|
|
|
|
Aus gegebenem Anlaß...
Senftenberg-Chronik. Alles auf 0!Zu meinen mehr oder weniger regelmäßigen "Arbeiten" gehört die Lektüre der offiziellen Internet-Seite der Stadt Senftenberg (www.senftenberg.de) sowie das Verfolgen der städtischen Verlautbarungen in den sozialen Medien (Facebook, Instagram). Mein Hauptaugenmerk gilt dabei natürlich allem was irgendwie auch nur ansatzweise mit unserer Heimatgeschichte zu tun hat. In den letzten paar Wochen ploppten dabei Informationen zu der berühmt-berüchtigten "Senftenberg-Chronik" auf. Die Brocken, die man dem informationshungrigen Leser dabei hinwirft, sind zum Teil vage und liefern in aller Regel keine Hintergrundinformationen, um als Interessierter halbwegs richtige Schlüsse ziehen zu können. Mit ein wenig Beharrlichkeit kann man zwar den verantwortlichen Personen noch etwas aus der Nase ziehen aber eigentlich bin zumindest ich darauf beschränkt, mir irgendetwas zusammenzureimen.
Das Thema lautet "Beauftragung zur Fortschreibung der Chronik der Stadt Senftenberg". Das ist der offizielle Titel des Projektes, der für mein Gefühl die Aufgabe nicht
wahrheitsgetreu wiedergibt. Denn wenn man die zwei öffentlichen Ausschreibungen studiert, dann geht es schon lange nicht mehr nur um eine Fortschreibung -
also nach Materiallage die letzten einhundert Jahre - sondern um eine gänzliche Neu(auf)schreibung der Historie von anno Knipps bis heute. Vermutlich gibt
es verwaltungstechnische Gründe, warum man den irreführenden Titel bis heute verwendet.
Ich muß gestehen, daß mich der Inhalt dann doch etwas überrascht hat. Damit meine ich jetzt nicht die spärlichen Informationen, sondern vielmehr den Sachverhalt, daß der
Auftraggeber (Stadt Senftenberg) beim zweiten Anlauf eine andere Strategie fuhr. Man ging wohl - so suggeriert die Folie - proaktiver vor, indem man Personen, Institutionen
und Internetportale mit der Nase auf den Aufruf stieß. Ich hatte mich ja vor Monaten gewundert, daß ich so gar keinen medialen Widerhall bezüglich der zweiten Ausschreibung
verspürte. Nun stellt sich heraus, daß in diesem Fall eine "Vorwärts-Strategie" gewählt wurde. Inwieweit diese bis zum Juli Erfolge zeitigte, darüber gibt die Folie keine
oder nur minimale Auskunft. Wie gesagt: mir fehlt die "Tonspur" dazu.
Beide Ausschüsse stimmten 7:0 für obigen Beschlussvorschlag, der jedoch noch durch die Stadtverordnetenversammlung am 26. November gebracht werden muß. Dies wird vermutlich ohne große Gegenwehr geschehen. Die Begründung lautet folgendermaßen:
Darin wird im Schnelldurchlauf noch einmal der zeitliche Ablauf der Geschehnisse rund um den SVV-Beschluß aus dem Jahr 2020 dargestellt. Die von mir gelb markierte Passage finde
ich persönlich bemerkenswert. Das hörte und las sich anno 2024
doch völlig anders. Es fehlten eigentlich nur noch die Unterschriften unter dem fix und fertig ausformulierten Vertrag mit Team Radochla. Und heute? ... entsprach nicht den Erwartungen... Und ich dachte, es ginge ums Geld.
![]()
Da ich kein Mitglied der Projektgruppe bin und auch niemanden aus dem Kreis derjenigen, die laut Begründung am 23. Oktober einstimmig für die Vergabe an einen der drei (damit
hätte ich nicht gerechnet!) Bewerber votierten, so gut kenne, daß er mir Interna zuspielt, kann ich nichts zum Hintergrund dieser Anpassung sagen.
In dem Zusammenhang prophezeite ich da und dort, daß man hierzulande am Ende auf eine auswärtige Agentur zurückgreifen muß/wird, die die Arbeit verrichtet. Und was soll ich sagen?
Genau so wird es wohl kommen, wenn Frau Dr. Anne Dreesbach aus der Nähe von Landshut mit ihrer Agentur August(e) den Zuschlag erhält. Vorausgesetzt keiner der Vertragspartner zieht
vorfristig den Stecker. Hinsichtlich meiner Vorhersagen sollte ich tatsächlich überlegen, mein Glück einmal beim Lottospiel herauszufordern.
Gut! Wir haben jetzt einen Namen und wer nach diesem im Internet recherchiert wird sehr schnell fündig. Die Klaviatur des (Self)-Marketing beherrscht Frau Dr. Dreesbach schon einmal.
Und es würde mich nicht wundern, wenn sie diese Karte auch bei besagtem Vorstellungsgespräch gespielt hat. Offenbar erfolgreich. Jedenfalls
hatte sie wohl insgesamt das bessere Blatt auf der Hand, um den zweiten Bewerber, zu dem mir keine Daten vorliegen, auszustechen. Vermutlich stammt der Konkurrent ebenfalls nicht aus unserer
Gegend aber wie Christian Hübner zu sagen pflegt "Man kann eine Chronik über die Mongolei schreiben ohne je dagewesen zu sein." Doch ein Spaziergang oder Selbstläufer wird das für Frau Dreesbach bzw. die Personen, die die eigentliche Arbeit verrichten sollen, vermutlich auch nicht werden. Aus eigenem Erleben weiss ich, wie schnell hochfliegende Ambitionen hierzulande durch eine Mauer aus Ignoranz, Desinteresse, Lahmarschigkeit bis hin zu Mißgunst ausgebremst werden können. Ein konstruktives interdisziplinäres Arbeiten kommt schon unter den Einheimischen nur selten zustande. Ich kann es jetzt schon hören... "Und nun noch ein(e) 'Wessi'!" Oje oje oje, was soll das werden? Ich bin gespannt.
