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Die wichtigste Erkenntnis für mich ist aber, daß es damit todsicher ist, daß weitere Szenen aus dem 1915er Stummfilm "Der Tunnel" auf Grube Marga gedreht wurden. Nämlich all jene, in denen genau dieser Lok-Typ auftaucht. Davon gibt es in dem Film so einige. Mal mit mehr, mal mit weniger Schauspielern/Statisten, die um die Lokomotive(n) herumwuseln. |
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![]() Standbild aus dem Film "Der Tunnel" (1915).
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Gut, für diese Erkenntnis hätte es nicht unbedingt den Rundgang Gartenstadt Marga gebraucht.
Doch zuweilen "triggern" mich Aktivitäten Dritter, das eine oder andere Thema vielleicht doch noch einmal
aufzunehmen und auszubauen.
Aber ich schweife schon wieder ab.
Das merkt man, oder? ![]() |
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Die Ansichtskarte ist nicht sonderlich eindrucksvoll und das Motiv ist wieder einmal nicht
zu verorten. Die Bildunterschrift suggeriert zwar, daß die Aufnahme in direkter Nachbarschaft
Senftenbergs entstand, aber wer will dafür seine Hand ins Feuer legen? Bemerkenswert ist das Format, daß
für die Entstehungszeit aus dem Rahmen fällt, denn die seinerzeit allgemeingültigen Maße von 9 x 13 cm
wurden hier überschritten. Auffällig auch der Text "Tagbergbau". Eine Bezeichnung, die mir in dieser Form zuvor noch nicht
über den Weg lief.
Ja, die ersten E-Loks auf Grube Marga dienten dem Transport von Abraum. Ausschließlich und das für
eine ganze Reihe von Jahren. Durch den technischen Fortschritt, der mit einer Änderung der Rohkohlebelieferung
der beiden Brikettfabriken einher ging, wurden die Loks später auch beim Transport von Kohle eingesetzt. |
Aufnahme <= 1934
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Das sah dann so aus wie auf dem rechts abgebildeten Foto. Sicher nach 1924 aufgenommen ist aber nicht klar, wie viele Jahre
danach. Wir erkennen wieder eine E-Lok des bereits mehrfach gezeigten Modells. Konkret schiebt die AEG-Lok 9 vollbeladene Kohlenwaggons
in Richtung Bunker der Fabrik 2 um dort die Fracht zu löschen. Die beiden Bunker wurden für die Fabrik Marga I mit rund 1000t und für die Fabrik Marga II mit rund 1200t Fassungsvermögen errichtet. Die Bauten wurden im Herbst 1923 begonnen und trotz beengter Bauverhältnisse, sowie trotz Unterbrechungen durch Streiks und Frostperioden im Herbst 1924 fertiggestellt. Die auf Grube Marga I und II aufgestellten Anlagen wiesen keine wesentlichen Unterschiede hinsichtlich der Systemanordnung auf. Nur die Gesamtlänge der Bunker wurde verschieden gewählt, um den abweichenden Ansprüchen der zwei Brikettierungsanlagen bezüglich des Fassungsvermögens gerecht zu werden. Von besagten Bunkern sehen wir auf dem Foto jedoch nur einen winzigen Hauch. |
Aufnahme <= 19??
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Die Qualität der Aufnahmen ist jedoch so grottig bzw. wurden sie mittels Videofilter verfremdet, daß eine Bestimmung nahezu unmöglich ist. Am Ende des Films
kommt man auf die zwei letzten Reste der Fabriken - die schon erwähnten Gebäude der Verwaltung und der Kraftzentrale - zu sprechen, und informiert den Betrachter
über die geplante Rekonstruktion und Nachverwendung. Verschwiegen wird, daß eine Realisierung lediglich für das Verwaltungsgebäude halbwegs in trockenen Tüchern ist.
Beide Gebäude - und das macht Sinn, denn der Tourist kann sie vom Infopunkt 10 aus sehen - spielen auch auf der zugehörigen Informationstafel eine wichtige Rolle.
Die Tafel selbst ist beidseitig bedruckt, wobei eine Seite zu drei Vierteln durch den Übersichtsplan ausgefüllt wird.
Das verbliebene Viertel wird durch eine historische Ansicht (die im Film verwendete Variante der weiter oben vorgestellten Ansichtskarte) und einen Einführungstext
ausgenutzt. Dabei (und das gilt auch für die andere Seite) jongliert man mal wieder mit Jahreszahlen herum. Der Satz Die Ilse Bergbau AG errichtet ab 1906 die Brikettfabrik
Marga I und ab 1912 die Brikettfabriken Marga II in unmittelbarer Nachbarschaft der Braunkohlegruben. ist nicht nur grammatikalisch sondern auch faktisch
inkorrekt. Zudem weichen die Jahreszahlen von dem ab, was im Film erzählt wird. Dort ist von 1908 und 1911 die Rede. Aber auch das entspricht nicht ganz der zeitlichen
Abfolge. Tatsächlich gingen bereits 1908 die ersten 5 Pressen von Marga I in Betrieb (was einen Baubeginn 1906 plausibel erscheinen lässt). 1909 konnte die
Produktion durch die Indienststellung 8 weiterer Pressen ausgebaut werden. Die letzten 5 Pressen vollendeten 1910 die Errichtung von Marga I. Zu diesem Zeitpunkt
(1910) war man schon mit dem Aufbau von Marga II beschäftigt. Zwischen 1911 und 1912 installierte man dort weitere 19 Brikettpressen womit das "Marga-Werk" insgesamt
finalisiert wurde.
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Bevor ich mit der Analyse von Film und Infotafel fortfahre, möchte ich an dieser Stelle eine ziemlich rare Fotopostkarte
präsentieren, die die Fabrik Marga I zu einem sehr frühen Zeitpunkt zeigt. Zwar wurde die Karte 1913 postalisch versandt
aber dieses Datum können wir schon allein vor dem Hintergrund der oben ausgeführten Zeitschiene vergessen. Ich habe für
die Aufnahme ein <= 1910 angesetzt, da von Marga II noch nichts zu erkennen ist. Es könnte aber auch schon 1908 gewesen sein
als dieses etwas unscharfe Foto entstand. Wäre der Bildausschnitt nach rechts noch ein wenig erweitert, würden wir dort das Verwaltungsgebäude erkennen. Oder eben auch nicht! Und diese Information würde helfen, das Foto sicher auf maximal 1909 zu fixieren, denn das Gebäude wurde spätestens in jenem Jahr errichtet. Zur Veranschaulichung zeige ich nachfolgend eine sehr schöne Aufnahme der Fabrik I inklusive der Kettenbahn hinter deren Ständerwerk (ungefähr 3 cm vom rechten Bildrand) man das Verwaltungsgebäude schemenhaft ausmachen kann. |
Aufnahme <= 1910
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![]() Brikettfabrik Marga I (max. 1909)Übrigens... falls jemand von der Senftenberger Stadtverwaltung mitliest... das da links im Bild ist ein Kohlenschuppen! Ein solcher machte nur in unmittelbarer Schlagdistanz zu einer Brikettfabrik Sinn. Dort wo heute die Niederlausitzhalle steht, gab es nie eine Brikettfabrik. Nur mal so um der Kohlenschuppen-Sporthallen-Legende (siehe Neues 613) weiteres Wasser abzugraben. Okay, zurück zur Infotafel 10! Was fiel mir noch auf?
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Schluß folgt. |
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