Die Rubrik hier im Forum läuft ja unter der Zwischenüberschrift
DiskussionIch hab das nochmal populärwissenschaftlich zusammengefasst,
Das mit der Burg, oder mit den Burgen:um das Jahr 1000 - Gründung der Burg Senftenberg
(direkt bei der Stadt) Teil 1: Bekanntes:Im Frühmittelalter ist nach der deutschen Besitznahme um das Jahr 1000 nach Christus erfolgt [u.a. Paulitzchronik, S. 45],
als eine Warthe des Deutschtums und des Christentums.
Damals noch als Rundwall in einer Holz-Erde-Konstruktion. Runde bis ovale Form, mit bis zu vier Palisadenreihen.
Diese Burg stand mutmaßlich an derselben Stelle, an der das gegenwärtige Schloss steht, dies geht auch schon daraus hervor,
dass die Stadt wohl nie an einer anderen Stelle gestanden hat und Stadt und Burg gehörten, wie überall, zusammen.
Teil 2: Hypothese:Sümpfenburg – Die vergessene Grenzburg im SumpfEine historische Rekonstruktion jenseits archäologischer Spuren1. EinleitungDie Stadt Senftenberg in der Niederlausitz ist historisch als Grenzfestung bekannt. Weniger beachtet ist die Hypothese, dass eine ältere Burg – die sogenannte Sümpfenburg – etwa 2 km außerhalb der heutigen Stadt im Sumpfgebiet existiert haben könnte.
Diese Arbeit rekonstruiert die Hypothese anhand historischer Quellen, topografischer Hinweise und narrativer Überlieferungen, obwohl das Gelände durch den Braunkohletagebau vollständig überformt wurde.
„Nicht nur Wall und Graben umgaben dieselbe, sondern ein dichter Wald, der Burgwald genannt, und in weitem Umfange die von der Alztra (Elster) und Wolschinka gebildeten Sümpfe und Moräste.
Diese mitten in unzugänglichen Sümpfen gelegene Burg führte ursprünglich unstrittig den Namen „Sümpfenburg oder Sümpftenburg“,
woraus in späterer Zeit Semptinburg, Senftenberg wurde.
Sie war die Residenz der Burggrafen oder Ritter von Senftenberg“ [Originaltext Paulitzchronik, S. 59].
Und weiter im Originaltext: „Nach Osten hin führte von der deutschen Burg aus, ein sich unter dem Wasserspiegel der Elster befindlicher Pfahlweg, oder Knüppeldamm, nach dem alten Schlosse hin. Und von dort ab die sogenannte Räuberstraße zu der alten Straße, die zwischen Koschen und Sorno die Niederung der Schwarzen Elster und Wolschinka überschreitet. Dieser Pfahlweg gab der Burg einen nicht schwer zu sperrenden Ausgang.
Mit diesem „alten Schlosse“ (letzter Absatz) kann unmöglich -die auch „altes Schloss“ genannte Burgwallanlage aus der Eisenzeit- gemeint sein, denn die war längst zerfallen (gebaut in der Eisenzeit, 620 v.u.Z.).
Es muss sich demzufolge wohl um eine noch gerade existente, aber zerstörte Burgwallanlage aus dem späten 9. Jh. handeln,
einer wohl zeitlich gleichzeitigen Burg im Sumpfgebiet rund 2 km vor der Stadt an der "Räuberstraße" wie Paulitz schreibt..
2. Quellenkritik2.1 Paulitzchronik (ca. 1892–1923)• Beschreibt eine Rundwallburg aus Holz und Erde mit bis zu vier Palisadenreihen.
• Lage: Inmitten von Sümpfen, umgeben von Burgwald, Elster und Wolschinka.
• Erwähnt einen Pfahlweg unter dem Wasserspiegel und eine Belagerung durch „Kroaten“ (Hussiten) im Winter 1431.
