Die örtlichen
VETERANEN~ & KRIEGERVEREINE sahen ihre
HAUPTAUFGABE nicht nur, wie man ihnen scherzhaft nachsagte, in der Errichtung von
KRIEGERDENKMÄLERN, sondern vor allem in der Pflege der
KAMERADSCHAFT und der militärischen
TRADITION, der Beschwörung gemeinsamer Erlebnisse – vordergründig natürlich der „Siege“ in diversen Schlachten. Ihre penibel dargebotenen militärischen Äußerlichkeiten bei
ÜBUNGEN, MANÖVERN & PARADEN, wurden gern als vermeintliche „Soldatenspielerei“ verspottet.
Daneben prägten natürlich
KRIEGERFESTE, wie das reichsweit begangene
SEDANFEST, ebenso das
VEREINSLEBEN, wie die ausdrücklich befohlene Teilnahme an
BEISETZUNGEN derer, die „zur großen Armee“ abgerufen wurden.
Bei allen o.a.
AKTIVITÄTEN wurde dem
VEREINSBANNER in Gestalt einer alten
MILITÄRFAHNE, die dem jeweiligen
VEREIN aus Armeebeständen überlassen worden war, besondere Ehre zuteil. Auf sie mussten nämlich die neuen
MITGLIEDER getreu nationaler & monarchischer
GESINNUNG den
EID ablegen –
„MIT GOTT FÜR KÖNIG/KAISER & VATERLAND !“ In Sachen
KRIEGERFESTE schlugen ob ihrer teils peinlichen „Begleiterscheinungen“, wie nachfolgend von 1890 geschildert, die sprichwörtlichen „Wellen“ auch schon mal etwas höher:
„Kürzlich feierten mehrere KRIEGERVEREINE hiesiger Gegend KRIEG IM FRIEDEN, d.h. sie hatten ihr FELDLAGER bei SEDLITZ bezogen. Wenn wir auch als PATRIOTEN derartige KRIEGSSPIELE würdigen, so können wir doch nicht umhin, zu konstatieren, daß auch mehrere KRIEGER am darauffolgenden Montag ‚blau‘ gemacht und es am Montag bei der ARBEIT unlustig und schlaff arbeitende LEUTE gab, die dem KRIEGERVEREIN angehörten. Diese FOLGEN nach überaus froh verbrachten FEIERN, den oft öffentlichen TANZ~ & TRINKGELAGEN mit hohen Quantitäten geistiger Getränke, welche bei solchen Gelegenheiten genossen werden – ganz davon zu schweigen, was in der Umgebung der Fest~ & Tanzräume vor sich geht – zeigen sich also nicht nur bei GESANG~ & TURNVEREINEN etc. sondern auch bei KRIEGERVEREINEN:
kürzlich bei einer FEIER, zogen an dem Feste folgenden Tage Nachmittags mehrere KRIEGER IN UNIFORM, mit Gewehr und Säbel bewaffnet, der eine das Gesicht geschwärzt, den Tambour trommelnd an der Spitze, nach einem GASTHAUSE, dabei einen activen Unteroffizier wüst beschimpfend…“
Die neuen
ANWÄRTER auf Mitgliedschaft im örtlichen
KRIEGERVEREIN rekrutierten sich zumeist aus den in die
RESERVE versetzten
SOLDATEN des sog. „stehenden Heeres“, deren
HEIMKEHR alljährlich gebührend gewürdigt wurde – wie hier im >Senftenberger Anzeiger< vom 19.09.1893:
