Neues 174 - 2015-04-14

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Matthias
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Neues 174 - 2015-04-14

Beitragvon Matthias » Di 14. Apr 2015, 17:35

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Harald
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Re: Neues 174 - 2015-04-14

Beitragvon Harald » Mi 15. Apr 2015, 14:43

In den zurückliegenden 4 Jahren habe ich kontinuierlich in den Archiven von Senftenberg und Ruhland die Jahrgänge 1875 bis 1945 (leider mit einigen Lücken) des >Senftenberger Anzeiger< sowie der >Elsterchronik< unter die Lupe nehmen dürfen und bisher zigtausend Dokumente als Foto-Dateien digital erfasst.
Was wäre unsere Webseite ohne die zahlreichen, belebenden "Einblendungen" von Artikeln, Bekanntmachungen, Meldungen, Anzeigen, Bildern etc. als Faksimile oder als "Aufhänger" für Begleittexte des Administrators & meine unzähligen Kommentare.
Der Verlag des >Senftenberger Anzeiger<, dem wir diese "Goldgrube" verdanken, wurde 1945 entschädigungslos enteignet und seine beiden Eigentümer, die Brüder Georg und Edmund Grubann, in ein Arbeitslager verbracht, wo ersterer verstarb.
Was die wenigsten wissen:
der >Senftenberger Anzeiger< erschien nach 1945 noch einmal auf der Bildfläche,
wenn auch nur für sehr kurze Zeit.
Die Nachkriegs-Nummer 1 erschien als 2-seitiges Faltblatt am 14. März 1947

SFB-Anz 1947_resize.jpg

...und begrüßte die Senftenberger Bürgerschaft auf der Titelseite wie folgt:

ER IST WIEDER DA !
"Alles wird sich zum Guten wenden, nur der nötige Wille dazu muß vorhanden sein.
Beweis dafür, der nun wieder erstandene
>SENFTENBERGER ANZEIGER<
Fast zwei Jahre war er nicht mehr in unserem Bunde und mag diese erste Ausgabe des für uns solang vermißten Blattes unter dem guten jahreszeitlichen Zeichen des beginnenden Frühlings stehen.
Zwar wird dieses Blatt noch bescheiden sein müssen, und ebenso bescheiden die Ansprüche von Euch, liebe Leser !
Genau wie es für Euch Mütter noch fraglich ist, ob ihr Eueren Babys schon in Schuhen das Gehen lehren könnt, oder ob sie barfuß laufen lernen müssen, - so bestehen auch für die Gehversuche und die weitere Entwicklung unseres >SENFTENBERGER ANZEIGER< eben auch die wirtschaftlichen und technischen Schwierigkeiten.
Es wäre aber falsch, einem Kinde, weil es nicht das richtige anzuziehen hat,
deshalb das Gehen lernen überhaupt zu verwehren;
und genauso ist es mit unserem >SENFTENBERGER ANZEIGER<
Hauptsache, er ist einmal da - das ist das erste !
Und das zweite, - was will er Euch bringen ?
Als Wichtigstes amtliche Nachrichten des Magistrats, Benachrichtigungen und Mitteilungen der Polizei, sowie der verschiedenen Bürgermeister, standesamtliche Nachrichten und Sonstiges von Wichtigkeit.
Ein wesentlicher Teil des zur Verfügung stehenden Raumes ist der Geschäftswelt zugedacht. Tauschmütige können ihre Gegenstände empfehlen, Verlorenes oder Gefundenes soll wieder an den richtigen Mann kommen usw.
Bestimmt wird schon diese erste Nummer manch anregenden Gedanken für die Weiterentwicklung dieses Blattes in vielen Köpfen auslösen. Dann kommt und laßt Euer Licht nicht unter dem Scheffel stehen.
Auf alle Fälle begleiten die erste Nummer dieses Blattes unsere heißesten Wünsche.
Mögen die weiteren Erscheinungen dazu beitragen, Deutschland gesunden zu helfen."
(Hans Weiß, Stadtrat)


Die ersten Exemplare wurden in der Buchdruckerei Rudolf Kliemann, Klettwitz gedruckt, spätere dann in der Druckerei "Wilhelm Bode".
Apropos: "Tauschmütige" (sollte es ev. "Tauschwütige" heißen ?) Es ist für diejenigen, welche die entbehrungsreiche Nachkriegszeit nicht am eigenen Leibe zu spüren bekamen, sicherlich interessant, WONACH damals gesucht & WAS angeboten wurde.