• Bewertung: Detailliert, aber ohne archäologische Belege. Mischung aus Chronik und volkstümlicher Überlieferung.
2.2 Karte von Schenk (1757)• Verzeichnet ein „Wüstes Schloss“ außerhalb der Stadt.
• Interpretation: Möglicher Hinweis auf eine zweite Burganlage.
• Bewertung: Kartografisch relevant, aber ohne exakte Lokalisierung.
2.3 Museum Schloss Senftenberg & Wikipedia & Kandler• Bestätigen mittelalterliche Bauten unter dem heutigen Schloss.
• Keine Hinweise auf eine Burg außerhalb der Stadt.
• Bewertung: Archäologisch fundiert, aber auf die Stadtburg fokussiert.
3. Topografische Analyse• Ursprüngliches Gelände war sumpfig, durchzogen von Elster und Wolschinka.
• Braunkohletagebau hat das Gebiet vollständig zerstört und um bis zu 4 m erhöht.
• Keine Bodenzeugnisse mehr vorhanden.
• Flurbezeichnungen wie „Wüstes Schloss“ sind verschwunden oder nicht mehr nachvollziehbar.
4. Historisches Ereignis: Belagerung 1432• Paulitz berichtet von einer Belagerung durch „Kroaten“ (Hussiten) im Winter.
• Historisch plausibel: 1431/32 zogen Hussiten durch die Lausitz.
• Interpretation: Die Belagerung betraf vermutlich eine Burg im Sumpfgebiet, nicht die Stadtburg.
• Taktisch logisch: Sümpfenburg war im Sommer unzugänglich, im Winter über das gefrorene Gelände erreichbar.
5. Hypothese: Zwei Burgen in SenftenbergBurgtyp Lage Zeitstellung Funktion
Stadtburg heutiges Schloss ab 13. Jh. Verwaltung, Residenz
Sümpfenburg im Sumpfgebiet (verloren) ca. 1000–1432? Grenzburg, Verteidigung
Die Sümpfenburg war vermutlich eine deutsche Warthe zur Sicherung der Ostgrenze nach der Besitznahme um 1000 n. Chr., später aufgegeben oder zerstört.6. Methodik der Rekonstruktion• Narrative Deduktion: Auswertung von Chroniken, Karten und mündlichen Überlieferungen.
• Geoarchäologische Modellierung: Rekonstruktion der ursprünglichen Topografie anhand historischer Karten und Flussverläufe.
• Digitale Visualisierung: Hypothetisches 3D-Modell der Sümpfenburg basierend auf Paulitz’ Beschreibung.
• Flurnamenforschung: Analyse historischer Bezeichnungen wie „Wüstes Schloss“ und „Räuberstraße“.
7. Fazit und AusblickDie Hypothese zur Sümpfenburg ist ein Beispiel für historische Forschung jenseits klassischer Archäologie. Sie zeigt, wie Erinnerung, Quellenkritik und digitale Methoden zusammenwirken können, um verlorene Geschichte sichtbar zu machen. Die Arbeit ist ein Beitrag zur regionalen Identität – und ein Denkmal für das, was nicht mehr greifbar ist.
Hypothetische Rekonstruktion um das Jahr 1000 n. Chr.Architekturmerkmale laut Paulitz:
• Burgtyp: Rundwallburg aus Holz und Erde
• Form: Rund bis oval
• Palisaden: Bis zu vier konzentrische Reihen
• Graben: Umgeben von Wassergräben und natürlichen Sümpfen
• Zugang: Pfahlweg (Knüppeldamm) unter dem Wasserspiegel der Elster
• Umgebung: Dicht bewaldet („Burgwald“), isoliert durch Moräste
• Funktion: Warthe des Deutschtums und Christentums, Grenzburg
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Die kartografische Spur ist schwach, und die Bezeichnung „Wüstes Schloss“ könnte sich auf eine lokale Erinnerung oder Flurbezeichnung beziehen, die heute nicht mehr verifizierbar ist.