„Die ENTLASSUNG der gedient habenden SOLDATEN zur RESERVE beginnt bereits. Es kehren Leute aller Waffengattungen, ausgerüstet mit STOCK, an welchem das SÄBELTRODDEL befestigt ist, die MÜTZEN geklappt, die ACHSELKLAPPEN gerollt, in ihre HEIMATHSORTE zurück, reicher an Erfahrungen, den Körper & Geist gestählt und gekräftigt und gemeinen Gefahren trotzend. Hoffnungsfreudig, bald wieder in die alte LEBENSWEISE eintretend, blickt der RESERVIST zurück auf die durchlebten DIENSTJAHRE und so mancher schöne wie auch mitunter trübe Augenblick zieht im Geist an ihm vorüber. Mögen sich alle Wünsche & Hoffnungen der entlassenen SOLDATEN erfüllen, die sie an die ZUKUNFT stellen.“RESERVEMANN’S HEIMKEHR IN DIE HEIMATH
...findet in diesen Tagen statt. Lustig erschallen die
LIEDER während der Fahrt nach Haus,
SOLDATENFREUD & ~LEID wird noch einmal im Liede durchkostet…Leicht ist dieser
ABSCHIED aus der Garnison nicht gewesen, denn trotz aller Bitterkeiten ist es doch ein schönes Stück Leben, das in der
SOLDATENZEIT hinter uns liegt, aus manchem
SCHMÄCHTIGEN BÜRSCHLEIN hat sie einen muskelstarken,
KRÄFTIGEN MANN gemacht. Der
DIENST ist streng, ganz gewiß, Manches hat zum Anfang auch hart erscheinen wollen; aber wenn die
LEHRZEIT vorüber, sieht sich doch Alles ganz anders an, und wird dann der
BUNTE ROCK ausgezogen, schweift unwillkürlich der Blick über die verflossenen Monate zurück, dann kommt auch die Erkenntnis, daß doch nichts, gar nichts überflüssig war, was während der
AKTIVEN DIENSTZEIT an Einzelheiten gelernt worden ist, daß alle diese nur Glieder einer starken Kette bilden.
Nun ist der
>WAFFEN LUST< zu Ende, des Dienstes ewig gleichgestellte UHR doch einmal abgelaufen, es gilt wieder den Faden der bürgerlichen Laufbahn da anzuknüpfen, wo er vor Jahren abgerissen worden ist, doch in der ersten Zeit des wieder begonnenen
CIVILISTENLEBENS gibt es nicht selten ein starkes
RÜCKERINNERN an die
MILITÄRZEIT. Noch oft denkt er zurück an die mitunter froh verlebten Stunden nach größeren
STRAPAZEN und kann es selbst nicht fassen, was er zu leisten im Stande gewesen ist.
Groß ist bei den
ELTERN die
FREUDE darüber, daß der
JUNGE von den
SOLDATEN nach Hause gekommen ist, aber sie können ihn doch nicht dauernd bei sich behalten.
DAS LEBEN IST ARBEIT, und sind einige Ruhetage verstrichen, in denen wacker vom letzten
MANÖVER und sonstigen
HELDENTHATEN erzählt worden ist, dann beginnt wieder die
ARBEIT, und Hammer & Hobel, Spaten & Axt treten wieder an die Stelle der
MANNESWAFFE:
Sei die
HEIMKEHR DER RESERVELEUTE eine frohe, ihre
ZUKUNFT eine sorgenfreie und gesegnete.“
NEBENBEI BEMERKT: Durchaus interessant für alle zu
DDR-Zeiten
>GEDIENTEN< ist wohl die Tatsache, dass das bei der
NVA zwar unerwünschte,
aber durchaus beliebte
„ZÄHLEN der TAGE bis zur ENTLASSUNG“ schon eine ellenlange
TRADITION hatte:
SOLDATEN, die aus dem „stehenden Heer“ in die
RESERVE versetzt wurden, unterlagen einer „Reservepflicht“ von 4 – 5 Jahren, in denen die Mannschaften zu
ÜBUNGEN eingezogen wurden, um den während ihrer 3-jährigen
DIENSTZEIT unter der Fahne erhaltenen militärischen Unterricht wieder aufzufrischen.
Jeder
RESERVIST hatte 2 Übungen mitzumachen, die aber die Dauer von 14 Tagen nicht überschreiten durften.
