Auf der Homepage
http://www.niederlausitzhalle.de wurde unter >Geschichte< kurz & bündig vermerkt:
„Ein alter Kohleschuppen wurde ab 1957 zu einer Sporthalle umgebaut.“Das stimmt allerdings definitiv überhaupt nicht.
Der Nestor der Heimatforscher Senftenbergs
HANS HÖRENZ stellte den historischen Sachverhalt, wie ich finde, durchaus glaubhaft am 9. Februar 2009 in einem LR-Artikel unter der Überschrift
>Die Niederlausitzhalle in Senftenberg wird 50 Jahre< wie folgt dar:
„Im Oktober 1959, vor einem halben Jahrhundert, ist anlässlich des 10. Jahrestages der DDR am Rande von Senftenberg die SPORTHALLE >AKTIVIST< eingeweiht worden. Schon Monate zuvor waren nahe des ausgedehnten Komplexes der damaligen BERGINGENIEURSCHULE fleißige Bauleute ans Werk gegangen, um dort die moderne SPORTSTÄTTE zu errichten.
Dabei fand übrigens auch die DACHKONSTRUKTION eines in der BRIKETTFABRIK MEUROSTOLLN nicht mehr benötigten großen KOHLESCHUPPENS Verwendung. Die Senftenberger waren fortan stolz, dass sich nun in ihrer Stadt ein GEBÄUDE befand,
das seinerzeit die GRÖSSTE FREITRAGENDE MEHRZWECKSPORTHALLE EUROPAS darstellte…“Bevor man sich allerdings zum
„HALLEN-EUROPAMEISTER“ kürte, wurde in der Fachzeitschrift >Der Leichtathlet< Nr. 45 am 5.11.1959 darüber informiert, dass man mit dem „sowjetischen Brudervolk“ in Sachen
SPORTHALLENGRÖSSE Gleichstand erreicht hatte:
„Mit ihren 122 m Länge und einer Nutzbreite von 35 m bildet die größte FREITRAGENDE SPORTHALLE DEUTSCHLANDS ein Gegenstück zum LENINGRADER WINTERSTADION…
Mehr als 7000 freiwillige AUFBAUSTUNDEN wurden von Sportlern aus allen Teilen der Republik beim BAU DER HALLE geleistet…“
Um ganz sicher zu gehen, legte man danach in der >Lausitzer Rundschau< in puncto
HALLENLÄNGE noch einen halben Meter nach:
„Mit einer NUTZFLÄCHE in der Länge von 122,5 Metern und einer Breite von 35,0 Metern gibt es vergleichsmäßig keine derartig große HALLE in unserer REPUBLIK. Es wurde weniger Wert auf übermäßig große ZUSCHAUERTRAVERSEN gelegt, die z.B. in der >Werner-Seelenbinder-Halle< in Berlin bestehen. Dort ist die NUTZFLÄCHE für sportliche Übungen kleiner, da viel Raum für die ZUSCHAUERRÄNGE gebraucht wurde. Dennoch haben bei uns zur Zeit etwa 1600 Zuschauer auf den Rängen Platz. Das sind alles SITZPLÄTZE, wobei die Gesamtzahl der Plätze in der Zukunft auf etwa 2000 erhöht werden kann…“
In Senftenberg kennt wohl inzwischen jeder das Gesicht und/oder die markante Stimme unseres medienerfahrenen & sehr sympathischen Stadtsprechers
ANDREAS GROEBE, der anfangs beim Lokalfernsehsender RTS, danach bei BB-Radio arbeitete und schließlich seine Ein-Mann-Firma >media point< gründete.
