AUSLAUFMODELL HEIMATFORSCHER ? HEIMAT BRAUCHT MENSCHEN, die sie kennen, die sie mögen, lieben und die sie gestalten.
Den Weg dorthin zu weisen, nennen wir
HEIMATFORSCHUNG. Und man kann eigentlich nie früh genug damit beginnen.
Allerdings scheint es typisch für die Spezies des
HOBBY-HISTORIKERS zu sein, dass es fast ausschließlich
MÄNNER & FRAUEN im gestandenen oder vorgerückten Alter von 60 – 80 Jahren sind,
die gern auf das blicken, was einmal war, weil sie ja meist selbst Teil der
GESCHICHTE waren und gottlob auch noch sind.
Sie recherchieren, reden mit
ZEITZEUGEN, vergleichen, werten aus, ordnen ein, halten fest... nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es unbedingt wollen.
Um
HEIMATFORSCHER zu werden, braucht es keine spezielle
AUSBILDUNG; einzig und allein große
LEIDENSCHAFT ist vonnöten,
um scheinbar unbedeutenden
ZEUGNISSEN des Heimatortes & seiner näheren Umgebung mit großer
AUFMERKSAMKEIT, GEDULD & AUSDAUER nachzugehen,
sie zu sichern und in ein größeres Bild einzufügen.
Diese
ARBEIT ist speziell für die durch den
BERGBAU teilweise oder gar gänzlich verschwundene
ORTE außerordentlich wichtig,
da hier die
QUELLENLAGE historischer Dokumente denkbar schlecht ist. Die
SORGE, dass vor allem Klein~ und Flurdenkmale nach und nach verschwinden,
dass viel Wissen und oft über Generationen mündlich weitergegebene Geschichten verloren gehen, war und ist dabei immer sehr groß.
Das
ANLIEGEN, vor allem bei
JUGENDLICHEN Interesse für die Heimat und deren Geschichte zu wecken, um
NACHWUCHS für die
HEIMATFORSCHUNG zu gewinnen, rückte allerdings in
HÖRLITZ, REPPIST, RAUNO u.a. durch die Schließung ihrer örtlichen
SCHULEN in weite Ferne, weil es für künftige
>JUNGE HISTORIKER< außerordentlich wichtig wäre,
dass sie
GUT LESEN KÖNNEN.
Das
LESEN lernen
KINDER normalerweise ab einem Alter von 5 bis 6 Jahren, also wenn sie in die
GRUNDSCHULE kommen.
Nun bestätigte aber kürzlich eine
STUDIE, dass viele
KINDER nach fast 4 Jahren Grundschule
KAUM LESEN KÖNNEN, obwohl sie es ja eigentlich können müssten, weil es ja eine
SCHULPFLICHT gibt, und sie deshalb gar nicht darum herum kommen, es zu lernen.
Ohne
RICHTIG LESEN & SCHREIBEN zu können, würde es sehr schwer werden, im Leben zurechtzukommen. Besonders auffällig war schon immer, dass
SCHULKINDER beim
LESEN oft ins
STOCKEN geraten, immer wieder von vorne anfangen müssen und, wenn sie es schließlich geschafft hatten, nicht wiedergeben können, was sie gerade gelesen haben. Dafür müssen sie aber
DAS, was sie
LESEN, auch
VERSTEHEN, und folgerichtig so
LESEN, als ob sie es jemandem
ERZÄHLEN, was leider nur wenigen gelingt.
Überaus wichtig ist das
FLÜSSIGE LESEN.
Erst, wenn ein
KIND in seiner normalen
SPRECHGESCHWINDIGKEIT, also im gleichen Tempo ––
VORLESEN kann, wie es normalerweise
SPRICHT , in etwa mit einer
GESCHWINDIGKEIT von
150 WÖRTERN pro Minute, empfindet es das
LESEN nicht mehr als anstrengend und es macht ihm zusehends Freude.
Grob gesagt sollte ein
KIND am Ende der 1. Klasse mindestens
35 WÖRTER pro Minute lesen können, am Ende der
2. Klasse 70-80 und am Ende der
3. Klasse über 115.
Manch einer/eine kann bereits nach 2 bis 3 Monaten gut lesen, andere Kinder brauchen ein ½ Jahr, …oder noch viel länger.
