04.12.2022

Senftenberg
Photogr. u. Verlag v. Hermann Meyer Senftenberg
Aufnahme <= 1901
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg

Senftenberg

Aug. Porscha Senftenberg
Aufnahme <= 1908
Sammlung Detlef Krumm
Senftenberg
Verlag u. Phot. v. Herm. Meyer, Senftenberg N/L.
Aufnahme <= 1902
Sammlung Detlef Krumm
Senftenberg
Otto Enke, Cottbus
4712
Aufnahme <= 1900
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg

Senftenberg

Angesichts des oben angesammelten Reigens vieler, vieler bunter Karten muß ich gestehen, daß hinsichtlich derartiger Produktionen mindestens zwei Herzen in meiner Brust schlagen...
Als Sammler kann man an solchen Stücken nicht vorbei gehen. Stellen Ansichtskarten dieser Machart doch in den allermeisten Fällen sehr frühe Vertreter der Zunft dar. Als Ansichtskartensammler wird man ja hin und wieder gefragt: "von wann ist denn deine früheste Karte?" Die Antwort lautet in aller Regel "eine von den Lithographien... so um 1896/97".
Tatsächlich kann ich für mein Sammelgebiet nachweisen, daß Ansichtskarten mit farbigen Zeichnungen ab ca. 1897 auf den Markt kamen und somit 3 Jahre später als das allererste Stück mit Senftenberg-Bezug. Mit 1897 beginnend wurde binnen weniger Jahre eine ganze Reihe solcher Produktionen unter das schreibfreudige Publikum gebracht. Zirka 1905, etwa gleichzeitig mit dem Aufkommen der geteilten Adresseite, traf diese Gestaltungsform offensichtlich nicht mehr den Massengeschmack und so lassen sich für den Senftenberger Raum nur noch sehr selten Produkte nachweisen, die nachweislich nach 1905 veröffentlicht wurden.
Alles was sehr alt ist, ist auch sehr wertvoll... ganz so einfach ist es nicht! Ich kann da auch nur wieder für den Senftenberger Raum sprechen: Manche dieser "Lithos" findet man sehr häufig (was ihren Marktwert schrumpfen lässt). Wobei "häufig" in diesem Zusammenhang bedeutet, daß ich selbst schon 8 bis 10 Exemplare von einer einzelnen Produktion gesehen bzw. in der Hand gehalten habe. In der Mehrzahl kann man aber schon von Glück (oder Ausdauer) sprechen, wenn man 3 oder 4 Exemplare zu Gesicht bekommen hat. Bei manchen, und damit komme ich mal wieder zurück auf die oben abgebildeten Stücke, sieht man davon nur ein einziges. Manchmal auch ein zweites. Aber das war's dann auch.
Wie dem auch sei: die Existenz von 3 der heute vorgestellten Ansichtskarten konnte ich bislang nur einmal nachweisen. Einzig die Ansichtskarte aus Reppist mit dem Gasthof zum Feldschlösschen rechts oben habe ich in dieser Variante schon zweimal gesehen. Wenn ich schreibe "in dieser Variante" heisst dies, das es (mindestens) eine zweite gab. Und genau diese ist verkleinert darunter abgebildet. Neben einem anderen Verweis auf den damals aktuellen Wirt, weicht auch die Teilzeichnung links unten, die mit "Conzertgarten" betitelt wurde, etwas ab. Ob sich der Weg (einmal gerade, einmal gegabelt) zwischen den beiden Produktionsjahren tatsächlich in dieser Form verändert hatte oder die abweichende Darstellung der Fantasie des Zeichners entsprang, wird nicht mehr zu klären sein. Sicher ist, daß die "Herm. Lehmann" - Variante die zeitlich spätere Produktion war. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Abfolge der Betreiberschaft des Feldschlösschens lückenlos nachzuvollziehen, um zu beweisen, daß Lehmann auf Karrass folgte. Allein, daß die Lehmann-Version mit einer geteilten Adresseite aufwartet, zeigt, daß diese in oder nach 1905 aufgelegt wurde. Die grundlegende Gestaltung der Bildseite ist bis auf die genannten Differenzen gleich, weshalb ich mich auch auf das <= 1901 eingeschossen habe, das für die Karrass-Version nachweisbar ist.

Bleiben wir noch kurz in Reppist. Das heutige zweite Stück aus dem kleinen Ort ist extrem selten. Und ich halte das <= 1908 eigentlich für viel zu spät. Sollte kein zweites Exemplar mit einem früheren Poststempel auftauchen und ich keine anderweitigen Hinweise erhalten, dann muß das wohl so stehen bleiben. Übrigens: die falsche Schreibweise war kein Einzelfall... Wir haben auch schon eine Ansichtskarte mit "Reppis" gesehen.

Denselben Seltenheitsgrad weist die Karte mit den 6 Motiven aus Meurostolln auf. Außerdem reiht sich das Stück nahtlos in die bislang bekannten durchweg sehr schön gestalteten Lithographien aus Meurostolln ein.

Bleibt noch die Ansichtskarte aus Senftenberg übrig. Diese ist vom Grundmotiv gar nicht einmal übermäßig selten. Seit langem habe ich die Mondschein- und die Schwarz-Weiss-Version in meinem Archiv. Die "bunte" Variante jedoch hat sich merkwürdigerweise sehr lange geziert, um bei mir aufzuschlagen. Daß es sie dereinst gab, davon ging ich eigentlich seit langem aus, denn viele Farblithos sind im Tandem mit einer Mondscheinvariante verlegt worden. Insofern war es nur eine Frage der Zeit bis endlich die attraktivste Version auftaucht. Was aber erst vor einigen Wochen passierte.

Achso.... die "Herzen"... als Heimatforscher finde ich diese Lithographien weniger hilfreich als Stücke, die sichtbar auf einer Fotografie basieren. Ich gehe zwar davon aus, daß der jeweilige Zeichner nicht im luftleeren Raum agierte, dazu sind die Darstellungen dann doch wieder zu detailliert und vielfach auch ziemlich genau, aber ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit bis hin zur Idealisierung spielten hinein. Deshalb kann ich mich nicht so 100%ig auf den "Wahrheitsgehalt" der Zeichnungen verlassen. In Ermangelung von Alternativen nehme ich aber auch diese Produktionen zu Vergleichszwecken bzw. Illustration von Sachverhalten gern zur Hand.
Für einen digitalen Restaurator sind solche Objekte natürlich sehr dankbar. Sie lassen sich vergleichsweise einfach restaurieren, jedoch zum Teil mit hohem Zeitaufwand. Das hängt wesentlich davon ab, wie alt sie sind, oder besser gesagt: wie stark der Zahn der Zeit schon genagt hat. Doch selbst aus schlecht erhaltenen Stücken lässt sich in der Regel noch etwas Vorzeigbares zaubern.

Was zu beweisen war. (w.z.b.w.)

Wobei man da auch Fehler machen kann, wie ich selbst mit Erschrecken feststellen musste. Ich arbeitete damals bei der Reppister Karrass-Karte offenbar unter Zeitdruck und schluderte dabei etwas. Das fiel mir erst jetzt auf, als ich die Grafik aus gegebenem Anlaß wieder hervorholte. Dummerweise gelangte die fehlerhafte Grafik auch in das 2014er Buch von Norbert Jurk. Man erkennt den Fehler aufgrund der dort verwendeten Größe aber nur wenn man weiß, wonach man suchen muß. Mittlerweile wurde das digitale Archiv mit der nun fehlerfreien Version bestückt.