In dem vorgestellten
DOKUMENTARFILM entlockte er seinen
INTERVIEWPARTNERN,
den verdienstvollen Olympioniken Gunhild Hoffmeister & Christina Lathan-Brehmer / dem ehemaligen Sportlehrer Herbert Hildebrand / der Reporterlegende Heinz-Florian Oertel / dem >Mach mit – mach’s mach – mach’s besser< Moderator Gerhard „Adi“ Adolph / dem einstigen Stadionsprecher Dieter Ignor / der guten Seele der NL-Halle Adelheid Sonnabend / der Vorsitzenden des TSV Karin Sznura & unserem amtierenden Bürgermeister Andreas Fredrich interessante
DETAILS zu Senftenbergs sportlichem Vorzeigeobjekt.
„WIR HABEN EIN DACH – 4 WÄNDE KRIEGEN WIR AUCH NOCH“
Beim Anschauen des
FILMS standen für mich vor allem die kurzweiligen
ERINNERUNGEN von
3 ZEITZEUGEN im Fokus:
In Sachen
>KOHLENSCHUPPEN< ist mir das o.a. geflügelte Wort des „Urgesteins der Jubiläumshalle“ in Erinnerung geblieben,
der immerhin vom 20. Januar 1960 bis Mai 1993 Aufbau & Entwicklung der
>SPORTHALLE AKTIVIST< aktiv begleitete:
(1) SIEGFRIED HEIBER
…werkelte zwar hauptamtlich als
ELEKTRIKER in der Halle, mischte aber auch beim
NATURBODEN mit, der aus Schotterbett und einer 2-4 cm dicken Torfschicht bestand, die den Boden elastisch und für Spikes griffig hielt. Nach dem täglichen Sportbetrieb musste der Boden nass gemacht werden, wozu bis zu 8000 Liter Wasser auf der Gesamtfläche verteilt wurden. Die aufsteigende Feuchtigkeit sorgte allerdings für den Nebeneffekt, dass sich die am Dach befestigten 50x50 cm großen Hanffaserplatten vollsaugten und hin & wieder eine mit großem Scheppern von der Decke fiel.
Einziges Arbeits~ & Transportgefährt war übrigens eine sogenannte
>(Diesel)AMEISE<: Da zur Markierung der Lauflinien & Handballfelder in Ermangelung von Kreide
GIPS verwendet wurde, der allerdings nicht immer gleich zentnerweise zu kriegen war, fuhr
ER auf ihr stehend bis Ruhland, um dort 20 bis 25 Zentner Gips zu laden und dann retour nach Senftenberg – eine überaus zeitaufwendige & kräftezehrende
„DIENSTFAHRT“ !
Das eigene
HEIZKRAFTWERK mit 7 Kesseln lieferte auch für die Mensa der Ingenieurschule Dampf, wofür 6 Tonnen Briketts pro Tag für die Öfen benötigt wurden.
Langsam aber sicher nagte der Zahn der Zeit an der
DACHKONSTRUKTION - sie neigte sich nach der südöstlichen Seite. Nach Stabilisierung des Daches, u.a. mit angenagelten Sauerkrautplatten, kam 3400 qm grüner, vakuumverklebter
„SPRINTAN-BELAG“ aus dem VEB Buna Schkopau auf die Laufbahn. Die riesigen Rollen wollten bewegt werden ! Durch
NÄSSE von oben lösten sich die
BAHNEN oft ab, so dass Stunden vor den Veranstaltungen eifrig mit der Lötlampe repariert werden musste.
Die
BEGRENZUNGSLINIEN wurden mit Nitrolack gezogen, weil Öllack ungeeignet für den Gummibelag war (er wurde tagelang nicht trocken).
In der Halle wurden
WETTKÄMPFE in den
DISZIPLINEN Leichtathletik / Volleyball / Federball / Luftgewehrschießen / Rhythmische Sportgymnastik und sogar
SPORTANGELN durchgeführt, wobei mancher Angelhaken im Gebälk hängenblieb. Unvergesslich bleiben die
BOXKÄMPFE von Werner Kirsch & Werner Brauske.
