21.04.2024

Würde ich schreiben "Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern..." wäre dies eine maßlose Übertreibung. Dazu wird das Thema in der breiten Senftenberger Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen. Sprich: es gibt so gut wie keine Adressaten für das Zwitschern der kleinen Vögel, weshalb sich diese ihre Puste sparen können.
Und doch hat es sich bis zu mir herumgeschwiegen, daß der erste Versuch, jemanden zu finden, der bis 2028 eine Senftenberg-Chronik verfasst, gescheitert ist. Es gingen exakt 0,0 Bewerbungen ein. Nicht daß mich dies überrascht hat. Ich habe es regelrecht vorausgesehen. Die ganzen Umstände um den initialen Verwaltungsauftrag, die lange Untätigigkeitsphase und die nach geschlagenen 3 Jahren lancierte Ausschreibung mit ihren Regularien (ich berichtete auf Neues 591), ließen in meinen Augen gar kein anderes Ergebnis erwarten. Daß besagte Ausschreibung derart "unter dem Radar" lief (glaubte man unter den Durchblätterern des "Stadtboten" einen geeigneten ausgebildeten Historiker zu finden?) legt den Verdacht nahe, daß man genau dieses Ergebnis (also das Scheitern der Ausschreibung) erreichen wollte.
Zweifellos wird man seitens der Stadt Senftenberg schnell reagieren müssen. Entweder wiederholt man die Ausschreibung ggf. mit veränderten Parametern oder man zieht gleich "Plan B" aus der Tasche. Wie dieser ausehen könnte, dafür habe ich auch seit längerem eine Prognose.

Wie gesagt: nach meiner Einschätzung interessiert 98% der Senftenberger dieses Chronik-Thema nicht die Bohne. Deshalb halte ich das Ganze mittlerweile auch für vergebliche Liebesmüh. Laut Aufgabenstellung hängt man die Latte ja sowieso schon ziemlich tief. Zwischen 200 und 400 DIN A4-Seiten mit 60% Textanteil soll das finale Werk enthalten. Zum Vergleich: die Chronik "600 Jahre Hosena" umfasst 240 Seiten. Zwar nicht ganz im DIN A4-Format aber immerhin. Welzow in ähnlichem Format kommt auf 230. Selbst die Chronik von Sedlitz schafft es auf 170 DINA A4-Seiten! Ich meine Sedlitz! Eine Kirche, eine Schule, fünf Vereine, kaum Industrie, wenig Politik, selten Mord- und Totschlag. Das übertragen auf Senftenberg mit den gesamten Veränderungen, die die Stadt allein in den letzten einhundert Jahren durchgemacht hat, möchte man auf maximal 400 Seiten unterbringen???
Was soll, was KANN das werden?
Es wird irgendwas herauskommen, da bin ich mir sicher. Die Blöße wird man sich bei der Stadt nicht geben wollen. Vielleicht wird man demnächst dafür aber auch gar keinen menschlichen Autor mehr benötigen. Die "künstliche Intelligenz" (KI) muss zukünftig nur noch "gefüttert" werden und zimmert in Null-Komma-Nix eine populärwissenschaftliche Abhandlung zusammen. Gar kein so abwegiger Gedanke!

Dies setzt prinzipiell nur einen entsprechend großen und maschinell verarbeitbaren Informationsvorrat voraus. Womit es für Senftenberg aber eher schlecht aussieht. Es gab zwar in der Vergangenheit zwischen dem Ableben des Senftenberg-Chronisten Paulitz und heute immer wieder Bestrebungen, so viel Senftenberg-geschichtliches Text- und Bildmaterial wie möglich an einem Ort zu versammeln, doch scheiterten bzw. versandeten diese in aller Regel irgendwann aus unterschiedlichen Gründen. Maschinell verarbeitbar waren sie historisch bedingt in den seltensten Fällen.
Letztlich ist www.gruss-aus-senftenberg.de auch nur eine dieser (Privat-)initiativen, die solange gut gehen, wie die Protagonisten am Ball bleiben.

