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Neues 188 - 2015-08-09

Verfasst: So 9. Aug 2015, 09:03
von Matthias
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Re: Neues 188 - 2015-08-09

Verfasst: So 9. Aug 2015, 10:33
von Harald
Sornoer & Schwarze Elster_resize.jpg

(Die Fotos zeigen den Zusammenfluss von Sornoer & Schwarzer Elster,
sowie das Vereinsgebäude des "volkstümlichen Wassersportvereins")

Die SCHWARZE ELSTER durchfließt vor ihrer Mündung in die Elbe eine flache Gegend mit wenigem Gefälle. Der dadurch herbeigeführte natürliche langsame Abfluss wurde einst durch zahlreiche Mühlen und die zu ihrem Betrieb erforderlichen Stauwerke zusätzlich künstlich behindert. In Folge dieser Verhältnisse litten die Ufer in einer großen Ausdehnung an stauender Nässe und somit war unsere Gegend in früheren Zeiten während der Schneeschmelze, aber auch bei Wolkenbrüchen in den Sommermonaten des öfteren von HOCHWASSER bedroht gewesen.
Die Bewohner der Siedlungen an der SCHWARZEN ELSTER mussten schon seit jeher damit leben.
Das Wasser reichte oft bis an die Gehöfte des Dorfes BUCHWALDE heran und bildete bis an die Niemtscher und Großkoschener Heide einen riesigen See. Das Korn stand gemäht in Puppen auf den Feldern, und um wenigstens etwas zu retten, wurde es mit allen verfügbaren Kähnen eingebracht.
Positiv am HOCHWASSER war, dass die überfluteten Flächen durch Nährstoffablagerungen fruchtbarer und für die betriebene Weidehaltung von Vieh wertvoller wurden. Andererseits entstanden aber bei extremen Überflutungen schwere Schäden an Gebäuden, Menschenleben waren zu beklagen und die Saat auf den Äckern wurde durch das lange stehende Wasser zunichtegemacht.
Gut dokumentiert sind Hochwasserereignisse
an der SCHWARZEN ELSTER seit Mitte des 18. Jahrhunderts:
1771, 1772, 1784, 1785, 1799, 1827, 1830, 1831, 1845, 1851, 1854, 1861/62, 1867/68, 1871, 1880/81, 1895, 1907, 1909, 1919/20, 1926/27,

Besonders verheerend war das HOCHWASSER im Sommer 1926,
dessen Verlauf der >Senftenberger Anzeiger< chronologisch wie folgt beschrieb:

HOCHWASSER IN DER ELSTER

16. Juni 1926

"Das überall auftretende HOCHWASSER hat auch unsere Gegend nicht verschont. In den Morgenstunden des heutigen Tages stieg das Wasser so stark, daß die ELSTER ihr altes Bett verließ und das Vorland bis zu den Dämmen überschwemmte. Der Wasserspiegel hob sich in 2 Stunden ca. 60 Zentimeter.
Das RESTAURATIONSGEBÄUDE des ELSTERBADES ist zwar nicht gefährdet, obgleich das Wasser schon erheblich in die unteren Räume eingedrungen ist. Gleichfalls ist das Birkenwäldchen sowie die an der SORNOER ELSTER gelegenen Schrebergärten und die Vorlandwiesen stark überschwemmt. Der bisherige Schaden ist nicht erheblich, jedoch bemerkenswert. Man rechnet mit einem weiteren Steigen des Wassers."

17. Juni 1926

"Das HOCHWASSER in der Schwarzen Elster hält immer noch an und ist seit unserm letzten Bericht noch erheblich gestiegen. Der Wasserspiegel hat sich bis gestern abend auf 1,10 Meter über den Normalstand gehoben. In den Abendstunden des gestrigen Tages waren auf den Dämmen sehr viele Spaziergänger zu beobachten, welche sich den Anblick der Wassermassen nicht entgehen lassen wollten. Der Schaden ist größer als wir ursprünglich annahmen.
Am empfindlichsten werden die Pächter der Schrebergärten des Vereins HEIMATRUH betroffen. Manche mühevolle Stunde nach Feierabend ist vergeblich gewesen. Dazu kommen noch die Kosten für Sämereien, Pflanzen usw.
Bei weiterem Anhalten des HOCHWASSERS dürften auch die unter Wasser stehenden Kartoffel~ und Roggenbeete Schaden leiden.
Das Gras der überschwemmten Vorlandwiesen, besonders an der SORNOER ELSTER, ist gleichfalls für Futterzwecke unbrauchbar geworden. Schäden an den Dämmen sind noch nicht zu bemerken.
Das Wasser drückt jedoch schon auf den rechtsseitigen Wiesen in der Nähe des Eisenbahndamms durch...
Wie wir in den heutigen Vormittagsstunden feststellten, ist das Wasser um weitere
25 Zentimeter gestiegen und flutet jetzt von der SCHWARZEN ELSTER schon vor der Fußgängerbrücke des ELSTERBADES in die SORNOER ELSTER, sodaß jetzt auch die höher gelegenen Schrebergärten und die angrenzenden Felder unter Wasser stehen."

