Wenn es noch eines Nachweises bedurft hätte, daß die Bahnhofstraße neben dem Markt die am besten dokumentierte Straße Senftenbergs ist, dann
wäre er mit dem folgenden "Six-Pack" erbracht. Alle Fotografien wurden mutmaßlich zwischen 1972 und 1980 angefertigt. Bei fünfen ist das ziemlich sicher.
Bei der sechsten fehlt (noch) der unumstößliche Beweis. Es sind nicht die ersten Aufnahmen der Bahnhofstraße aus jenem Jahrzehnt. Und vermutlich sind
es auch nicht die letzten, die an meine Tür klopfen.
Aufnahme = 1972 Sammlung Uwe Jähnert
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Aufnahme = 5.2.1972 Sammlung Uwe Jähnert
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Aufnahme = 1976 Archiv der Stadt Senftenberg
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Auch wenn wir, wie oben geschrieben, mit Ansichten der Bahnhofstraße fast schon überversorgt sind, fallen die heutigen Aufnahmen teilweise
aus dem Rahmen. Sehen wir hierauf doch Gebäude, die bislang eher stiefmütterlich behandelt wurden. Etwas, das besonders auf
die mittlere Aufnahme in der oberen Reihe zutrifft. Von dem Haus Bahnhofstraße 43, das links der Marien-Apotheke erkennbar ist, verfügen wir eigentlich nur
über Fotos, die das Gebäude kurz vor oder während seines Abrisses zeigen. Eine Aufnahme, die das Haus in seiner ganzen ursprünglichen
Pracht darstellt, ist mir bislang nicht bekannt. Was mindestens genauso schade ist, wie der Fakt, daß das Haus überhaupt abgerissen wurde.
Weichen musste es, um eine vergleichsweise großzügige Einbindung der Bahnhofstraße in die Fernverkehrsstraße 169 in Richtung Cottbus zu realisieren. Bis dahin
erfolgte der straßenseitige Anschluß an die Bezirksstadt über die Spremberger Straße weiter in Richtung Reppist. In Höhe Reppist wurde die Bahnlinie
unterquert (der Tunnel existiert heute noch) um dann in etwa auf die heutige Trasse einzubiegen. Die Planungen hinsichtlich des Tagebau Meuro
und dem damit verbundenen Wegfall großer Teile nördlich der Bahnlinie inklusive Reppist machten eine Verlegung und damit eine veränderte Anbindung Senftenbergs notwendig.
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Aufnahme <= 1979 Sammlung Uwe Jähnert
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Aufnahme <= 1980 Sammlung Uwe Jähnert
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Aufnahme <= 19?? Sammlung Uwe Jähnert
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Ergebnis dessen sehen wir auf der linken Abbildung in der unteren Reihe. Neben der Marien-Apotheke, die wir bildlich erstmals in dieser Größe und Qualität zu
Gesicht bekommen, hatte die Hausnummer 43 nunmehr einer "Lichtsignalgesteuerten" Straßenkreuzung Platz gemacht.
Apropos "Lichtsignal"... erinnert sich noch jemand dieser von innen beleuchteten Verkehrsschilder, wie wir sie auf diesem und dem Foto unten rechts sehen?
Und die wahrscheinlich wegen fehlender Glühbirnen oder anderer technischer Hemmnisse nur sporadisch den Verkehrsteilnehmern ihr anheimelndes Licht entgegen strahlten?
Die rechte untere Aufnahme hat es mir heute besonders angetan. Denn sie zeigt, daß es in der langen Zeit der Einmündung in die Puschkin- bzw. Albert-Straße, tatsächlich einmal
eine Phase gab, in der die bis heute ungenutzte Fläche, nach irgendetwas aussah!
Während in den Anfangsjahren dort eine Wüstenei herrschte ist das Areal heutzutage zwar eingezäunt aber die darauf wild wuchernde Vegetation ist die meiste Zeit des Jahres mannshoch.
Kein schöner Anblick! Wie gesagt, ausgerechnet zu DDR-Zeiten, wo vieles extrem vernachlässigt wurde, machte diese Freifläche einen vergleichsweise aufgeräumten und kultivierten
Eindruck.
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Es war aber auch nicht so, daß man sich in der Vergangenheit keine Gedanken um eine sinnvolle Nutzung der Freifläche gemacht hätte. Wären die Planungen hinsichtlich
eines Verwaltungsgebäudes für die Senftenberger Stadtwerke aus den 1930ern oder spätestens Anfang der 1940er in die Realität umgesetzt worden, dann sähe die Ecke heute
vielleicht so aus:
Entwurf zum "Bauvorhaben Senftenberg Bahnhofstrasse Ecke Albertstrasse" zweier Berliner Architekturbüros Jahr unbekannt Dank an Uwe Jähnert, der diese und andere Zeichnungen von einer Senftenberger Müllkippe rettete.
Laut den vorliegenden Planzeichnungen war vorgesehen, daß im Untergeschoß des Hauses links die Gas- und Elektrizitätswerke der Stadt und rechts die Fremdenverkehrswerbung
Einzug halten sollten. Die oberen Stockwerke, sowie der schräg entlang der Albertstraße angebrachte Gebäudeteil war Wohnungen, bzw. einer Arztpraxis vorbehalten. Im rückwärtigen
Teil war eine kleine Grünanlage mit Kinderspielplatz sowie Autogaragen vorgesehen.
Es ist in meinen Augen sehr schade, daß diese Pläne nie in der Wirklichkeit angekommen sind. Stattdessen befindet sich an der Stelle anno 2024 ein verwildertes Grundstück. Man kann es
auch "Biotop" nennen.
Auf ein weiteres Detail, welches man auf den Fotos oben mittig und unten rechts ausmachen kann, möchte ich abschließend die Aufmerksamkeit lenken... es gab hier einst fast schon großstädtisch
anmutende Werbeaufsteller in Form von Glasvitrinen, die entlang des Fußwegs aufgestellt waren! Naja, mindestens zwei.
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