Mit diesem wichtigen Ratschlag aus dem
>Handbuch für angehende Archivare und Registratoren< (1800) im Gepäck wollen wir nunmehr das weite, aber sehr interessante Feld der
SEMIOTIK beackern:
Bevor das
STÄDTEWAPPEN in der Öffentlichkeit (an Rathäusern, auf Vereinsfahnen etc.) auftauchte, war es vorher schon im
STADTSIEGEL eingebunden, welches zur Bekräftigung einer Urkunde diente.
Die
SIEGEL der Städte enthielten entweder das Bild eines Stadttors, das Bild eines Heiligen, oder Bilder, die auf den Namen oder die "Nahrungsgeschäfte der Stadt" anspielten, und letztlich auch die Wappen des Landesherrn.
Aus o.g. Handbuch noch etwas "Materialkunde":
"Die Materie der ältern SIEGEL ist gewöhnlich Wachs und Metall,
doch giebt es auch Siegel von Kreide, Mehlteig und Mastix.
Bey den SIEGELN sind folgende Stücke zu merken:
(1) die MATERIE, woraus die Siegel bestehen,
(2) die FIGUR, welche die Siegel haben,
(3) die BILDER, welche in den Siegeln vorkommen,
(4) die UMSCHRIFT der Siegel und endlich
(5) die ART & WEISE, wie die Siegel den Urkunden beygefügt worden sind."
Doch nun zum
SENFTENBERGER STADTSIEGEL & ~WAPPEN
Auf einer Urkunde, die sich im Staats-Archiv zu Dresden befindet, ist
DAS ÄLTESTE SIEGEL aus der Mitte des 14. Jh. zu sehen, als Senftenberg unter böhmischer Lehnshoheit stand. Es hatte ein sogenanntes "redendes Wappen", d.h. das
WAPPENBILD war dem Namen unserer Stadt angepasst.
Was ich beim ersten Anblick für den gräsergeschmückten Hut eines Kuhhirten hielt, stellt eigentlich ein nach zwei Seiten sich erhebendes
TAL in Muldenform dar, aus dessen Mitte sich ein
BERG erhebt.
Aus den erhöhten Talrändern steigen Senfpflanzen empor.
Die
UMSCHRIFT lautet: >S. civium de Senef in berg<.
Dieses Siegel ist übrigens auch auf einem Findling am Ortseingang Senftenberg dargestellt (rechtes Foto)
Das
GROSSE STADTSIEGEL stammt von 1450, als Senftenberg unter sächsische Herrschaft kam und wurde zur Besiegelung wichtigster Urkunden verwendet. Es befindet sich an einer am 9.11.1423 ausgestellten Urkunde im Staatsarchiv zu Dresden.
Das Siegel stellt einen Turm mit geschlossenem
FALLGITTER dar, im Obergeschoss sitzt ein
LÖWE. Auf dem
TURMDACH befindet sich eine
FAHNE mit den gekreuzten sächsischen Kurschwertern als Symbol für das Amt des Erzmarschalls.
Auf dem
KLEINEN STADTSIEGEL zur Beurkundung kleiner, alltäglicher Rechtsgeschäfte ist eine Fahne mit Kurschwertern abgebildet.
Diese beiden Siegel wurden bis 1947 genutzt.
Paulitz beschreibt in seiner Senftenberger Chronik noch das
WAPPEN,
welches auch die Startseite von >www.gruss-aus-senftenberg.de< ziert:
"Die Stadt führt demnach seit sie unter sächsische Herrschaft kam (1448) in goldenem (gelben) Felde eine nach links wehende FAHNE mit den Farben des kursächsischen Erzmarschallamtes, also einem Bestandteile des kurfürstlich sächsischen Wappens...
Die FAHNE ist zweigeteilt, die obere Hälfte schwarz, die untere weiß.
Über beide Hälften hinweg gehen die gekreuzten, mit den Griffen nach unten gekehrten roten sächsischen Kurschwerter." (Paulitz-Chronik)
Mit Gründung der DDR kam das den älteren Senftenbergern noch gut bekannte
WAPPEN mit folgender heraldischer Beschreibung:
"Geviert von Silber und Rot; Feld 1: schräg gekreuzt ein schwarzer Schlägel und ein schwarzes Eisen, Feld 4: eine nach links wehende rote Fahne."SCHLÄGEL & EISEN weisen auf Senftenbergs Geschichte als Bergbaustadt hin.
Die 5-zinnige rote
KRONE auf dem
WAPPENSCHILD soll die
BERGMANNSKRONE darstellen, die einst Teil der Bergmannstracht war.
Da aber besagte Krone den Regeln der Heraldik (Wappenkunde) widersprach, wurde sie später entfernt.
Am 21. Januar 2002 wurde dann das z. Zt. geltende Senftenberger
STADTWAPPEN (geviert von Weiß und Rot & ohne Krone) behördlich genehmigt.