18. Juni 1926

"Das HOCHWASSER der SCHWARZEN ELSTER hält mit unverminderter Stärke an. Der Wasserspiegel hat sich seit Donnerstag Nachmittag um weitere 30 Zentimeter gehoben und hat somit eine bedenkliche Höhe erreicht. Die Wassermassen dringen jetzt mit Schnelligkeit in die Buchwalder Felder ein, weil die SCHWARZE ELSTER das Wasser der SORNOER ELSTER wegen der höheren Lage des Wasserspiegels nicht aufnehmen kann und durch den BINDE~ oder SALZGRABEN zurückflutet.
Am Eingang des Dorfes BUCHWALDE strömt das Wasser durch die Röhrenbrücke gleichfalls zurück und hat auch hier Wiesen und bestellte Felder unter Wasser gesetzt.
An der AMTSMÜHLE reicht es bis an den sogenannten SCHWARZEN WEG, dicht bis an die DRESDENER STRASSE heran.
In den Schrebergärten des Vereins HEIMATRUH ist alles überschwemmt. Es ragen nur noch die Kronen der jungen Bäumchen und die oberen Teile der Lauben aus dem Wasser. Wie uns gestern mitgeteilt wurde, haben halbwüchsige sechzehn~ bis siebzehnjährige Rangen die dort stehenden Beerensträucher und Lauben geplündert und den Schaden, der die Kleingärten ohnehin sehr empfindlich getroffen hat, mutwillig noch vergrößert.

Hochwasser a.d. Badeanstalt_resize.jpg

Welchen Druck die Wassermassen der Schwarzen Elster haben, zeigte der Einsturz der Laufbrücke und des Sprungturmes des Vereins für volkstümlichen Wassersports in der vergangenen Nacht. Durch die vom Wasser mitgeführten Balken und Bretter wurde die Tonnenbrücke und sogar die massive Brücke am ELSTERBAD glatt mitgerissen.
Um wenigstens die Ueberreste zu retten, wurde heute morgen gegen
7 Uhr die hiesige Freiwillige Feuerwehr durch die Sirene alarmiert.
Der Sprungturm des Vereins hatte sich an der Eisenbahnbrücke festgesetzt; während die zerbrochene massive Brücke des Elsterbades am Eisbrecher der gleichfalls schon bedrohten Niemtscher Brücke hängen geblieben ist. Durch sofort in Angriff genommene Bergungsarbeiten konnten die Brückenreste in Sicherheit gebracht werden. Mit der Bergung des Sprungturmes ist man bei Abgang dieses Berichtes noch beschäftigt.
Stark beschädigt wurde noch die Rutschbahn im Elsterbad, die, da man nicht heran kann, Gefahr läuft, unterzugehen oder wegzuschwimmen.
Gleichfalls gefährdet sind die Fußgängerbrücken zum Elsterbad und von Grube Marga nach Niemtsch.
Die Mitglieder der Feuerwehr Grube Marga und hilfsbereite Einwohner sind dort beschäftigt, die heranschwimmenden Balken und Bretter herauszufischen, um zu verhindern, daß die eigene Brücke weggerissen und größerer Schaden am Wehr hinter Brieske vermieden wird.“

22. Juni 1926

"Wie zu erwarten war, sank das HOCHWASSER der SCHWARZEN ELSTER ganz erheblich. Die bisher vom Wasser freigelegten Wiesen und Aecker bieten einen trostlosen Anblick. Der Schaden wird sich jedoch erst ermessen lassen, wenn die Schwarze wie die Sornoer Elster in das alte Bett zurückgetreten sind. Die in der vergangenen Nacht niedergegangenen reichlichen Regengüsse werden hoffentlich hier das traurige Bild nicht wiederholen lassen.
Indessen werden fleißige Hände am Werk sein, um unser ELSTERBAD wieder in ordnungsfähigen Zustand zu bringen. Gebrauchsfähig wollen wir nicht sagen, soweit es das Wasser anbelangt; denn den unentwegten 'Wasserratten' machte das HOCHWASSER nichts aus; eher konnte man das Gegenteil sehen. Zum Baden bei Hochwasser gehört jedoch ein sicheres Schwimmen."


24. Juni 1926

"...Bei dieser Gelegenheit weisen wir gleichfalls darauf hin, daß auch das ELSTERBAD wieder passierbar ist und seine Pforten wieder zu 'großem Besuch' geöffnet hat. Dem Pächter, den der HOCHWASSERSCHADEN sehr empfindlich trifft, ist ein zahlreicher Besuch zu wünschen. Nach wie vor ist er trotz der bisherigen schlechten Witterungsverhältnisse bemüht, den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten."

Schwimmfest 1926_resize.jpg

Erstaunlich ist, wie rasend schnell sich die SENFTENBERGER von den Unbilden der Natur erholten und bereits nach wenigen Tagen schon wieder munter drauf los feierten... ;)