Grundsätzlich leben wir heute in Zeiten, die - besser geht zwar immer - wirklich sehr gute Voraussetzungen bieten, eine solche Materialsammlung vom Kopf auf die Füße zu stellen. Archive geben ihre Bestände für die Öffentlichkeit frei, historische Zeitungen werden zunehmend digitalisiert und sind vielfach maschinell durchsuchbar, weltweite Vernetzung und Publikation von Texten und Bildern ist praktisch rund um die Uhr gegeben. Dieses Potential, von dem vorangegangene Historiker-Generationen nur träumen konnten, wird hier vor Ort leider nicht so wirklich genutzt.
Vielleicht male ich einfach auch nur schwarz. Nicht so wichtig!

Viel wichtiger ist es, der KI (siehe oben) schnellstens genügend Futter zum Fraß vorzuwerfen. Und das möchte ich heute in Form eines längeren Textes tun, der, das kann man sagen, "Chronik-Charakter" hat. Ich fand ihn jüngst abschriftlich in einem großen Material-Konvolut, das in Zusammenhang mit einer "Chronik von Senftenberg" steht. Letztere war ein privates Projekt aus den 1970er/80er Jahren, von dem wahrscheinlich noch nie jemand gehört hat. Ich übrigens bis vor einem halben Jahr auch nicht. Wahrscheinlich werde ich zukünftig auf diese Initiative und die damals gezeitigten Ergebnisse zurückkommen und die Erkenntnisse, die ich dazu bzw. DARAUS gewonnen habe, zum besten geben.

Bis dahin aber erst einmal der eben erwähnte Text, der im Kontext des 11. Lausitzer Katholikentages im September 1932 veröffentlicht wurde.

Gleichzeitig manövriere ich mich damit in die komfortable Position, nebenstehendes "Objekt" zu präsentieren. Es ist zum ersten Mal hier auf www.gruss-aus-senftenberg.de, daß ich derartiges zeige. Ich denke, man erkennt, worum es sich handelt. Es ist ein kleines Pappabzeichen (50 x 35 mm), welches sich die Teilnehmer des 11. Lausitzer Katholikentages, der am 11. September 1932 in Senftenberg stattfand, an die Brust hefteten.
Senftenberg
Aufnahme = 1932
Sammlung Matthias Gleisner
30 Pfennige kostete damals so ein Abzeichen und berechtigte zur Teilnahme an sämtlichen Veranstaltungen an jenem September-Wochenende. Der Senftenberger Anzeiger berichtete nachträglich von einem außerordentlich starken Besuch des Festzuges und der Festversammlung. Schon im Vorfeld erschien in der Zeitung ein Text, der die Geschichte der katholischen Kirche in Senftenberg beleuchtet. Jedoch in geringerem Umfang als nachfolgend:

Altes und Neues aus Senftenberg
Festschrift zum 11. Lausitzer Katholikentag
11. September 1932

S e n f t e n b e r g,
die südlichste Stadt der Provinz Brandenburg, liegt in der Niederung der schwarzen Elster, unmittelbar in der Nähe der Einmündung der Sornoer in die schwarze Elster.
 Ursprünglich stand an dieser Stelle, als Stützpunkt an der uralten Salzstraße, eine Niederlassung der Wenden, deren Einwanderung nach Europa im vierten Jahrhundert nach Chr. angenommen wird. Diese Niederlassung, deren Gründung um das Jahr 600 geschehen sein soll, trug den Namen Komorow.
 Nach verschiedenen Aufzeichnungen soll dieser Name von "Kammer", d.h. Gerichtsstätte abgeleitet sein. Nach anderen soll dieser Name von ungarischen Einwanderern, die aus der Festung Komorn stammten, mitgebracht worden sein. Doch am wahrscheinlichsten ist der Name Komorow herzuleiten von dem slawischen Worte "komar" d.h. Fliege oder Mücke, weil die ganze Gegend Sumpfgebiet war und unter großer Mückenplage zu leiden hatte. Der Slawe pflegte die Bezeichnungen seiner Niederlassungen gerne der Natur zu entnehmen, wie viele Beispiele zeigen:

