10.07.2022

Bevor, wie man links abgebildeter Annonce entnehmen kann, am ersten Oktober-Wochenende des Jahres 1928 die offizielle Eröffnung der Kegelbahn im Dietrich'schen Gasthaus ganz am Ende der Spremberger Straße über die Bühne ging, gab es schon so etwas wie eine "Generalprobe". Der Senftenberger Anzeiger teilte in seiner Ausgabe vom 18. September des Jahres mit:

- Senftenberg, 18. Sept. (Neues Keglerheim). Nachdem nun der Bau des Keglerheims Otto Dietrich seiner Vollendung entgegen geht, sind alle Kräfte der Ortsgruppe Senftenberg, Mitglied des Deutschen Arbeiter-Keglerbundes bemüht, die Vorarbeiten zur Bahnweihe und Werbekegeln zu erledigen, welches am Sonntag, 30.9., beginnt. Gemeldet sind gute Mannschaften, sodaß guter Sport geboten wird.

Von jenem Werbekegeln am 30. September 1928 verfügen wir über eine Aufnahme. Wir sehen darauf die Ortsgruppe Senftenberg des Deutschen Arbeiter-Keglerbundes (D.A.K.B.). Die Senftenberger Arbeiter-Kegler hatten somit eine feste Heimstatt auf der neu errichteten Kegelbahn des Lokals gegenüber der Pfännerschaft gefunden. Wir können davon ausgehen, daß das Gruppenfoto im hinteren Teil der Gastwirtschaft gemacht wurde. Man erahnt im Hintergrund ein wenig Bebauung ohne aber konkrete Anhaltspunkte für eine definitive Verortung zu haben.

Die namenlosen Sportler waren natürlich nicht die ersten und schon gar nicht die einzigen Senftenberger, die dem möglichsten eleganten und vor allem: vollständigen Umschubsen der 9 Kegel, die damals noch aus Holz bestanden, frönten. Eine Reihe von Gastwirtschaften boten Gelegenheitskeglern die Möglichkeit einmal eine "ruhige Kugel" zu schieben. Aber auch in Ligen organisierte Mannschaften fanden dort ansprechende Trainings- und Wettkampfbedingungen.
Wie gesagt: 1928 wurde der Kreis der Örtlichkeiten um eine Zweibahnen-Anlage in der Wirtschaft von Otto Dietrich erweitert. Andere Etablissements waren zum Beispiel die Gastwirtschaft "Zur Eisenbahn", das Zuhause des Kegelclubs "Schieb Du Se" oder die mir selbst noch bekannte Kegelbahn im Garten der "Kaiserkrone" zu Grube Marga.
Der Kegelclub "Harmlose Schieber" war bei "Gulben" (heute St. Hubertusklause) beheimatet.

Und auch im Mingau'schen Hotel muß es dereinst eine Kegelbahn gegeben haben. Hier trafen sich laut umseitiger Notiz 1926 eine Reihe von Senftenberger Unternehmern zum sogenannten "Lumpenkegeln". Diese Bezeichnung spielt sicher nicht auf die geschäftlichen Gepflogenheiten der abgebildeten Personen an. Vielmehr wird es sich wohl um eine feucht-fröhliche Zusammenkunft in der Karnevalszeit gehandelt haben, bei der das Kegeln einen Teil der Tagesordnung ausmachte.

Senftenberg
Aufnahme = 1926
Sammlung Lutz Merkle
Senftenberg
Ernst Wenzel
Fotograf
Senftenberg
Ziegelstr. 9
Aufnahme = 30.09.1928
Sammlung Matthias Gleisner
Die Namen der abgebildeten "Lumpen" sind im Gegensatz zu denen der Arbeiterkegler weitestgehend bekannt... Oben: Paul Hosang (Ingenieur), Albin (oder Kurt?) Dressel (Maurermeister bzw. Architekt), Norbert Merkle (Steinsetzmeister), Franz Kaiser (Bauunternehmer), Paul Föst (Kaufmann). Mitte: Schneider (?), Dr. Hans Schmidt (Rechtsanwalt). Unten: Willi Schönfeld (Architekt), Bergmann (?), Leonhard Voigt (Bauführer). Der Name des Kellners (rechts) wird mit Pißang angegeben. Falls es jemanden interessiert.