Kleine
EPISODE am Rande:
„Herr Gaudeck trainierte mit Sprinter Opitz Startübungen. Er hielt die Starterpistole in die Luft, plötzlich schlug Hugo Hentschel unvermittelt die Fronttür der Dieselameise krachend zu, Opitz lief los, Gaudeck schaute erstaunt auf die Pistole und meinte dann scherzhaft zu den Umstehenden: ‚Der kennt wohl die Stimme seines Herrn noch nicht !‘ Neben der Arbeit hielt
ER täglichen
KONTAKT mit den Sportlern und führte auch das
GÄSTEBUCH, war verantwortlich für die
TONREGIE bei Länderkämpfen und bastelte auch an großen
INFO-TAFELN für Sportler und Zuschauer.
Berühmt-berüchtigt war und ist bis heute die schlechte
AKUSTIK in der
>NIEDERLAUSITZHALLE<. Es gibt im Innenraum nämlich einen extremen
NACHHALL: bei einem schrillen Schrei vom Eingangstor zur gegenüberliegenden Seite kommt das
ECHO 8 mal zurück !
Na, das kann sich hören lassen…!
(2) KLAUS-PETER FISCHER
In den 60er Jahren kam
ER als
ELEKTRIKER zur
>AKTIVIST-HALLE<, und organisierte in den 1980er Jahren
VERPFLEGUNG & QUARTIERE für die Sportler, die sich sowohl im Internat der Ingenieurschule, als auch in der Pionierrepublik Weißwasser und der Sängerstadt Finsterwalde befanden.
Bei der Quartiersuche, aber auch fehlenden Apfelsinen oder Gewürzgurken für eine englische Delegation kam stets großzügige Hilfe aus der
>CALAUER STRASSE< (Sie wissen Bescheid, oder ?)
Großer Beliebtheit erfreute sich auch der
HALLEN-KIOSK.
Der Betreiber Herr M. besorgte gewünschte Köstlichkeiten, wie z.B. Schwarzbier, bereitete eine delikate Soljanka zu, besorgte Schinken & Spanferkel insbesondere für VIP-Leute im
RAUM 8 = dem offiziellen Speiseraum für Sportler & Trainer, der allerdings für „Otto-Normal-Zuschauer“ tabu war…
(3) KLAUS-JÜRGEN GRAßHOFF
... ein überaus beliebter, weil volksverbundener
BÜRGERMEISTER a.D., hat nach eigener Aussage früher nicht so viel Sport getrieben, war aber als
ZUSCHAUER oft in der Halle und kennt sie sogar noch aus >Naturboden-Zeiten<.
Er erinnert sich noch gern an den Langstreckenläufer
WLADIMIR KUZ. Nach dessen 5000m – Lauf war so viel
STAUB in der Halle aufgewirbelt worden, dass die Zuschauer mit roter Staubschicht auf dem
GESICHT nach Hause gehen durften…
Als Bürgermeister war er stets gern bei den Hallenfußballturnieren dabei...
Nach der Wende bekamen die Kommunen
„GESCHENKE“ in Form diverser öffentlicher Einrichtungen vom
BKK, dem einstigen Trägerbetrieb, überreicht. So wurden sowohl funktionstüchtige
KITAS, als auch die sanierungsbedürftige und 1990 nicht mehr internationalen Maßen genügende
NIEDERLAUSITZHALLE abgestoßen – inclusive sehr viel Personal !
„Diese SPORTHALLE war mal die schönste, die größte, die beste…
aber sie stand halt in SFB, und nicht in Berlin. Dennoch bestand nie die Absicht, sie zu schließen, dem Verfall preiszugeben oder gar abzureißen.
Die Halle ist für Kinder & Jugendliche da, und dafür soll sie auch genutzt werden !“ resümierte der Bürgermeister a.D.
Übrigens: Für eine
ZDF-Veranstaltung sollte die
HALLE total verdunkelt werden – aber extra für einen einzigen
>MUSIKANTENSTADL< VORHÄNGE zu kaufen, lohnte sich nun wahrlich nicht…
Abschließend noch
3 FOTOS in einstmals gleichbleibender Qualität aus der
>Lausitzer Rundschau< - machen Sie sich selbst ein
BILD 
!