 Görlitz - gorlica - bergige Gegend
 Hohenbocka - bok - hohe Buche
 Brieske - brzosna - Birke
 Reppist - ryba - Fischdorf
 Sorno - sorni, czarny - Schwarzdorf
 Biehlen - bialy - weiß
 Laugk - Laug, lake - Wiese
 Dubina - dab - Eichwald
 Koschen - koscielna - Kirchdorf
 Zschornegosda -schwarze Wirtschaft.

Um das Jahr 1000 wurde nach Besitzergreifung der Lausitz durch die deutschen Kaiser die Sumpfenburg, wahrscheinlich zum Schutze der Salzstraße, gebaut, um welche sich im Laufe der Zeit die Ortschaft Senftenberg ansiedelte.
 Über die Entstehung des Namens Senftenberg, das in alten Urkunden Sempfttembergk, Semptinberg geschrieben wird, ist man sich noch nicht einig. Um das Jahr 1290, in welchem der Name Senftenberg zum ersten male urkundlich erwähnt wird, besaßen die Herren Johann und Conrad von Senftenberg die Stadt als Herrschaftsbesitz. Dieser war offenbar ein böhmisches Lehen, da die Lausitz damals zu Böhmen gehörte und es ist nach den Feststellungen des Herrn Bürodirektors Brunzel nicht ausgeschlossen, daß die genannten Johann und Conrad aus Senftenberg in Böhmen stammten und dem ihnen verliehenen Lehen den Namen ihres Heimatortes beigelegt haben. Diese Annahme wird unterstützt durch die Tatsache, daß viele Städte, besonders in Sachsen und Schlesien Ortsbezeichnungen führen, deren Ursprung auf die Einwanderungen aus Böhmen zurückgeführt werden können. Eine weitere Bestätigung wird darin gefunden, daß ebenso wie hier in der Lausitz auch nördlich der Stadt Senftenberg in Böhmen ein Ort Luckaitz vorhanden ist und südlich davon ein Ort Geiersberg. Nach der Chronik der Stadt Senftenberg in Böhmen, geschrieben von Prof. Dr. Eduard Albert und von dem bischöflichen Vikariatssekretär Karl Chotovski, war die Schreibweise der Stadt Senftenberg in Böhmen, die bereits 1249 urkundlich erwähnt wird, ähnlich der Schreibweise unserer Stadt:
Senftinberg, Semftnberg, Zenftenbrk, Senfemberg, Zentftenberk.
 Durch die Kaufleute, die vom Süden nach Norden über die Salzstraße zogen, mögen die hiesigen Ureinwohner schon frühzeitig Kenntnis des Christentums erlangt haben. Karl der Große, der seine Hauptkulturarbeit in der Christianisierung der ihm tributpflichtigen Völker, zu denen auch die Wenden gehörten, sah, schickte Benediktinermönche aus Fulda und Corvey als Glaubensboten auch in die Lausitz.

