28.07.2024

Mit dem heutigen Tag geht ein kleines Sub-Projekt zu Ende. Dieses zog sich nicht ganz anderthalb Jahre hin. Der Start war hierbei der Zufallsfund von Abbildungen größtenteils bekannter Senftenberger Ansichtskartenmotive im Internet. Abgesehen davon, daß man diese heute nicht mehr finden kann - zumindest nicht dort, wo ich sie einst entdeckte - war erkennbar, daß es sich um Scans von Fotoabzügen handelte.
Darüberhinaus war sehr schnell klar, daß es sich dabei nicht nur um bekannte Motive sondern auch um einige bislang unbekannte Ansichten drehte. Spätestens in diesem Moment nahm ich gewaltig Fahrt auf. Die ersten Anbahnungen erfolgten im März des vorigen Jahres. Die besitzende Stelle - die Stiftung Brandenburg in Fürstenwalde - zeigte sich dabei von Anfang an sehr kooperativ. Das merkwürdige - auch für die Bearbeiterin vor Ort - war, daß die papiernen Vorlagen, die für die Scans ohne Zweifel vorhanden gewesen waren, trotz intensiver Suche im Archiv nicht (mehr) gefunden werden konnten. Ich sah schon meine Felle davon schwimmen.
Doch glücklicherweise konnten im Archiv der Stiftung Glasnegative sämtlicher Motive lokalisiert werden. Meine Stimmung stieg!
Dummerweise ist das Scannen von Glasnegativen eine etwas andere Nummer als das von Papiervorlagen. Dazu bedarf es professioneller Hilfe da andere Hardware von Nöten ist. Solche, wie sie die Stiftung Brandenburg jedoch nicht besitzt. Meine Laune ging wieder in den Keller.
Zum Glück fiel das Ganze in eine Zeit, in der die Stiftung ein Projekt zur Digitalisierung ihrer Glasnegativ-Sammlung (4000 Objekte) aufsetzte (Organisieren von finanziellen Mitteln, Binden eines Dienstleisters usw. usf.). Durch mein fortgesetztes Nachhaken in Fürstenwalde bekam die Angelegenheit gefühlt eine höhere Priorität. Zumindest wurde mir versichert, daß, wenn es soweit ist, meine Anforderung als erste bearbeitet werden würde.
Ende Mai 2023 wurde das Projekt bewilligt und ging sukzessive in die Umsetzung. Im November dann bekam ich die frohe Botschaft, daß (mindestens) die Senftenberger Motive digitalisiert worden waren und ich relativ zeitnah mit den Dateien rechnen könne.
Anfang Dezember erhielt ich dann einen USB-Stick mit sämtlichen Scans. Und dies für einen lächerlichen finanziellen Obolus meinerseits.
Senftenberg
Aufnahme <= 1937
Stiftung Brandenburg
Senftenberg Senftenberg
Gemeint sind natürlich die Glasnegative sämtlicher und sehr gut bekannter Senftenberg-Motive des Lübecker Verlags Schöning & Co., die auf nicht mehr nachvollziehbaren Spuren den Weg in das Archiv der Stiftung Brandenburg fanden. "Gott sei dank!" kann ich da nur rufen. Und ein zweites "Gott sei dank! gleich noch hinterher schicken, da sich mir initial scheinbar ein sehr begrenztes Zeitfenster auftat, in welchem die Scans im Internet sichtbar waren. Wie geschrieben: heute findet man die Grafiken dort nicht mehr.
Dafür auf www.gruss-aus-senftenberg.de!

Und hier gehören sie ja auch hin, oder?

Nachdem Ende vorigen Jahres der USB-Stick mit den Scans bei mir eingetrudelt war, machte ich mich natürlich relativ schnell daran, das gelieferte Ausgangsmaterial weiter zu optimieren. Dies erfolgte nicht auf einen Schlag sondern peu a peu streute ich die Endergebnisse, mit deren Qualität ich sehr zufrieden bin, in das normale "Neues"-Geschäft hier auf der Internetseite ein.
Heute ist nun der letzte Tag dieser Aktion, die mit den 5 letzten Motiven ihren Abschluß findet. Starten möchte ich mit der Glasneagtiv-Vorlage für die allseits bekannte 9-Bild-Karte, die es in Papierform in zwei leicht unterschiedlichen Varianten gab.

Das Glasnegativ ist dabei noch einmal oben, links und rechts ein wenig vollständiger als die größte Papiervariante. Generell aber nichts, worum man ein großes Trara machen müsste. Zumal wir ja über die Einzelmotive auch "in groß" verfügen, wo sie ggf. nochmals etwas mehr Bildinformation enthalten.
Hinsichtlich des Glasnegativs möchte ich noch auf die vielfach erkennbare "freihändige" Gestaltung der Wolken hinweisen. Man kann in der Vergrößerung sehr gut erkennen, daß hier manuell nachgeholfen wurde. Die etwas nachlässige Arbeit ist auf den Ansichtskarten-Pendants aufgrund der Drucktechnik kaum noch zu bemerken.
Senftenberg
Aufnahme <= 1939
Stiftung Brandenburg
Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme <= 1938
Stiftung Brandenburg
Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme <= 1938
Stiftung Brandenburg
Senftenberg Senftenberg
Obwohl ich nun mit der Arbeit durch bin wird mich das Thema "Schöning & Co." noch nicht ganz loslassen. Da wäre nämlich noch zu klären, wann genau die Aufnahmen entstanden. Ich bin - über das ganze Konvolut verteilt - bei Angaben zwischen 1937 und 1939. Persönlich glaube ich nicht, daß der Fotograf in jedem dieser drei Jahre hier vor Ort tätig wurde. Möglicherweise lassen sich die aktuell in 1939 eingetakteten Motive noch drücken. Vielleicht dann wenn irgendwann einmal jeweils beide Ansichtskarten-Varianten vorliegen: die gedruckte und die Fotoversion. Letztere ist sehr viel seltener anzutreffen und fehlt in vielen Fällen noch in meinem digitalen Archiv.

Mehrfach ist der Begriff "Glasnegativ" gefallen. Für diejenigen, die sich nicht so richtig etwas darunter vorstellen können, hier ein optisches Eindruck eines Senftenberger Motivs. Man erkennt, daß es sich dabei schon um eine manipulierte Variante handeln muß, denn sowohl der real vorhandene Lichtmast als auch der Baum im Vordergrund sind verschwunden...

Senftenberg
Aufnahme <= 1939
Stiftung Brandenburg
Senftenberg Senftenberg Senftenberg

Fazit am Ende: eine sehr gute Zusammenarbeit mit einem externen Archiv. Nicht immer klappt es so reibungsarm. Manche Archive oder Bibliotheken zeigen sich weit weniger kooperativ. Abgesehen davon, daß (vermutlich) viele Bestände nur ungenügend katalogisiert und schon gar nicht im Internet publiziert wurden. Hier ist meiner Meinung nach noch sehr viel Luft nach oben. Wobei in den letzten Jahren hierbei doch erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Ich möchte mir nicht vorstellen, auf diesem Gebiet vor 20 oder 30 Jahren tätig gewesen zu sein. Da gab es ja vergleichsweise nichts!