Unsere
„RESERVEMÄNNER“ wurden in der 1893 vom Stadtsekretär Otto Lehmann angelegten
>STAMM-ROLLE DES VETERANEN~ & KRIEGER-VEREINS ZU SENFTENBERG< erfasst,
damit man sie im „Ernstfall“ zeitnah alarmieren und in die zivilen Einheiten der
LANDWEHR eingliedern konnte.
Neben einigen
ALTEN KRIEGERN, die auf umseitigem
GRUPPENFOTO zu sehen sind, waren in der
STAMMROLLE weitere, den Heimatforschung-Insidern geläufige Namen von
GESCHÄFTSLEUTEN & (plus Beruf & letztem militärischen Dienstgrad) aufgelistet
– allen voran der Kgl. Rechtsanwalt, Notar, Justizrat &
OBERLEUTNANT Paul Q u a s s n i g k (1853-1927)
– gefolgt von den
LEUTNANTS Fabrikbesitzer
Max S c h o e p p e n t h a u , Gastwirt
Hans D u r i n g / Kaufmann
August B r a u n w a r t h,
sowie den
UNTEROFFIZIEREN Maler
Paul F l e m m i n g, Tischlermeister
Wilhelm G r a ß h o f f, Fleischermeister
Traugott L i e s k e, Musikdirektor
Christian J e t s c h i c k, Schmiedemeister
Hermann Z i e t h e, Kellner
Max B r o d a c k u.a.
Auch der Fleischer & Gardefüselier
Hugo E n d e r l e i n und der Kürschner & Grenadier
Otto D o m m a s c h k gehörten ebenso dem Verein an, wie die Herausgeber des >Senftenberger Anzeiger<, das Buchdrucker-Trio
G r u b a n n: Gefreiter
Karl Georg, Sergeant
Georg & Vizefeldwebel
Edmund.
Übrigens wurde bei allen eingetragenen
RESERVISTEN auch auf deren „Heldentaten“ & Vereins-Karriere“ verwiesen, wie hier bei:
Karl Georg GRUBANN 2.02.1849 – 25.12.1921
Buchdrucker / Herausgeber SA / Gefreiter 1870/71 im Thür. Infanterie-Regiment Nr.96 – (Schlacht bei Beaumont, Sedan, St. Quentin, Belagerung von Paris)
1903 = Vorsitzender, 1919 Ehrenvorsitzender, 1920 = Beisitzer des Vorstandes beim Kreiskriegerverband Calau;Um
NACHWUCHS brauchten sich die
KRIEGER – VEREINE nicht zu sorgen, denn nach jeder
MUSTERUNG standen wieder
REKRUTEN in den Startlöchern, die vom >Senftenberger Anzeiger< am 11.10.1893 euphorisch motiviert wurden:
„Den REKRUTEN sind die längst erwarteten GESTELLUNGS-ORDRES nun zugegangen und es müssen einige bereits am 13.d.M. die Reise antreten. So mancher JÜNGLING zieht voller Erwartung den EHRENROCK an und es beginnt für ihn eine neue LEHRZEIT, in welcher es auf KRÄFTIGUNG & ABHÄRTUNG des Körpers abgesehen ist, wo aus dem schwächlichen, unerfahrenen Mann eine STÜTZE DES VATERLANDES gemacht wird. Möge den hoffnungsvollen Jünglingen die LEHRZEIT für ihren Beruf nicht zu schwer fallen und sie nach Ablauf der Dienstzeit als LEUTE EDLER MANNESZUCHT in die Heimat zurückkehren, welche ihrer Bestimmung eingedenk sind und den schleichenden, niederen und gemeingefährlichen Machenschaften arbeitsscheuen Gelichters den Rücken kehren.“
Abschließend MEINE AKTUELLEN WÜNSCHE: (1) Halten Sie IN TREUE FEST zu >WWW.GRUSS-AUS-SENFTENBERG.DE<
- und (2) FROHE OSTERN !