Sein Feldherr, Graf Roland von Blaye, sollte mit dem Schwerte die Arbeit der Mönche schützen. Auf ihn wird auch die in diese Zeit fallende Gründung der Stadt Ruhland zurückgeführt. Heinrich I., der Vogelsteller, Herzog von Sachsen, führte die Pläne der Unterwerfung und Christianisierung der Wenden fort, wobei es zu häufigen blutigen Zusammenstößen kam, unter anderem zu der Schlacht bei Tätschwitz. Der Name Blutmühle bei Lauta zeugt heute noch von dem dort vergossenen Blute. Radbot, der tapfere Wendenführer, soll an der heutigen Bjewoschmühle seinen Tod gefunden haben. Kaiser Otto der Große konnte unter Mithilfe seines treuen Freundes Markgraf Gero von Meißen, das Bistum Meißen gründen und so die Christianisierung der Lausitz in friedliche Bahnen lenken.
 Schon in damaliger Zeit scheint Senftenberg Mittelpunkt der christlichen Kultur in der Lausitz gewesen zu sein. Es werden zwar in alten Urkunden Kapellen in Hoyerswerda, Ruhland, Zschornegosda, Wendisch-Sorno, Sallgast, Klettwitz und andere erwähnt, auch Groß-Räschen hatte eine der hl. Magdalena geweihte Kapelle; aber keine Kirche war so reich mit Stiftungen und Privilegien ausgestattet wie die St. Peter und Paulkirche in Senftenberg, die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert erbaut wurde. An ihr waren bis kurz vor der Reformation etwa 20 Geistliche tätig. Bekannt ist auch die Wallfahrtskapelle zu Ehren des hl. Laurentius auf dem Koschenberge, wo von Senftenberg aus der Gottesdienst abgehalten wurde. Am Feste dieses Heiligen, 10. August, entwickelte sich dort ein lebhafter Marktbetrieb, zu dem, wie es in alten Ukrunden heißt: "der Amtmann 1 Faß fremd Bier zu schenken hat und der regierende Bürgermeister desgleichen". Dieser Laurentenmarkt wurde von Kurfürst Moritz in die Stadt verlegt. Erhalten hat sich von den alten, an Kirchenfeste sich anschließenden Märkten noch der Peter und Paul Jahrmarkt.
 Viele Stürme sind über das wirtschaftliche, politische und kirchliche Leben Senftenbergs hinweg gebraust, nicht zum wenigsten in den Hussitenkriegen, in welchen 1431 Burg und Stadt Senftenberg fast vollständig zerstört wurden. Im Jahre 1539 legte die Reformation das katholische Leben völig nieder.
 Mehr als 300 Jahre blieb dasselbe erstorben. Der ersten Nachricht über das Wiedererwachen katholischen Lebens begegnen wir im Jahre 1871, als der Geistliche Rat Schneider, Pfarrer in Wittichenau dem Pfarradministrator im Spittel zu Kamenz das Recht erteilte, in Bernsdorf und Senftenberg die Seelsorge im vollen Umfange auszuüben. Von Kamenz aus, ebenso von Wittichenau und Neuzelle wurde durchschnittlich alle Vierteljahre in Senftenberg Gottesdienst gehalten.
 Als am 21. August 1887 dem Pfarrer Sauer die katholische Pfarrei Spremberg übergeben wurde, wurde ihm zugleich die Verpflichtung auferlegt, in Friedrichsthal oder Senftenberg periodischen Gottesdienst abzuhalten, so daß auf diese Weise Senftenberg dem Pfarrbezirk Spremberg eingegliedert wurde.
 Am 18. November 1887 wurde durch Erlaß des Kardinals Kopp diese Eingliederung amtlich bestätigt, und schon am 20. November desselben Jahres hielt Pfarrer Sauer als zuständiger Geistlicher den ersten Gottesdienst in Senftenberg.
 Derselbe fand statt im großen Saale des Hotel Baranius und zwar zunächst allmonatlich einmal. Der Saal war regelmäßig voll besetzt und da die meisten von weither kamen, waren der Hof bei Baranius und die anliegenden Straßen angefüllt mit allen möglichen Fuhrwerken. Viele Mütter brachten selbst ihre kleinsten Kinder mit zum Gottesdienste, welche während desselben in einem Nebenraume auf ein Billard gelegt wurden, wobei es mehrfach geschehen ist, daß nachher die Kinder verwechselt wurden, ja sogar vergessen liegen blieben. Da die Geschäfte in damaliger Zeit keine Sonntagsruhe hatten, hielten sich die Gottesdienstbesucher bis in die Abendstunden in der Stadt, nicht zum wenigsten auch in den Wirtschaften auf.

