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Bei meinem letzten Besuch in der engen Bahnhofstraße hier vor 3 Wochen war auf den beiden Fotos jede Menge freie Fläche zu sehen.
Ich erwähnte dabei, daß das nicht der Urzustand war, sondern daß der 2. Weltkrieg in seinen letzten Tagen Spuren in unserer Stadt hinterlassen hat. Spuren in Form
zerstörter Gebäude - sei es durch feindlichen Beschuß oder durch Brandschatzung. |
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Zur Hausnummer Bahnhofstraße 10 ist anzumerken, daß hier viele Jahre die Eisenhandlung Hermann Koch ihren Sitz hatte. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, daß sich an
dieser Adresse - ob es genau dieses Haus war oder aber ein Vorgänger-Bau ist nicht so klar - zwischen 1852 und 1882, also 30 Jahre lang, die Senftenberger Postanstalt
befand. Die alten Chroniken sprechen dabei vom "Haus des Kürschnermeisters Friedrich Krüger in der Bahnhofstraße 31". Das führte hin und wieder zu Verwirrung und Mißverständnissen in den Generationen Senftenberger Heimatforscher. Dazu muß man sagen, daß die Bahnhofstraße frühestens mit Einrichtung des Bahnhofs um 1870 Ihren Namen erhalten haben kann. Die Hausnummer 31 war zur damaligen Zeit korrekt - die Umnummerierung sämtlicher Häuser fand erst um die Jahrhundertwende statt. Der in diesem Zusammenhang genannte Name "Krüger" resultierte in der Vergangenheit auch gerne in konstruierten Verbindungen zur Firma Moritz Krüger, was jedoch jeder Grundlage entbehrt. |
![]() Ausschnitt aus einer Zeichnung ("skizziert nach dem Gedächtnis"), die der langjährige Stadtschreiber Otto Lehmann sen. 1936 anfertigte. |
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Mit einer Außenansicht des Hausnummer 8 kann ich leider ebenfalls nicht dienen. Dafür mit einer
Handvoll Innenaufnahmen, die mich jedoch etwas ratlos zurücklassen. Das Haus war nicht sehr breit
und doch vermitteln die (nunmehr) 5 Innenansichten das Bild eines ziemlich großen Etablissements.
Der Betrieb zog sich demnach über mindestens 2 Etagen und wahrscheinlich wurde dort im Laufe der
Jahre immer mal wieder umgebaut. Deshalb findet man nur schwerlich Gemeinsamkeiten, wenn man sich
die Mühe macht, die einzelnen Innenaufnahmen übereinander zu legen. Für Umbauten an seinen Räumlichkeiten war der Besitzer Hermann Kuhnt bekannt und jedes Mal, wenn er das Interieur den "neuzeitlichen Bedürfnissen" angepasst hatte, bestellte er wohl einen Senftenberger Fotografen ein, der ihm eine schöne Ansichtskarte zauberte, die den neuen Zustand wiedergab. Und in genau so einem Zusammenhang dürfte sehr wahrscheinlich das rechts abgebildete Stück erschienen sein. Es deutet vieles darauf hin, daß die Karte anlässlich des Umbaus anno 1919 veröffentlicht wurde...
![]() Senftenberger Anzeiger (8. Juni 1919) |
Photograph Käding, Senftenberg
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Wir bleiben zeitlich in den Jahren 1919/20 wechseln jedoch die Straßenseite. Auf der
östlichen Flanke der Bahnhofstraße befinden sich die ungeraden Hausnummern und das Haus mit der Startnummer 1 können
wir hier rechts erkennen. Zumindest einen Teil davon. Das Ladenlokal wurde just einer neuen Bestimmung zugeführt: Seit ein paar Tagen befindet sich in den Räumen eine Filiale des Reiseclubs Cottbus. Die Liste der jemals eingemieteten Geschäfte dürfte ziemlich lang sein. Unter anderem - und wie wir sehen - auch die Firma Georg Messenbrink GmbH. Georg Messenbrink "vagabundierte" in den Anfangsjahren ziemlich in der Stadt herum. Seinen Geschäftsbetrieb begann er im Dezember 1912 in der Kreuzstraße 30. Knapp vier Jahre später - im Oktober 1916 - gab er via Senftenberger Anzeiger den Umzug an die neue Adresse Bahnhofstraße 1 bekannt (siehe unten). |
Aufnahme <= 1920
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Neben dem kleinen Exkurs in meine "Techniken" bietet mir die obige Teil-Information die Möglichkeit die Kurve zum dritten und letzten Foto für heute zu kriegen. ![]() Zeitlich bewegen wir uns mit dieser Aufnahme um das Jahr 1937. Ganz sicher ist das nicht da valide Beweise fehlen. Doch dort wo ich diese Ladenansicht aufgestöbert habe, befindet sie sich im Zusammenhang mit einer Zeichnung der |
Aufnahme <= 1937
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Räumlichkeiten. Und diese Darstellung (siehe unten) enthält einen Verweis auf den 7.9.37 was jahreszeitlich auch in etwa mit der im Schaufenster
erwähnten Ferien- und Einkochzeit harmoniert.
![]() Einiges deutet darauf hin, daß diese Zeichnung im Zusammenhang mit einer (teilweisen) Neugestaltung des Verkaufsraums entstand. Dabei wurden offenbar Einrichtungsgegenstände aus einer anderen Kaiser's-Filiale nach Senftenberg umgesetzt.
Das Haus selbst bietet heutzutage eine stark veränderte Optik. So wurde die einstmals rechts befindliche Eingangstür nach links verlegt. Über die gesamte
Breite - also nicht nur das was wir auf der historischen Fotografie sehen - wurde das Erdgeschoß mit Riemchen verblendet. Ein Detail ist aber noch weitestgehend
erhalten gelieben... die Führung des Fallrohrs der Regenentwässerung links! Wie geschrieben: ansonsten erinnert kaum noch etwas an die ursprüngliche Gestaltung.
Und auch das damalige Standardsortiment der Kaiser's-Kaffegeschäfte - Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Pralinen und Bonbons - wurden spätestens seit Kriegsende
bis zum heutigen Tag nicht mehr darin angeboten. Aktuell befindet sich in dem Laden eine Zweigniederlassung der Zeugen Sahras (Blessed Sahra's Witnesses)... |
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