In früheren Zeiten gab es in
SEDLITZ, wie eigentlich überall auf dem Lande, ausreichend
TREFFPUNKTE für die einheimische Bevölkerung.
Das
GASTHAUS diente hauptsächlich gestandenen Mannspersonen als Ort der Entspannung bei einer zünftigen Bier~, Korn~ und Skatrunde oder einem meist sehr heftig ausgetragenen, politischen Meinungsstreit, während das "Weibervolk" vor und nach der
KIRCHE den neuesten Klatsch & Tratsch austauschte.
Die Dorfjugend traf sich zu ihren "Aktivitäten" allerdings zumeist am
sogenannten
RIESENBAUM VON SEDLITZ
Zum
SENFTENBERGER SCHÜTZENFEST, wenn die Jugend vom
SCHIESSHAUSE den Heimweg angetreten hatte und auch am
PETER & PAUL MARKT war der
RIESENBAUM der Sammelpunkt derselben. Es wurde ausgemacht, dass ein jeder laufen konnte, wie er wolle, ob nun über die
REPPISTER FLUR oder den
WIESENWEG entlang.
Zu einer vorher festgelegten Zeit traf man sich dann am Fuße dieses Baumes und in geschlossener Kolonne ging es unter Absingen der schönen, alten Volkslieder dem Dörfchen zu.
Warum dieser Baum im Volksmund eigentlich
>RIESENBAUM< genannt wurde, wo er einst stand, wie alt er war und ob er ev. noch heute steht, entzieht sich meiner Kenntnis.
Fest steht jedoch, dass er wohl unter seinen Artgenossen in der
SENFTENBERGER GEGEND keinesfalls der größte gewesen sein soll.
Wie oft sah er im Frühjahr und Herbst die jungen Burschen nach
SENFTENBERG ziehen, wenn sie zur Musterung mussten - auf dem Heimwege dann mit Blumen und bunten Bändern geschmückt. Später zogen viele von ihnen wieder am Baum vorbei, um dem Gestellungsbefehl zu folgen und ihren Einzug in die Kasernen zu halten. Ging es nur bis Cottbus zu den 52ern, dann war es noch gut, viele aber mussten in andere, weit entfernte Garnisonen ziehen.
Auch betrübte Menschen sah der
RIESENBAUM.Wie oft wurde ein schwarzer Sarg von
SENFTENBERG nach
SEDLITZ gefahren; dann bewegte der BAUM seine alten Äste, als gelte es, ein stilles Gebet zu murmeln.
Einst erzählten sich nicht allein die alten Einwohner von
SEDLITZ die wunderbarsten Geschichten, nein, bis nach
SORNO, ROSENDORF, REPPIST & RAUNO klang der Ruf der verschiedensten, angeblich wahren Geschichten, wie auch von dieser hier:
"Zwischen 12 und 1 Uhr in der WALPURGISNACHT, wenn die Hexen auf ihren stumpfen Besen durch den Schornstein zum Blocksberg fuhren, konnte man unter dem RIESENBAUM VON SEDLITZ geheime Schätze finden. Das hatte man einem alten, als sehr geizig bekannten Bauern aus SEDLITZ berichtet. Er kraulte sich hinter den Ohren und schüttelte den Kopf, als könne er dies kaum glauben. Man sagte ihm, er müsse sich dreimal bekreuzen und dabei ausrufen "Alle guten Geister loben Gott den Herrn", dann müsse er einige Spatenstiche am Stamm des BAUMES tun und er würde den Schatz finden. Die jüngeren Leute, die ihm dies berichteten, blinzelten sich gegenseitig zu und versprachen in der Walpurgisnacht, sich in der Nähe des RIESENBAUMES einzufinden.
Die WALPURGISNACHT kam, schon bei Einbruch der Dunkelheit umschlichen einige junge Leute das Haus des Bauern, Stunde um Stunde verrann. Da, gegen 11 Uhr abends, schlich der Bauer verstohlen um das Haus, hielt nach allen Seiten Ausschau und als ihm die Luft rein schien, nahm er einen Grabspaten und machte sich fort.
Es war eine schöne helle Nacht. Am Ausgang des Dorfes bellten einige Hunde, sonst rührte sich nichts. Der Bauern nahm den Weg um das Dorf herum, kam auf den Weg der von SEDLITZ nach RAUNO führte, und bog kurz vor REPPIST ein. Er machte einen Augenblick halt, spähte vorsichtig umher, als die Uhr der Kirche in SENFTENBERG durch zwölf dumpfe, weithin hörbare Schläge die Mitternachtsstunde verkündete.
Nun war es Zeit. Schnurstracks lief der Bauer, um bald am RIESENBAUM anzulangen.
Im Eifer des Grabens, man konnte es eher ein Wühlen nennen, merkte er nicht, wie gegenüber des RIESENBAUMES in einem Dickicht leises Gelächter erscholl. Der Bauer grub und grub, da ---- endlich stieß sein Spaten auf etwas festes. Er warf den Spaten weg und begann mit den Händen weiter zu wühlen. Bald hielt er eine ziemlich große Blechbüchse, mit einer Schweinsblase zugebunden,
unter dem Arm und lief denselben Weg, den er gekommen war, zurück.
In seiner Wohnung angekommen, zog er die Gardine gut zu und mit zitternden Händen löste er die Schweinsblase, griff in die Dose, wer beschreibt sein Erstaunen ----, er fand diese voll Pferdemist;
obenauf lag ein Zettel mit den Worten: 'Der Geiz ist die Wurzel allen Uebels'.
Wie sich die Geschichte im Dorfe herumgesprochen hatte, wußte man nicht so recht, eins ist aber sicher, vom RIESENBAUM kam sie nicht, denn ---- der war verschwiegen..."(Quelle: Beilage >Aus der Heimat - für die Heimat<)