Inzwischen wuchs mit jedem Jahr die Stadt Senftenberg. Aus dem ehemaligen Fischerdorfe wurde eine Industriestadt infolge der damals beginnenden und mächtig aufstrebenden Braunkohlenindustrie. Immer neue Braunkohlengruben wurden erschlossen, neue Brikettfabriken gebaut. Die Folge war immer neue Heranschaffung von Arbeitskräften. Der Zuzug dieser erfolgte hauptsächlich aus der Provinz Posen, aus Oberschlesien, aber auch aus Galizien und Russisch-Polen. Auch die damals noch reichlich vorhandenen Güter der Umgegend bevorzugten die polnischen Arbeiter und Schnitter. Mit dem steten Anwachsen dieser meist katholischen Arbeitermassen war die Errichtung einer eigenen Seelsorgerstelle in Senftenberg nicht mehr aufzuschieben.
 Gelegentlich einer am Pfingstfeste 1891 in Wittichenau vom Fürstbischof Kardinal Kopp abgehaltenen Firmung stellten demselben der damalige Pfarrer Lorenz von Spremberg, sowie der Pfarradministrator von Kamenz die Notwendigkeit vor, in Senftenberg eine eigene Seelsorgestation einzurichten, worauf Pfarrer Lorenz mit dem Ankauf eines geeigneten Grundstückes beauftragt wurde. Dieses wurde 1892 durch den Naglermeister Heinrich Günther von dem Zimmermeister Wilhelm Wolf in Größe von etwa 5 Morgen an der Calauerstraße erworben. Den Kaufpreis von 27500 Mk. stellte Kardinal Kopp zur Verfügung.
 Am 20. Dezember 1892 wurde die Pfarrei Senftenberg kanonisch errichtet und Pfarrer Kubis, damals Kaplan in Gleiwitz, als erster Seelsorger berufen.
 Am 21. Dezember 1893 wurde derselbe in sein Amt eingeführt und am gleichen Tage die provisorische Kirche eingeweiht. Es war ein Fachbauwerk eigentlich nur für 5 Jahre gedacht; die Baukosten in Höhe von 8500 Mk. trug wieder Kardinal Kopp.
 Immer mehr wuchs sich Senftenberg infolge der ständig sich steigernden Glasmacher- und Braunkohlenindustrie zu einer Riesenpfarrei aus, zu welcher im Jahre 1905 etwa 14000 Katholiken gehörten.
 Dieser Zustand war auf die Dauer unerträglich zumal für den ganzen südlichen Kreis Calau nur die eine, völlig unzulängliche Kirche in Senftenberg zur Verfügung stand mit nur einem einzigen Seelsorger. So ging man dann allmählich an die Auspfarrung großer Teile aus der Pfarre Senftenberg.
 1904 wurde Altdöbern, Sallgast und mehrere andere Ortschaften der damals neugegründeten Kuratie Finsterwalde zugeteilt.
 1906 wurde Klettwitz mit 12 umliegenden Ortschaften zu einer selbständigen Pfarrei eingerichtet; ebenso 1909 Großräschen mit seiner Umgebung, ferner 1919 Welzow mit den umliegenden Ortschaften; 1928 wurde Lautadorf der neu errichteten Pfarrei Lautawerk zugeteilt.
 Als vor 10 Jahren das 30 jährige Jubiläum der kath. Pfarrgemeinde begangen wurde, sprach Eminenz Kardinal Bertram den Wunsch aus, daß die Gemeinde ihre "bedeutsamen Aufgaben im Ausbau ihrer Einrichtungen und in Pflege starkmutigen Glaubenslebens" erfüllen möge.
 Heute anläßlich des 40-jährigen Jubiläums, darf wohl gesagt werden, daß die Gemeinde an der Erfüllung dieses Wunsches ehrlich gearbeitet hat. Zeuge ist davon zunächst die Pfarrkirche, mit deren Neubau bereits im Jahre 1923 begonnen wurde, dank vorallem des unermüdlichen Drängens der Herren Grubendirektoren Werhahn und Wünnenberg. Leider fiel diese Bautätigkeit in die Inflationszeit mit ihrer katastrophalen Geldentwertung. Wie letztere sich auswirkte, zeigt als Beispiel unser damals erscheinendes Sonntagsblatt, dessen Druckkosten im Jahre 1921 etwa 35 Mk. betrugen, im Mai 1923 jedoch 100000 Mk. und im Juli eine Million!
 So konnte 1923 denn auch nur ein provisorischer Turm gebaut werden, um so mehr, als kaum 4 Wochen nach Beginn der Arbeit ein Streik ausbrach, als dessen Opfer 3 Tote und 17 Verwundete auf den Straßen der Stadt liegen blieben.
 Erst am 1. Juni 1924 konnte der Grundstein gelegt werden zu dem eigentlichen Neubau. Was derselbe bezwecken will, hat am trefflichsten unser Kirchenkassenrendant Lehrer Foelkel bei seinen Hammerschlägen in die Worte gekleidet: "In Zeiten tiefster politischer und wirtschaftlicher Not möge unsere neue Kirche als Wahrzeichen nie versagender deutscher und katholischer Kraft erstehen."