Biete-Suche 1947_resize.jpg

Nach 3 Jahren aber kam leider schon das AUS für das Senftenberger Lokalblatt.

SFB-Anz 1950_resize.jpg

Am 28. Juli 1950 erschien die letzte Ausgabe mit folgendem "Abgesang":

ABSCHIED VOM >SENFTENBERGER ANZEIGER<
"Ja, lieber Leser, Sie haben richtig gelesen: Abschied vom >Senftenberger Anzeiger< !
Monate hindurch war er ein treuer Berichterstatter unseres Senftenberger Lebens.
Er ließ Sie teilhaben an den Geschehnissen der Stadt, er gab bekannt,
er teilte mit und warb in Inseraten.
Am 14. März 1947 war die neuerliche Geburtsstunde des >Senftenberger Anzeiger< ,
und unter der Überschrift 'Er ist wieder da !' eroberte er sich schnell seine Lesergemeinde.
Wöchentlich einmal, in Plakatform, war er das Sprachrohr unserer Stadtverwaltung.
Große Schwierigkeiten galt es zu überwinden, ehe das erste Exemplar in druckfeuchten Buchstaben vorlag.
Die geistigen und technischen Urheber der Wiedergeburt des >Senftenberger Anzeiger<,
Herr Bürgermeister Rutzen, Herr Stadtrat Weiß, Herr Davin und Herr Heinrich, taten alles, um Woche für Woche den >Senftenberger Anzeiger< erscheinen zu lassen.
Viele Anregungen gingen aus der Bevölkerung ein, die ebenfalls wesentlich dazu beitrugen, daß das 'Amtliche Nachrichtenblatt für Stadt und Land' eine vertraute Erscheinung wurde.
Am 1. Januar 1950 übernahm das KWU* der Stadt Senftenberg die Herausgabe der Zeitung, und die Abteilung Volksbildung des Rates der Stadt führte die Redaktion.
In gemeinsamer Arbeit ist nun der Endpunkt erreicht.
Die Entwicklung schreitet unaufhaltsam weiter. Größere Aufgaben stehen vor der Presse,
die nur unter Zusammenfassung aller Möglichkeiten gelöst werden.
Deswegen, lieber Leser, nehmen wir heute Abschied vom >Senftenberger Anzeiger<,
der uns treu begleitete in dreieinhalb Jahren schwerer und erfolgreicher Aufbauarbeit.
Er war ein Spiegelbild der wachsenden Erfolge im Rahmen der Stadt Senftenberg,
eine vertraute Erscheinung an den Reklamesäulen und in den Schaufenstern der Geschäfte.
Allen Lesern, allen Mitarbeitern sei auf diesem Wege gedankt und dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß auch weiterhin an seiner Gestaltung, wenn auch in neuem Gewande, mitgearbeitet wird.
Wenn nun nach der heutigen Ausgabe der >Senftenberger Anzeiger< nicht mehr erscheint, unterbricht er deswegen nicht seinen Kontakt mit der Leserschaft.
Im Gegenteil, er kommt wieder als kleiner Bruder in größerem Maßstab.
In der >MÄRKISCHEN VOLKSSTIMME< spricht er unter den Amtlichen Bekanntmachungen wieder zu Ihnen, um Sie zu unterrichten, um Sie hinzuweisen
und um Ihnen das Leben zu erleichtern.
Halten Sie dem >Senftenberger Anzeiger< in der >Märkischen Volksstimme<
unter 'Amtliche Bekanntmachungen' auch weiterhin die Treue." (Weser)

* Kommunales Wirtschaftsunternehmen = Wirtschaftsform zu Zeiten der SBZ;

MVs 1954_resize.jpg

An besagte >Märkische Volksstimme< kann ich mich noch schwach erinnern,
da meine Großeltern sie in den 1950er Jahren abonniert hatten.
Bleibt mir nur noch postum den Gebrüdern GRUBANN für ihr jahrzehntelanges Engagement ein riesengroßes Dankeschön zu sagen.
Wir stünden ohne diese überaus wichtigen Dokumente der Zeitgeschichte in der Erforschung unserer "Heimatgeschichte" wohl auf ziemlich verlorenem Posten...:-/


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