Noch eine zweite Oertlichkeit hat enge Beziehungen zu Geierswalde und insbesondere
zur Jubilarin. Es ist die Gemeinde Scado des Nachbarkreises Calau. Pfarrer Frenzel
erzählt: "Gleich an dem Dorfe hinter der Kirche lieget das Meißnische adelige Rittergut
Scado oder Scodow. Ehe und bevor dieses Dorf erbauet, hatten die Geierswalder an demselben
Orte ihre beste Hutung, Gräserei, Streu und Holz. Da nun angefangen wurde, den Ort zu
bebauen, so sagten die Geierswaldaer: 'To jo pak ze scoda' - 'Das ist aber doch schade',
nämlich, daß hierher ein Dorf gebaut wird, womit sie andeuteten, wie sie vielen Schaden
an Holz und Viehweide würden zu gewärtigen haben, wie es auch geschehen."
Der ehemalige Burgherr von Senftenberg und Pfandinhaber der Niederlausitz hatte 1432 im
Amte Senftenberg die Ritterlehen in Särchen, Schmogro, Scado und Senftenberg gestiftet.
Jeder mußte ein halbes Ritterpferd, d.h. zwei Lehen zusammen ein Ritterpferd für
Kriegsfälle ausrüsten. Am 19. Dezember 1448 lieh Kurfürst Friedrich zu Sachsen den Gebrüdern
Christoph, Hans und Uchatien von Bein das Dorf Scado in der Pflege zu Senftenberg mit
Gerichten, einem freien Hof in Senftenberg, einem Garten mit Forsten und Wiesen sowie
mit allen dazugehörigen Zinsen zum rechten gesamten Mannlehen. Die Familie von Lutwitz
finden wir am Beginn des nächsten Jahrhunderts auf Scado eingesessen. Im Jahre 1601
besaß Joachim Schütz das Gut und hatte es dem Churfürsten Christian II. von Sachsen zum
Kauf angeboten. Dieser ließ es durch Seyfried von Lüttichau auf Kmehlen, den Jägermeister
Sebastian von Barbisdorf und die Schlösser zu Liebenwerda und Senftenberg taxieren.<
Die verordneten Kommissare hatten dem Kurfürsten vom Kauf abgeraten. Das Gut bestand aus:
1. Haus, Hof, Stallungen und anderen zugehörigen Gebäuden, zwei Schäfereien samt Obstgärten,
2000 Fl.; 2. 7 ganze Hüfner, 6 gute Gärtner, die bei ihrer Kost die landesüblichen Dienste
tun, 800 Fl.; 3. 4 Häusler, deren jeder die Woche 2 tage desgl. zur Erntezeit 14 Tage
Handdienste zu tun hatte, 60 Fl.; 4. Zinsen von den genannten Leuten, 23 Fl., 6 Gr., 6 Pf.;
5. Wegen der Bienenbruten auf der Heide und für einen Brutbaum, 7 Gr.; 6. Der Wettigmüller
für ein Stück Acker 1 Gr.; 7. Getreidezins 3 Fl., 9½ Scheffel Hafer ½ Fl.,
12 Hühner und Eier 15 Gr., 4 Gänse 10 Gr., ½ Metze Linsen 4 Gr., 4 Schwieten Flachs
4 Gr., 17 Stück Garn zu spinnen 2 Fl., 6 Gr.; 8. Aussaat: 12 Malter Korn 1028 Fl., 12 Gr.,
3½ Malter Gerste 300 Fl., 3½ Scheffel Erbsen 25 Fl., 4 Malter Heidekorn 200 Fl.,
3 Malter Hafer 128 Fl., 12 Gr., 4 Scheffel Leinsamen 50 Fl., 3 Scheffel Hanf 40 Fl., Kraut
und Rüben 50 Fl.; 9. Teiche 2739 Fl., 3 gute Streichteiche 50 Fl.; 10. Schäfereien: 600 Schafe
und mehr 750 Fl., 30 melkende Kühe 750 Fl.; 11. Holzung über 1000 Acker 4000 Fl.; 12. Jagd,
eine gute Reh-, Hasen- und Fuchsjagd, zuweilen auch Hirsche und Schweine 200 Fl.; 13. Obere
und niedere Gerichte 100 Fl. Summa der Nutzungen 13 950 Fl., 2 Gr., 9 Pf., davon kommen in
Abzug für das zu stellende ½ Ritterpferd 500 Fl., bleibt: 13 456 Fl., 2 Gr., 9 Pf.
|
Joachim Schütz hatte für "etliche vom Adel" Bürgschaft geleistet und die verbürgten Summen
zahlen müssen. Wegen dieser Schulden war er genötigt, sein Gut Scado 1617 an den Herrn von
Ratzdorf zu verkaufen. Dann finden wir die Familie von Thöler. Hans Wolf von Thöler hatte es
in brüderlicher Teilung um 13 000 Fl. von seinem Bruder angenommen. Er besaß es in den Zeiten
des Dreißigjährigen Krieges und starb. Die Witwe verheiratete sich 1640 mit dem Rittmeister
Matthes Hillebeth. Er kaufte das verwüstete und verödete Gut. 1666 wird Herr von Dreller
auf Scado als Grenznachbar mit Senftenberg genannt.
Weitere Nachrichten entnehmen wir der alten Chronik: "Scado ist nach Senftenberg eingepfarret,
hält sich aber nach Geierswalde zum Gottesdienst." Die Verhältnisse änderten sich, als dieses
Gebiet durch den Wiener Kongreß unter Preußens Oberhoheit gelangte. Die Bewohner gehören nun
über hundert Jahre zum Kirchspiel Geierswalde, seit 1820 besuchen die Kinder die Schule daselbst,
wenn auch das Dorf kommunalpolitisch der Kreisverwaltung Calau untersteht. Neun Mannen dieser
dörflichen Gemeinschaft besiegelten mit dem Tode ihre Treue zur Heimat im letzten großen
Kriege. Ein Denkmal erinnert die Nachwelt daran. Das Gut gehört seit etwa fünfzehn Jahren der
Ilse Bergbau-A.-G. Viele Grundstücke sind für den späteren Abbau der schwarzen Erdschätze
bereits verkauft. Seit über 150 Jahren steht dies alte Fachwerkhaus mit dem Strohdach, das
demnächst abgerissen werden soll, und hier den freundlichen Leser im Bilde begrüßt.
In allernächster Nachbarschaft des Dorfes raunen die alten Föhren ihr gleiches Lied vom
Werden und Vergehen. Die Herbststürme aber haben die stattlichen Kronen der Laubbäume ihres
Blätterschmucks entkleidet, und neuer Frühling soll neues Knospen und Sprießen und neuen
Sonnenschein und neue Freude mit sich bringen!
|