Und weiter geht's mit der Aufbereitung der Schöning & Co. - Glasnegative. Selbige hat diesmal etwas länger gedauert weshalb es auch zu der "Ausfallwoche" kam. Die drei Exemplare,
die ich mir diesmal ausgesucht habe, sind vom Zustand doch vergleichsweise in schlechterer Erhaltung udn so waren aufwändigere Restaurierungsarbeiten nötig. Aber ich denke, ich habe
alles ganz gut hinbekommen.
Motivtechnisch fiel heute meine Wahl auf die drei Motive vom Senftenberger Markt. Diese sind mehrheitlich ganz gut eingeführt. Ansichtskarten davon findet man eigentlich in
jeder halbwegs ernstzunehmenden Senftenberg-Sammlung. Zumindest gilt dies für die ersten beiden Ansichten. Die dritte (ganz rechts) ist zwar auch bekannt jedoch nicht ganz so stark verbreitet...
Was die digitale Aufbereitung diesmal stark erschwerte war der Umstand, daß auf den Glasnegativen schon sehr stark retuschiert worden ist. Und dies vielfach nicht sehr erfolgreich.
Bevor ich im Detail darauf eingehe, zunächst noch das "Pflichtprogramm"... Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, daß alle Aufnahmen des Schöning-Konvolutes binnen weniger Tage, möglicherweise
sogar nur an einem einzigen Tag, fotografiert worden sind. Das würde für mich den meisten Sinn machen. Aber ganz so einfach scheint es doch nicht zu sein. Und die Zweifel an der Theorie werden auch
durch die drei nachfolgenden Motive genährt. Bei denen bin ich mir ziemlich sicher, daß sie an ein und demselben Tag aufgenommen wurden. Es gibt einige Gemeinsamkeiten, die erst jetzt - auf Basis
der doch sehr guten Fotoqualität - so richtig wahrnehmbar sind.
Aber auch wenn alle drei Ansichten an einem Tag gemacht wurden, der Fotograf ließ sich ziemlich viel Zeit dabei. Was man an den Uhrzeiten ablesen kann, die uns alle drei Fotos liefern. Demnach
suchte der Mann hinter der Kamera zwischen 11:30 über 13:30 bis 16:10 nach den besten Lichtverhältnissen. Dazwischen also genügend Zeit, sich den anderen - Marktplatzfernen - Motiven zu widmen.
Oder eben auch nicht! So viel steht fest: Die Marktansichten müssen spätestens im Frühjahr 1937 angefertigt worden sein. Wir erkennen nämlich noch die alte Gestalt des Hauses Markt 14. Der Senftenberger
Anzeiger berichtete Anfang April 1937 darüber, daß das Haus in Kürze einer Erneuerung unterzogen werden würde. Was auch geschah und sich in einer veränderten Fassaden- und Dachgestaltung manifestierte.
Sieht das auf den Fotos nach April aus? Schwierig! Obwohl der Frühsommer 1937 wettertechnisch in Senftenberg sehr warm war (32 Grad am 10. Juni!) halte ich es für fraglich, daß im April schon
solche Witterungsbedingungen wie auf den drei Fotos herrschten. Könnte aber sein. Wie das dann aber zu den (zweifellos im Hochsommer aufgenommenen) anderen Motiven des Schöning-Konvoluts passen soll,
ist mir aktuell noch etwas schleierhaft. Vielleicht war der Schöning-Fotograf doch mehrmals in unserer Stadt?
Aufnahme = 1937 Stiftung Brandenburg
|
Aufnahme = 1937 Stiftung Brandenburg
|
Aufnahme = 1937 Stiftung Brandenburg
|
Nachdem die zeitliche Komponente der drei Ansichten leidlich geklärt ist möchte ich nachfolgend einige Informationen zu den Motiven an sich liefern:
|
Von dem linken Exemplar liegt mir ein einziges Glasnegativ vor. Es ist weitestgehend unmanipuliert und im Vergleich zu den anderen beiden in einem ganz passablen Zustand.
Von der Ansicht ist mir bislang nur die gedruckte Ansichtskartenvariante bekannt. Für diese Produktion war das Glasnegativ nicht die Vorlage! Das
erkennt man daran, daß die Ansichtskarte rechts und links mehr Bildinformationen aufweist als das Glasnegativ. Stattdessen wird sicherlich die Fotoansichtskarte,
von der ich, wie geschrieben, noch kein Exemplar gesehen habe, auf diesem Glasnegativ basieren.
Motiv Nr.2 in der Mitte liegt in dreifacher Ausführung vor. Davon kann man ein Exemplar gleich in den Skat drücken, denn es ist großflächig beschrieben und
ansonsten auch von keiner guten Qualität. Aus den beiden anderen habe ich diesmal ausnahmsweise ein digitales "Composite" gebaut. Also Bestandteile des einen
mit Bestandteilen des anderen kombiniert. Herausgekommen ist der für meine Begriffe bislang größte Bildausschnitt. Die Schnittkanten sind hoffentlich nicht
erkennbar.
Wie man oben sehen kann: von diesem Motiv verfügen wir insgesamt über 4 Ansichtskarten-Versionen. Davon unterscheiden sich drei signifikant und dies betrifft den Lampenmast
in der Mitte des Marktplatzes. Da ist zum einen die unmanipulierte Aufnahme. Wir erkennen den Mast ohne Krone in der Mitte des Bildes. Das entsprechende Glasnegativ
bildet den allergrößten Teil meiner Komposition. Zum zweiten: eine Variante, wo der Mast komplett herausretuschiert wurde. Das zugrundeliegende Glasnegativ
wurde von mir teilweise herangezogen. Und dann gibt es noch die ominöse Version auf der man den Lampenmast einfach eingekürzt und mit einer völlig erfundenen Krone
abgeschlossen hat. Von diesem unglücklichen Versuch liegt kein Glasnegativ vor sondern wir besitzen nur die Ansichtskartenversion.
Apropos "herausretuschieren" und das war mir tatsächlich neu: Auch hinsichtlich des dritten Motivs ganz rechts war der Schöning-Verlag der Meinung, daß man da etwas
nachhelfen sollte. Von den drei Glasnegativen, die mir vorliegen, kommt eins sowohl ohne den Lampenmast wie auch ohne den kleinen Baum in der Bildmitte daher. Eine Ansichtskarte hiervon ist mir bislang
noch nicht untergekommen und so schlagen für dieses Motiv bis jetzt nur eine gedruckte und eine Fotovariante zu Buche. Ab heute zusätzlich die Version des Glasnegativs, das
links mehr Bildinformation bietet. Das manipulierte Glasnegativ bietet sowohl links - und mehr noch rechts - wiederum ein wenig mehr. Leider ist die Qualität
dieses Exemplars suboptimal, so daß ich ein Zusammensetzen der beiden Scans gar nicht erst in Erwägung gezogen habe.
Um einmal einen kleinen Eindruck davon zu geben, was uns da verloren geht, stelle ich nachfolgend das besagte Glasnegativ dar. Gleichzeitig sieht man, wie die
Schöning-Leute den kleinen Baum und den Mast aus dem Bild entfernten. In Postkartengröße würde das wahrscheinlich nicht einmal groß auffallen denn die Arbeit wurde ziemlich clever
ausgeführt. Doch spätestens in der Vergrößerung springen einem die Manipulationen am Pflaster und am Dach des Sprengelschen Hauses ins Auge.
|