 Groß war die Freude, als am 25. März 1925 der hochw. Herr Weihbischof Wojniech-Breslau die Kirche feierlich konsekrierte, bei welcher Feier die kurz vorher von der Glockengießerei Linke-Hoffmann in Lauchhammer gelieferten 3 Glocken zur vollen Geltung kamen. Diese Stahlglocken St. Petrus, Paulus, Joseph, gestimmt auf den Ton G B Des, wiegen zusammen etwa 3000 kg und kosteten 3584 Mk., geweiht wurden sie vom hochw. Erzpriester Kammel-Finsterwalde.

Die Baukosten der von Architekt Scholz errichteten Kirche belaufen sich auf 54500 Mk.
 Im September 1925 wurde der erste Kaplan nach Senftenberg berufen.
 Am 4. Oktober desselben Jahres wurde die neue, von der Orgelbaufirma Steinmayer in Oettingen zum Preise von 10900 Mk. gebaute Orgel geweiht.
 Am 4. August 1926 wurde der Um- und Erweiterungsbau des Pfarrhauses begonnen. Es ist dies ein Geschenk des durch seine großzügige Freigebigkeit weithin bekannten Bergwerkdirektors H. Wünnenberg an den Pfarrer der Gemeinde anläßlich dessen silbernen Priesterjubiläums.
 Im Dezember 1926 wurde ein Filialgottesdienst eingerichtet sowohl in Sedlitz, als auch in Senftenberg-West. Vorläufig 14-tägig, stellte sich bald die Notwendigkeit eines regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienstes heraus. Ursprünglich wurde derselbe hüben, wie drüben in einem Wirtshaus abgehalten und immer dringender wurde die Forderung eines eigenen Gotteshauses. Doch mußte die Finanzfrage so gelöst werden, daß der Gemeinde keine Lasten entstanden. Für Sedlitz wurde nach langem Verhandeln mit der Ilse Bergbau AG. die Frage gelöst durch Errichtung einer Notkirche, welche am 29. Juni 1930 geweiht wurde. Das Grundstück und die dazu verwandte Baracke wurden von der Ilse Bergbau AG. unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Bargelder in Höhe von 10730 Mk. dieser von Baumeister Klöter errichteten Kirche kamen zusammen durch Geschenke und Stiftungen vor allem des Bonifatiusvereins. Geweiht ist die Kirche dem hl. Bonifatius.
 Gleich darauf wurde mit dem Bau der St. Barbara Kirche in Hörlitz begonnen, zu welcher hochw. Herr Weibischof Wojciech-Breslau den Grundstein legte. Es ist ein geschmackvoller Rundbau in modernen Formen gehalten, ausgeführt von Baumeister Klöter. Die Gesamtkosten, einschl. Inneneinrichtung, betrugen 28441 Mk. und sind Geschenke des Herrn Kardinals, der Regierung, des Bonifatiusvereins, vor allem aber des Herrn Werhahn-Neuß und seines Direktors H. Wünnenberg, welche u.a. die beiden Kirchenglocken stifteten.
 Am 25. Oktober 1931 erfolgte die Weihe des Gotteshauses unter Teilnahme aller Kapläne, die bisher in Senftenberg amtiert hatten.
 Hand in Hand mit diesem äußeren Aufbau ging der innere Ausbau, wobei in Kürze nur die Neugründung von Marianischen Kongregationen, Gesellenverein, D.I.K., Vincenzkonferenz erwähnt sei, sowie daß außer diesen neuen Vereinen von den bereits bestehenden Vereinen der Arbeiterverein sich eine Fahne anschaffte und der Cäcilien-Kirchenchor ein außerordentlich kunstvolles Banner.

