denen sich das herbeigeströmte Volk hin~ und herbewegte. Kleinhändler hatten ihre Tische und Bänke aufgestellt und ihre Verkaufsprodukte ausgelegt.
Da gab es Fleisch~ und Wurstwaren, allerhand Schuhwerk, Tabak, Backwaren aller Art, geräucherte Fische...auch allerlei unfehlbares Werkzeug, Geräte und Mittel für den täglichen Gebrauch.
Die AUSSCHREIER suchten nun durch allerlei Lockrufe ihre Waren an den Mann zu bringen, wobei einer den anderen immer an Zungenfertigkeit überbot..."
Abschließend zitiere ich noch aus dem brandaktuellen Flyer der Senftenberger Touristeninformation zum Unterpunkt
"DER MARKT":
"Nordwestlich der Burg wurde der MARKT abgesteckt. In den Markt münden die Kreuz~ und Schlossstraße, die Rathaus~, Schmiede~ und Kirchgasse. Den Durchgang zur Bahnhofstraße gab es in früherer Zeit noch nicht. Zwischen den fünf Gassen entwickelte sich die älteste Stadt.
Den kreisförmigen Umfang der Stadt deuten heute noch die Ritter~, Burglehn~, Bader~. Töpfer~ und Salzmarktsraße an.
Auf dem MARKTPLATZ stand in früherer Zeit der Stadtbrunnen (1573 erwähnt), die Postsäule (1731 aufgestellt) und ein Kandelaber. Die bedeutendsten Gebäude waren das Rathaus und die Apotheke.
In der heutigen Zeit finden wir das älteste Gebäude auf der Nordseite des MARKTES.
Es trägt die Jahreszahl 1675..."
Erinnert mich nicht ständig DARAN - mir schwillt sonst der Kamm !!!
