…blickt auf eine lange
HISTORIE zurück, denn schon im alten
ROM wurde alle 9 Tage
MARKTTAG gehalten, an welchem die römischen Bürger, die auf dem Lande lebten, in die Stadt kamen, ihre Früchte, oder was sie sonst noch hatten, zum Verkauf brachten und die unter ihnen entstandenen Streitigkeiten verhandelten. Sie gaben auch ihre Stimme über alle vorkommenden Fälle ab, z.B. wenn ein Gesetz beschlossen oder eine Obrigkeit gewählt werden sollte. Alles, was vom Volke beschlossen werden sollte, wurde
3 MARKTTAGE, also
27 TAGE, vorher kundgetan, damit es allen binnen dieser Zeit „zu Ohren kommen konnte“. Somit war der
MARKTTAG auch entscheidend für die Gestaltung des
JULIANISCHEN KALENDERS, der in Ägypten entwickelt und von Julius Caesar im Jahre 45 v. Chr. im Römischen Reich eingeführt wurde.
Bei wikipedia wird der
WOCHENMARKT von heute nur kurz & knapp definiert als
„wöchentliche regelmäßige MARKTVERANSTALTUNG, auf der vorwiegend frische Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Kräuter, Milchprodukte, Fisch, Fleisch und Eier angeboten werden. Typisch sind auch der Verkauf von Blumen und anderen Zierpflanzen sowie mindestens ein Imbisswagen pro Markt.“ Ich ziehe dieser knappen Formulierung doch eher eine „detailreiche & liebenswürdige Beschreibung“ aus dem >Senftenberger Anzeiger“ vom Oktober 1934 vor, die dem
WOCHENMARKT wie folgt huldigt:
„Der WOCHENMARKT bringt das ganze Jahr über die schönsten Erzeugnisse der GARTEN~ & FELDKULTUR. Die Produzenten , Händler und Verkäufer sind an den MARKTTAGEN frühzeitig auf den Beinen, damit die Hausfrauen die Gabentische früh 7 Uhr gefällig hergerichtet vorfinden. Von weit her kommen die MARKTWAREN, meist werden sie mit Kraftwagen hierher befördert. Beim ersten Morgengrauen brechen die MARKTLEUTE vielfach auf, um rechtzeitig zur Stelle zu sein.
Bei Wind und Wetter, ob es stürmisch ist, ob es schneit – sie sind immer am Platze, um alles, was die JAHRESZEIT bietet, den Hausfrauen wohlfeil anzupreisen. Im FRÜHJAHR das Frühgemüse jeglicher Art und Blumenpracht, im SOMMER das Obst, Salat und Gurken, im HERBST den Blumenkohl und die anderen Kohlköpfe, Sauerkraut und saure Gurken aus dem Spreewald und im WINTER die Dauerwaren aller Art.
Immer bietet der WOCHENMARKT ein Bild bewegter Buntheit, das das Auge ergötzt und den Magen reizt. Hier findet man alle Gaben ausgebreitet, die der Bauer der Mutter Erde abringt.
Besonders der HERBST-WOCHENMARKT wirkt durch seine malerische Farbenpracht und durch seinen lieblichen Duft aus Bauerngärten.
FRÜCHTE in Hülle und Fülle:
vollsaftige, faustgroße Birnen, gelb-rotwangige Äpfel, prallrote Tomaten, goldgelbe Zitronen, zuckersüße Weintrauben, Riesenkürbisse geben vereint mit den Hügeln von Kohlköpfen dem Markt das Gepräge.
Blühende Astern, Dahlien und andere Blumen vervollständigen das Bild.
Aber nicht nur für vegetarische, sondern auch für fleischliche Tafelfreuden ist gesorgt. Neben >prima Wurst~ und Fleischwaren< werden Hühner, Tauben und Gänse feilgeboten, und jetzt besonders Wildpret: Hasen und wilde Kaninchen. Auch bietet der Herbst uns immer einen Fischreichtum aus heimischen Gewässern und aus den Seen.
