Neues 186 - 2015-07-26

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Matthias
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Neues 186 - 2015-07-26

Beitragvon Matthias » So 26. Jul 2015, 09:29

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Harald
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Re: Neues 186 - 2015-07-26

Beitragvon Harald » So 26. Jul 2015, 12:20

Rast vor dem Gasthaus_resize.jpg
EIN BLICK ZURÜCK


WENN EINER EINE REISE TAT,
dann konnte ER schon immer sehr viel erzählen...
von "Land & Leuten", die er unterwegs kennen gelernt hatte,
aber auch von den unterschiedlichsten Nachtquartieren,
in denen man nach beschwerlicher, oft auch abenteuerlicher Reise sein müdes Haupt zur Ruhe betten durfte - nicht ohne vorher reichlich Speis' & Trank zu sich zu nehmen...
Wenn in alten Zeiten ein Handwerksbursche reiste, so wusste er, wo er einzukehren und zu übernachten hatte, in der HERBERGE nämlich.
Wenn ein ehrlicher Bürgersmann sich "über's Feld machte", so ging er, falls er sich müde gelaufen hatte und ein gutes Bett suchte, in ein GASTHAUS, sei es nun das >Gasthaus zum schwarzen Mohren< oder >Zum Rothen Ochsen<. Ein Student, ein Weinreisender oder einer, "der in Leder machte", oder sonst einer, "der auf der ersten Stufe der Bildung stand", suchte einen GASTHOF auf, denn wenn auch die HERBERGE vielleicht dem Inhalt des Geldbeutels mehr entsprach, so war doch nur der GASTHOF dem Range entsprechend, den man in der Gesellschaft einnahm. Machte aber schließlich ein Adeliger, oder ein Offizier oder ein hoher Würdenträger oder sonst ein Mann, der auf Rang und eigenes Fuhrwerk großen Wert legte, eine Reise, so tat es nicht einmal ein GASTHOF, wenigstens keiner zweiten Ranges, sondern ein HOTEL musste her.
So war im lieben Deutschland einst alles recht hübsch eingeteilt, und jedermann wusste, wo er hingehörte, und das meist schon gleich nach der Geburt...
Also: GASTHAUS oder HOTEL - war hier die Frage !

Gasthaus &  Hotel_resize.jpg
Es war deshalb sehr ratsam, vor Antritt einer Reise im >Wörterbuch der deutschen Sprache< (1829) nachzuschlagen, um die "feinen Unterschiede" zu erkennen:

HERBERGE

ehemals ein Ort, eigentlich ein Haus, wo sich Menschen vor der Witterung bergen können; jetzt ein Ort, wo man einkehret, um zu übernachten, oder sich einige Zeit aufzuhalten und sich vom HERBERGSVATER (einem Gastwirth geringerer Art) und dessen Eheweib, der HERBERGSMUTTER, für Geld verpflegen zulassen;

GASTHAUS

das Haus eines GASTHALTERS, in welchem Fremde für Geld aufgenommen werden; in engerer Bedeutung ein Haus, in welchem man für Geld speiset, in manchen Gegenden auch ein Krankenhaus, in welchem Pilgrimme, Arme und Kranke von der GASTMUTTER verpflegt werden;
GASTHOF

ein großes Gebäude mit Hofraum und Ställen, in welchem Reisende für Geld aufgenommen werden können;

GASTSTUBE

eine für Gäste bestimmte Stube in GASTHÖFEN; in engerer Bedeutung,
in GASTHÖFEN nur diejenigen Stuben, in welchen sich die geringern Gäste aufhalten;

GASTKAMMER

eine für Fremde bestimmte Kammer in GASTHÄUSERN;
für gewöhnliche Bürger GASTZIMMER, für Adelige: GASTGEMACH;

Studenten beschränkten sich laut >Burschicoses Wörterbuch (1846)<
auf ein
"ANSTÄNDIGES" GASTHAUS,
welches wie folgt deklariert wurde:

1. ein Hotel 2ten und 3ten Ranges; 2. ein Studentenwirthshaus,
in dem man Bier bekömmt und sehr wohlfeil logirt;
3. eine Burschenkneipe
Selbst das HOTEL wurde von ihnen zum Gasthof oder Gasthaus, ja sogar zur Kneipe
degradiert...
GUTE REISE
...wünschte einstmals sicher kein Herbergsvater, wohl eher ein Gastwirt oder Hotelbesitzer, einem alten Landwirt, der am frühen Morgen abreiste - vorher aber noch schnell einen prüfenden Blick in den FAHRPLAN der POSTKUTSCHE warf:

"Vom "Gasthaus zum goldenen Stern" geht täglich Morg. 5 Uhr ein Stellwagen nach Sulzbach, welcher dort Nachm. 4 Uhr (in den Wintermonaten 3 Uhr) vom Gasthaus zum bayer. Hof wieder zurückfährt. Fahrzeit 3-4 Std., Fahrpreis 30 Kreuzer;
die Sitzplätze in den Stellwagen sind numerirt und es werden nicht mehr Reisende in den Wagen aufgenommen, als numerirte Plätze vorhanden sind."

Zufriedenheit_resize.jpg

Daheim angekommen, berichtete er von seinen, mehr oder weniger erfolgreichen Geschäften, aber auch von der interessanten Unterhaltung mit seinen Mitreisenden, die er im Jahre 1869 sogar in >Erlebnisse & Erfahrungen eines alten Landwirths< veröffentlichen ließ:

"Auf dieser Reise hatte ich die Fahrgelegenheiten der verschiedensten Art kennen gelernt. Von Prag nach Wien fuhr ich mit dem Postwagen, von da zurück aber zuerst mit einem Landkutscher bis nach Brünn; von hier weiter mit einem Einspänner nach Briesau, und hier fand ich Pferde von SENFTENBERG...
Auf dem Postwagen hatte ich sehr gute Gesellschaft, nämlich einen böhmischen Kreishauptmann, einen Kaufmann aus Berlin, einen Baumeister aus Schwerin und einen jüdischen Handelsmann aus Karlsruhe...Auf dem Wagen des Landkutschers traf ich mich mit einem Troppauer Kaufmann, der Kammerfrau einer Gräfin und einer Frau aus Wien zusammen..."

Oha - SENFTENBERG ! Aber WELCHES Senftenberg ?
Etwa UNSER Senftenberg - oder doch irgendein anderes ?

Aufgemerkt ! Darüber reden wir demnächst... ;-)


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