Besorgniserregend ist allerdings, dass heutzutage viele ABC-Schützen bis Weihnachten
NOCH NICHT EINMAL ALLE BUCHSTABEN kennen – was zu DDR-Zeiten
ZIELVORGABE war...
Allerdings ging man bis Ende des 19. Jh. beim
LESEN LERNEN IN DER VOLKSSCHULE mitunter recht eigentümliche Wege:
„In den 4 KLASSEN DER VOLKSSCHULE – Knaben & Mädchen getrennt – waren die KINDER nicht nach WISSEN & LEBENSALTER getrennt, sondern man schickte die KINDER zu dem LEHRER, zu welchem man wollte, und dieser ließ die KLEINEREN das LESEN oft durch die GRÖSSEREN einüben. Später wurden dann alle KINDER, welche noch nicht lesen konnten, in die 1., diejenigen, welche schlecht lesen, in die 2., diejenigen, welche etwas besser lesen & schreiben, in die 3. Klasse versetzt; in der 4. Klasse blieben nur die GUTEN LESER. Diejenigen, welche im LESEN, SCHREIBEN & RECHNEN nicht die besten Fortschritte gemacht hatten, wurden dann den drei übrigen Klassen zugetheilt.“Bei den
online-RECHERCHEN zu meinem aktuellen
KOMMENTAR, zum Thema
>MARKTPLATZ“, fiel mir auf,
dass es den jungen Heimatforschern von einst recht einfach gemacht wurde, denn schon die
VOLKSSCHUL-LESEBÜCHER, angefangen bei der
FIEBEL der
LERNANFÄNGER,
boten vielfältige
HEIMATKUNDLICHE LESETEXTE, wie beispielsweise der nachfolgende Auszug aus einem
LESEBUCH des Jahres 1878:
„In der STADT sind sehr viele STRASSEN. Manche derselben sind sehr lang und breit, andere aber sehr schmal; die letzten nennt man GÄNGE. Die großen freien PLÄTZE in der Stadt dienen oft dazu, um verschiedene GEGENSTÄNDE auf denselben zum Verkaufe auszubieten; dann heißen sie MARKTPLÄTZE, sonst aber nur PLÄTZE.
Auf den MARKTPLÄTZEN bemerkt man an gewissen Tagen viele BAUERN, die verschiedene Gemüse verkaufen. Auch werden auf diesen PLÄTZEN Fleisch, Fische und Geflügel erhandelt. Manche PLÄTZE sind mit BÄUMEN umgeben und dienen oft zum Spazierengehen. Man findet oft in der Stadt einen PLATZ, wo mehrere BAUMREIHEN stehen, zwischen welchen man lustwandelt. Die STRASSEN, GÄNGE & MÄRKTE sind gepflastert, das heißt, sie sind mit KIESELSTEINEN belegt. An den Seiten sind an vielen Stellen die Straßen mit großen viereckigen STEINEN belegt, damit man bequemer und reinlicher darauf gehen kann. An den Seiten der Straßen stehen in gewissen Zwischenräumen große Steine, die man ECKSTEINE nennt.
Ebenso befinden sich auf den Straßen LATERNEN auf Pfählen, die am Abend angezündet werden. Endlich sieht man auf den Straßen von Zeit zu Zeit PUMPEN oder BRUNNEN,
woraus Wasser läuft. Diese bekommen ihr Wasser durch RÖHREN, die unter dem STEINPFLASTER liegen…“ Das o.a. Beispiel aus dem
>LEHR~ & LESEBUCH für den sinnlichen oder sittlichen Anschauungsunterricht der Mittelklassen katholischer Volksschulen< von 1863 zeigt auf,
wie gut sich der überaus kurze
HINWEIS aus der
>PAULITZ-CHRONIK< durch die etwas längere
BESCHREIBUNG im
>DEUTSCHEN LESEBUCH< aufwerten lässt.
Zum Abschluss noch ein für die Kleinsten recht
ANSPRUCHSVOLLER LÜCKENTEXT aus einer 1875 veröffentlichten
FIEBEL, welcher über das einfache
VORLESEN hinausgeht, da hier fehlende
WÖRTER durch
BILDER ersetzt wurden.
Versuchen Sie doch mal, diese
JAHRMARKT – GESCHICHTE nach kurzem „Überfliegen“ ohne große Pausen
FLIESSEND vorzulesen…
Bravo, wer’s schafft !