Den Hausfrauen ist der Besuch des Wochenmarktes ein Vergnügen, und manchem Hausherrn könnte es nichts schaden, gelegentlich einmal daran teilzunehmen, allein um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, wo das WIRTSCHAFTSGELD bleibt.“
Die zeitnahen
INSERATE im Lokalblatt verraten darüber hinaus, dass die von Angebot und Nachfrage geregelten
PREISE durchaus billig sind:
In den Jahren 1998 bis 2002 wohnten wir zur Miete im Haus
MARKT 16 und hatten, woran wir beim überstürzten Einzug kurz vor Weihnachten nicht gedacht hatten, das Vergnügen eines wöchentlichen
MARKTLEBENS „direkt vor der Haustür“. Wenn ab 6 Uhr beim Aufbau der
MARKTSTÄNDE die Eisenrohre lautstark auf das Pflaster knallten, saßen wir aufrecht in unseren Betten…Auch die gelegentliche Betrachtung des Gewimmels vom Fenster aus machte die Wohnlage für uns nicht schöner, weshalb wir diesem
LÄRM kurzerhand Adieu sagten. Allerdings lässt sich im Nachhinein anmerken, dass neben dem Lärmpegel der
MARKTBETRIEB weitestgehend in festgelegten
REGELN erfolgte, wenn auch die Betreiber der
MARKTSTÄNDE ab und an im lautstarken Disput aneinander gerieten.
Am 3. Mai 1934 wurden den
HÄNDLERN & KUNDEN die
SENFTENBERGER MARKTREGELN wiederum kundgetan:
Neben den
MARKTTAGEN & ~PLÄTZEN wurden die
MARKTZEITEN festgelegt:
vom 1. April bis 30. September um 6 Uhr,
in der übrigen Zeit um 7 beginnend, um 12.30 schließend.
Mit der Aufstellung der Buden, Tische etc. und dem Auslegen der Waren
darf erst 1 Std. vor der Marktzeit begonnen werden.
Um 13.30 Uhr müssen alle Marktplätze vollständig geräumt sein...u.v.a.m.
Außerdem wurde in insgesamt
25 PARAGRAPHEN u.a. dringend angemahnt,
- dass nur feste Marktstände zugewiesen werden, für die eine entsprechende Standgebühr zu entrichten ist;
- die Buden durch Bedachung gegen Regen, Schnee und Sonnenstrahlen zu schützen, die Verkaufstische mit Wachstuch o.ä. bedeckt und im stets sauberen Zustand zu halten sind;
- der Verkauf im Umherziehen zwischen den Marktreihen, überlautes Anpreisen von Waren, das Mitführen oder Freiumherlaufen von Hunden,
sowie das Zurücklassen von Abfällen jeder Art am Ende des Markttages verboten sind;
- alle Waren deutlich sichtbar mit Preisschildern zu versehen sind, Kauflustige die Waren nicht berühren dürfen,
- zum Einwickeln von Fleisch, Brot u.a. Nahrungsmitteln kein beschriebenes oder bedrucktes Papier zu verwenden ist
- Obst & Gemüse nicht auf dem bloßen Erdboden ausgelegt, sowie Kleinvieh nur in luftigen & geräumigen Behältern transportiert werden darf,
wobei das Tragen des Geflügels an den Füßen oder Flügeln verboten ist…Dass das
FAHRRAD auch noch 2019 ein echtes
>MARKTPROBLEM< sein würde, war allerdings schon 1934 abzusehen, da schon damals nach nur einem Monat eine weitere energische
>BEKANNTMACHUNG< des Bürgermeisters die Senftenberger Bürger „aufschreckte“:
Und so fährt man an MARKTTAGEN noch immer kreuz & quer, Zusammenstöße in Kauf nehmend,
am Senftenberger MARKTPLATZ durch die Gegend… 