08.01.2023
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Nun ist das neue Jahr auch schon wieder eine Woche alt. Die berufliche Arbeit hat mich nach zwei Wochen Jahresendpause erneut in Beschlag genommen und
auch die ehrenamtliche Tätigkeit hier bei www.gruss-aus-senftenberg.de ruht nicht. 2023 - sehr wahrscheinlich das letzte vollständige Jahr
in dieser Form. 54 Neues-Seiten sind noch auszufüllen, was voraussichtlich bis Ende Januar 1924 in Anspruch nehmen wird. Danach ist (erst einmal) Schluß!
Das ist zumindest der gute Vorsatz für dieses Jahr. Vermutlich wird es gelingen, auch wenn es kaum jemanden kratzt. Tatsächlich erkenne ich
ein deutliches Abflauen des allgemeinen Interesses an heimatgeschichtlichen Dingen. Insofern kann ich eine Aussage der Vorwoche - "vergebliche Mühe" - auch
getrost auf dieses Themenfeld übertragen.
Auch in der Vorwoche verwendet... "als die Firmen noch Stil hatten"... ja, da wurden nicht nur Glückwunschkarten zum neuen Jahr an die Kundschaft versandt.
Auch in der damaligen Lokalpresse liessen es sich die Unternehmer, teilweise sogar Privatpersonen ohne geschäftlichen Hintergrund, nicht nehmen, derartige
Grüße öffentlichkeitswirksam an die Leserschaft zu richten. Wie man nachfolgender Meldung aus dem Senftenberger Anzeiger entnehmen kann, gab es hierfür
sogar so etwas ähnliches wie ein Abonnement...
Wie angedeutet, wurde damals rege Gebrauch davon gemacht und für uns Heimatforscher sind solche Neujahrsgrüße dahingehend von Interesse, als daß man im
Zweifel nur die entsprechenden Neujahrsnummern durchgehen muß, um ziemlich schnell zu ermitteln, ob binnen eines Jahres ein Betreiberwechsel bei der einen
oder anderen Lokalität stattgefunden hat. Was letztlich der möglichst korrekten Datierung von Ansichtskarten oder Fotos dienlich sein kann.
Zu den heute vorzustellenden Ansichtskarten konnte ich nur zwei von drei korrespondierende Annoncen entdecken.
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Die erste Lokalität war scheinbar etwas obskur. Sie war auch nicht in einem
eigentlich dafür prädestinierten Gebäude sondern in einem normalen Wohnhaus
untergebracht. Zumindest wurde das Gebäude später als ein solches genutzt.
Die Anschrift dieses, als "Werkskantine" ausgewiesenen, Etablissements lautete
Wredstraße 5 in Senftenberg II.
Senftenberg II stellt auch die grobe Klammer für alle drei heutigen Ansichtskarten
dar. Vor 110 Jahren existierten dort nämlich, anders als heute, eine ganze Reihe von
Gaststätten, in denen die Fabrik- und Tagebauarbeiter oder auch die Leute von
der Glashütte ihre sauer verdienten Groschen verflüssigen konnten. Derartige
Arbeitsgelegenheiten gibt es schon lange nicht mehr im nunmehr "Hörlitz" genannten Ort.
Da braucht es dann wohl auch keine Restaurants.
Doch zurück zu der Ansichtskarte. Diese kennen wir dem Grunde nach bereits seit
langem. Mit einem Unterschied. Heute mit Personal! Ich glaube die menschenleere
Version ist etwas seltener. Von der heutigen Variante habe ich zumindest schon einmal 2
Stück gesehen. Rar sind beide.
Ob es sich beim abgebildeten Wirt um Martin Sasse, der ab 1914 in den Einwohnerbüchern
Senftenbergs als "Restaurateur" an obiger Adresse geführt wurde, handelt, ist fraglich. Auf die
Ansichtskarte hatte vor langer Zeit jemand den Herrn nämlich als der grobe Gottlieb od. d. stramme Hund
bezeichnet. Dies im Zusammenhang mit der zweiten Anmerkung Hotel zum "blutigen Knochen"
lässt ja nun größeren Interpretationsspielraum offen. Vielleicht hatte der Schreiber schlechte
Erfahrungen in diesem Lokal gemacht...
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Verlag : Max Artlich, Phot., Senftenberg Aufnahme <= 1912 Sammlung Matthias Gleisner
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Bevor ich weiter unten auch eine zur Hälfte bekannte Ansichtskarte präsentiere folgt hier
noch schnell ein Stück, welches mir bis vor kurzem völlig unbekannt war. Es ist jetzt
nicht der Knaller aber der Mensch freut sich. Schön, daß auch jetzt immer noch Dinge bei
mir aufschlagen, von denen ich zuvor keine Kenntnis hatte.
Zu der Ansicht der Deutschen Eiche kann ich nunmehr auch einen passenden Neujahrsgruß
des damaligen Wirtes liefern:
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Verlag E. Gabriel, Senftenberg II. Aufnahme <= 1911 Sammlung Matthias Gleisner
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Nach den Eheleuten Göhler sendeten wie jedes Jahr auch Traugott Lieske und dessen Frau,
ihres Zeichens Wirtsleute des Reichsadlers, nur wenige Meter von der "Eiche" entfernt,
Neujahrsglückwünsche an die Leserschaft des Senftenberger Anzeiger:
Wie oben angedeutet: auch diese Ansichtskarte kennen wir bereits zur Hälfte. Das Motiv vom
"Reichsadler" tauchte schon auf zwei anderen Produktionen desselben Verlags auf und ist insofern
nichts Sensationelles (mehr).
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Niederlausitzer Kunstverlags-Anstalt, Cottbus No. 1014 1912 21089 Aufnahme <= 1913 Sammlung Detlef Krumm
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Wesentlich interessanter hingegen, ist der mit "Fabrikansicht" bezeichnete Blick auf die Brikettfabrik. Der Standort des
Fotografen lässt sich ziemlich genau bestimmen und auf heutige Verhältnisse übertragen denn wir erkennen das Mundloch des Meurostolln.
Zwar nur von hinten aber signifikant. Dazu auch schön im Zusammenspiel mit der Kettenbahn, die die Kohlenhunte aus dem Stollen in die
Brikettfabrik geleitete. Das Mundloch ist ja selbst heute noch erhalten. Ob es bereits 1871, als die ersten Bergleute in den Stollen einfuhren,
so aussah wie heute ist fraglich. Wahrscheinlich nicht. Aber um 1900 dürfte es dieselbe Gestalt gehabt haben, wie sie auch aktuell
noch zu bewundern ist.
Im Mai 2021 machte das Mundloch einmal kurz Schlagzeilen in der Lokalpresse. Unter engagierten Bewohnern von Hörlitz wurde die Idee geboren, den
Anfang der 1990er zugekippten und zugemauerten Stollen wieder zu öffnen und ihn einer touristischen Verwendung zuzuführen.
Mittlerweile hört man davon nichts mehr. Jedenfalls nicht offiziell. Möglicherweise werkeln aber im Untergrund bereits einige Protagonisten,
die sich in einer "IG Meurostolln" zusammengeschlossen haben, an einem Konzept. Zumindest wurden mir gegenüber derartige Andeutungen
gemacht. Psssssst! Ist aber noch geheim.
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