Seit geraumer Zeit folgen die Mitglieder des
>NIEMTSCHER BÜRGERVEREINS< auf eine ganz besondere Weise den Spuren der
DORFGESCHICHTE. Da die alte
ORTSCHRONIK in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren ging, bemüht man sich, das noch vorhandene
GEDÄCHTNISWISSEN der „Alteingesessenen“ für die Nachwelt aufzubereiten. Dass dies außerordentlich dringlich ist, zeigt das
FOTO oben: 3 der abgebildeten Mitglieder des
BÜRGERVEREINS –
Günter Nuglisch, Elke Mai & Gerd Eggert – sind inzwischen verstorben. In mehreren Gesprächsrunden wurden
ZEITZEUGEN befragt und deren
BERICHTE per Videokamera mitgeschnitten. Dabei erfuhr man beispielsweise, dass
NIEMTSCH um 1900 je eine Schmiede, Försterei, Bäckerei, Schäferei, je zwei Gaststätten & Lebensmittelläden und eine Dorfschule besaß.
Beide Läden, sowie die Schule und eine der Gaststätten wurden im Laufe der Zeit zu Wohnzwecken umgebaut.
Seit dem 15. September 2007 gibt es im Ort einen
HISTORISCHEN LEHRPFAD mit 12 Info-Tafeln, die Zuzüglern & Touristen die neue Heimat bzw. den Urlaubsort näherbringen.
Während einer kurzen "Radwanderungspause" las ich auf der Info-Tafel vor dem ehemaligen
„ÄLTESTEN DORFGASTHAUS“, dass es von der Familie
FUNKA
um 1900 eröffnet wurde. Diese nur ungefähre
ZEITANGABE weckte meinen
FORSCHERDRANG und ich recherchierte sowohl im >Senftenberger Anzeiger<, als auch, da
NIEMTSCH einstmals zum
AMT RUHLAND gehörte, in der >Elsterchronik< und konnte anhand der aufgefundenen
INSERATE den Werdegang dieses
GASTHAUSES nachvollziehen:
Als
ERSTBESITZER dieses
DORFGASTHAUSES warb der
GASTWIRT Christian J e t s c h i c k erstmalig im Jahre
1897 für ein
BOCKBIERFEST – letztmalig für ein
SCHLACHTFEST am
15.12.1904. Er starb am
23.01.1905, worauf seine scheinbar
LUSTIGE WITWE das Gastgewerbe bis zum
2.07.1905 weiterführte. Auf eine damals durchaus übliche, pomphafte
GESCHÄFTSÜBERGABE wurde offensichtlich verzichtet, denn am
19.11.1905 trat plötzlich der neue
GASTWIRT Wilhelm F u n k a in Erscheinung, dessen Familie laut Info-Tafel das Gasthaus bis
1948 am Laufen hielt.
Auch die von Matthias eingestellte, echt meisterhaft restaurierte
ANSICHTSKARTE weckte meinen Forscherdrang.
Leider bleibt die wichtige
MITTEILUNG des Kartenschreibers an seinen
BRUDER , die er am 4. April 1901 in der Zeit von 10 bis 12 Uhr vormittags in den Briefkasten warf,
im Dunkeln, da die
KARTE am unteren Rand beschnitten wurde.
Dafür gibt die
ANSCHRIFTENSEITE einige interessante
FAKTEN her:
Besagter
BRUDER wurde als
„TAMBOUR“ Wilde – also
TROMMLER – in der unten notierten
MILITÄRBASIS angegeben. Das Jahr
1901 in Verbindung mit
CHINA ist ein deutlicher Fingerzeig auf den
„BOXERAUFSTAND“ - eine chinesische Bewegung, in welcher „in Rechtschaffenheit vereinigte Faustkämpfer“ gegen den europäischen, nordamerikanischen & japanischen Imperialismus, sowie gegen Ausländer & chinesische Christen kämpften und an der zwischen Juli 1900 und August 1901 etwa 22 500 entsendete deutsche Soldaten teilnahmen. Damit stellte Deutschland das stärkste Kontingent von allen Interventionsmächten in China.
Für viele
SÖHNE von Arbeitern & Bauern bedeutete die Dienstzeit beim
MILITÄR ein höheres Maß an sozialer Sicherheit, aber auch Abenteuerlust & eine sorglose Soldatenzeit in exotischer Umgebung waren ein gutes Lockmittel, weshalb ich auch annehme, dass der noch daheim gebliebene Bruder auch… seine inzwischen erfolgte
EIGNUNG mitteilen wollte.
Das wehrpflichtige Alter begann damals schon mit Vollendung des 17. Lebensjahres…
Wie
MATTHIAS beschließe auch ich meinen
NIEMTSCH – AUSFLUG mit historisch belegten
ORTSBESCHREIBUNGEN, die dem
BÜRGERVEREIN sicher von Nutzen sein werden.
QUELLE ist ein im Internet einsehbares
>Vollständiges Staats~, Post~ & Zeitungs-LEXICON VON SACHSEN< !
TEXTHINWEISE:
RAUCH stand sinnbildlich für
HAUS, dessen Mittelpunkt der stets brennende und
RAUCHENDE HERD ist;
ENTFERNUNGEN zwischen einzelnen Orten wurden in ¼ - ¾ und 1/8
STUNDEN, und die
HIMMELSRICHTUNGEN mit Kürzeln wie
SO / SSW / WNW / NW angegeben.
Ich wünsche dem NIEMTSCHER BÜRGERVEREIN auch weiterhin eine interessante & erfolgreiche Forschungsarbeit !