Der Autor dieses Textes bleibt aktuell vage. Wahrscheinlich kann Stanislaus von Tessen, zu dieser Zeit amtierender Pfarrer, als Urheber angenommen werden. Teile des Textes wurden in der Chronik "70 Jahre katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul Senftenberg" (1995) verwendet, ohne jedoch im Quellenverzeichnis einen Hinweis auf obige Festschrift zu setzen. Stattdessen wird auf die Chronik zum 30-jährigen Jubiläum (1922) verwiesen, welche nachweislich durch v.Tessen verfasst wurde. Das legt den Verdacht nahe, daß v.Tessen Teile seiner vorherigen Arbeit wortwörtlich in die Festschrift von 1932 einfliessen ließ.
Das ist aber so lange Spekulation, wie mir die Originale beider Chroniken nicht vorgelegen haben. Daß sie einst in Reichweite - also in Senftenberg - (noch) existierten, davon kann man ausgehen. Bislang konnte (oder wollte) mir leider kein Exemplar zur Verfügung gestellt werden.
Die Grafik mit den Konterfeis der 5 Geistlichen, die ich oben in den Text geschoben habe, soll aus der Chronik von 1922 stammen. Die Zeichnung liegt mir nur in abfotografierter Form (wie man das damals halt so machte) vor. Dies gilt auch für die beiden Fotos, die die 3 Glocken der katholischen Kirche im Jahr 1925 zeigen.
Daß der oben wiedergegebene Chronik-Text mit keiner Silbe die Errichtung des St.Josef - Hauses erwähnt, lässt nur einen Schluß zu: das gab es 1932 noch nicht!
Da die nebenstehende Fotografie, die die Basis für eine auf <= 1937 datierbare Ansichtskarte bildet, dieses nunmehr zeigt, bedeutet, daß die Errichtung irgendwann in diesem Fünfjahreszeitraum gelegen haben muß.
Wann genau? Darum sollen sich mal andere kümmern! Ich kann schließlich nicht alles alleine machen.

Das Foto rechts stammt ein weiteres Mal von einem Glasnegativ des Schöning-Verlages. So langsam habe ich alle davon durch...

Mein lieber Scholli, das war heute mal wieder jede Menge Text. Unter anderem mit einer ungewöhnlichen Theorie zur Herkunft des Namens "Senftenberg". Ich glaube, die Verbindung zum böhmischen Zamberk habe ich hier zum ersten (und einzigen) Mal gelesen.

Um den Bogen zu schließen... was würde wohl die KI mit solchen Aussagen tun? Würde sie diese so mir-nichts-dir-nichts in die maschinen-generierte "Chronik von Senftenberg" übernehmen? So lange sie keine anderslautenden findet, die schwerer wiegen - also zahlenmäßig häufiger auftauchen, sicherlich. Also brauchen wir wohl doch noch einen Menschen und können nicht alles dem Roboter überlassen. Wer traut sich?

Senftenberg
Aufnahme <= 1937
Stiftung Brandenburg
Senftenberg