Wenn es in früheren Zeiten hieß:
"DER EISMANN KOMMT !"
verbarg sich dahinter anfangs nur ein Spediteur von
NATUREIS und fabrikmäßig erzeugtem
STANGENEIS, erst viel später auch ein fahrender Verkäufer von
SPEISEEIS.
Vor der Verbreitung des elektrischen
KÜHLSCHRANKES gab es stromlose
EISSCHRÄNKE & KÜHLKISTEN, welche mindestens einmal wöchentlich mit
STANGENEIS aus
NATUREIS oder künstlich in
EISFABRIKEN erzeugtem
STANGENEIS beliefert werden mussten. Den Transport desselben vom
EISKELLER bzw. der
EISFABRIK bis zum Abnehmer übernahm der
EISMANN. Die Auslieferung zu den Wohnungen erledigte er mit Pferd und Wagen, später auch häufig mit einem Elektroauto. Der Verbraucher konnte dabei ein Abonnement abschließen und wurde dann regelmäßig beliefert. In der Gastronomie wurde noch bis in die späten 1960er Jahre
STANGENEIS zur Getränkekühlung im Bierkeller verwendet.
Der
EISMANN verwendete einen ledernen Schulterschutz und einen Handhaken zum Tragen der
EISBLÖCKE.
Wenn sich heute irgendwo, speziell auf Jahrmärkten und Gauklerfesten, ein
EISMANN sehen lässt, dann gibt es für die Kinder kein Halten mehr. Und auch die Erwachsenen lassen sich ganz sicher für die eine oder andere Kugel
EIS begeistern. Dabei bietet natürlich ein aufwendig gestalteter
EISWAGEN im nostalgischen Design den größten Blickfang.
In meiner Kindheit in Senftenberg II tauchte in den Sommermonaten regelmäßig ein schneeweißes Gefährt der Bäckerei Förster (später Böttcher) aus Hörlitz im Schatten der riesigen Eiche vor dem nach ihr benannten Gasthof auf. Der
EISWAGEN gehörte zum "Rummel" wie die traditionelle Schiffsschaukel, je ein Kinder~ & Kettenkarussell und die Losbude.
Was für uns Kinder damals schon normal war, geriet im Jahre 1864 in der Zeitschrift für Literatur, Kunst & öffentliches Leben >Deutsches Museum< noch zu einer echten
SENSATIONSMELDUNG:
"Soeben bringen die hiesigen Zeitungen die Anzeige von der Eröffnung einer Fabrik für >SPEISEEIS< oder wie man es anderwärts in mindern künstlichem Deutsch zu nennen pflegt >GEFRORENES<.
Die Fabrik verspricht nicht nur alle möglichen Sorten von GEFRORENEM zu einem ungewöhnlich niedrigen Preise den Bestellern frei ins Haus zu liefern, sondern sie wird ihr GEFRORENES auch zu dem unglaublich billigen Preis von 1 Sgr. das Glas auf den Straßen Berlins theils zu Fuß, theils zu Wagen umhertragen und ausbieten lassen.
Es werden im Laufe der nächsten Tage 25 junge Männer in den Straßen Berlins auftauchen , sämmtlich in eine Art Uniform - schwarze Sammtjacken mit weißen Schürzen und gelben Strohhüten - gekleidet und bereit, männiglich auf den ersten Wink unter Gottes freiem Himmel mit einer Schale GEFRORENEM à 1 Sgr. zu bedienen.
Was sagen Sie zu diesem Einfall ?
Neapolitanische EISVERKÄUFER in den Straßen Berlins !
Hoffentlich hat der gute Mann und schlechte Speculant, in dessen Hirn diese seltsame Idee entstanden, auch für einen neapolitanischen HIMMEL und neapolitanische SONNE gesorgt, sonst, fürchte ich, werden die schwarzen Sammtjacken sehr bald desselben Weges gehen, den die Suppenküchen und ähnliche Einrichtungen bereits gegangen sind und auf denen in diesem Augenblick sich sogar die Sodawasserbuden befinden, trotz des lebhaften Beifalls, mit dem dieselben anfangs begrüßt wurden, und obwohl sie einem wirklichen Bedürfnis dienen, das aber freilich der richtige Berliner lieber mit einer >kühlen Blonden< oder einem >Seidel Bairisch< als mit einem Glase Wasser befriedigt..."
Tja, da hatte sich der Kolumnen-Schreiber aber "mächtig gewaltig" verschätzt,
denn ein
HEISSER SOMMER ohne
KÜHLENDES SPEISEEIS in der spitzen Waffeltüte ist ja heutzutage kaum noch vorstellbar, oder ?
Also ich hätte gern: JE EINE KUGEL Vanille, Schoko, Erdbeere, Stracciatella, außerdem noch....