Eigentlich kann es mir ja egal sein denn wie in Dauerschleife von mir postuliert, sehe ich seit Jahren kein Chronik-Interesse (mehr) beim gemeinen Publikum. Geschenkt, ja geschenkt würde man es nehmen,
das Buch. Aber dafür bezahlen? Ach nee, lass mal! Apropos "Chronik-Interesse":
Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde in diesem Jahr selbst die Auflage des Heimatkalenders "Kippensand" reduziert. Offensichtlich rechnet man nicht mehr mit den Absatzzahlen der Vorjahre. Was mich zum
zweiten Ereignis mit heimatgeschichtlichem Anstrich der vergangenen Wochen bringt: die Herausgabe und damit verbundene öffentliche Vorstellung des "Kippensand 2026", die am 6. November über die Bühne ging. Was soll ich sagen?
"Kurz und schmerzlos" beschreibt es ganz gut. Ich merke mittlerweile deutlich, daß der Enthusiasmus der Aufbruchjahre dahin ist. Das Publikum besteht auch immer weniger aus Außenstehenden wie mir,
also Nichtmitgliedern des Vereins, sondern überwiegend aus den Autoren der aktuellen Ausgabe, die sich ihr Freiexemplar abholen möchten. Sowohl in den einführenden Worten des Vereinsvorsitzenden wie auch in
seinem gedruckten Vorwort schimmert deutlich eine Resignation darüber durch, daß ein größeres (wir reden ja nicht einmal von "flächendeckendes") Interesse an der Heimatgeschichte nicht (mehr) vorhanden ist. Und, wie ich
bereits im Vorjahr feststellte, auch die Bereitschaft und Fähigkeit, Themen für diese Publikation aufzubreiten, schwindet zunehmend. Sprich: die Decke wird an beiden Seiten immer kürzer. Wie steht es so treffend
im Vorwort? Die Autoren werden leider weniger und so mancher sucht nach einem allseits interessierten Thema und steht dann vor einem Berg der Aufarbeitung, der nicht so leicht zu besteigen ist. Ich könnte sicherlich noch zu weiteren Beiträgen einige Worte verlieren, aber auf die Gefahr meine Leser zu langweilen, belasse ich es damit. |
|
|
Was nehme ich aus dem "Kippensand 2026" mit? Beispielsweise die Erkenntnis, daß dieses
Foto hier rechts damals manipuliert wurde. Auf Seite 122 befindet sich eine unverfälschte Version der Aufnahme auf der man im Vordergrund zusätzliche vier Zaunpfähle sehen kann. Der 5. links ist zudem nicht "eingekürzt" wie hier. Das war mir mindestens entfallen. Wobei ich im Nachhinein zugeben muß, daß mir dies eigentlich schon früher hätte auffallen müssen. Naja, wenn man weiß, wonach man suchen muß, dann sieht man es auch.
Was habe ich noch gelernt?
|
|
|
Kurt Natusch wurde zweimal geboren. Einmal am 12.Juni 1921 (richtig) und einmal am 5. Juli 1933
(falsch) und Prof. Dr. Hermann Kuhnt starb bereits in seinem Geburtsjahr 1850. Diese beiden Korken
im Kalendarium des "Kippensand" triggerten mich, weitere Stichproben zu machen und ich förderte
dabei noch mehr Eier zutage. Max Kurt Kirchbach starb lt. Wikipedia 1967 und nicht 1960. "Hotta"
Frankes Geburtstag war der 23. und nicht der 22. Januar 1929, Siegfried Loyda wurde am 22. August
1921 und nicht einen Tag zuvor geboren. Manche dieser Fehler starteten ihr Eigenleben schon in einer der vorhergehenden Kippensand-Ausgaben, andere Angaben waren schon einmal korrekt abgedruckt. Derartige Nachlässigkeiten finde ich, genauso wie manche Layout-Eskapaden (Stauchen/Strecken von Grafiken unter Verlust des korrekten Seitenverhältnisses), ärgerlich und unprofessionell. Und hinsichtlich der zahlreichen Schreibfehler frage ich mich schon manchmal, wie diese von den Korrekturlesern (laut Impressum mindestens 3) übersehen werden konnten.
Wie dem auch sei, ich wünsche den Herausgebern des Heimatkalenders gute Absatzzahlen und weiteres Durchhaltevermögen. Denn selbst wenn nichts dazwischen kommt,
werden wir wohl bis 2029 darauf warten müssen, daß das erste, höchsten fachlichen Ansprüchen genügende, Senftenberg-Buch auf den Markt kommt.
Bis dahin kann gut und gerne noch ein wenig Kippensand rieseln. Ach Mensch, jetzt habe ich bei dem ganzen Philosophieren ganz vergessen, meiner Hauptbeschäftigung nachzugehen. Naja, dann vielleicht in der nächsten Woche neue alte Bilder. |
|