Als ich in der Vorwoche ausführte, daß ich damals, vor mehr als 10 Jahren, angetreten bin mit den alten Fehlern aufzuräumen, dann stimmt dies
zwar, sollte aber nicht als mein Hauptanliegen missverstanden werden. Dieser Aspekt trat erst einige Zeit später hinzu. Initial ging es
vielmehr darum, zu versuchen, alte Defizite (weniger Fehler) in den Griff zu bekommen. Damit sind die teilweise schlechten Reproduktionen historischer
Ansichtskarten und Fotos gemeint, die bis zu diesem Zeitpunkt in den diversen heimtageschichtlichen Publikationen abgedruckt wurden. Das klingt gewaltiger
als es eigentlich war, denn die Anzahl dieser Veröffentlichungen war, und ist, bis zum heutigen Zeitpunkt doch recht überschaubar. Zu DDR-Zeiten
gab es zahlenmäßig nur sehr, sehr wenige Veröffentlichungen. Erst nach der Wende setzte diesbezüglich ein wenig Goldgräberstimmung ein, die in zwei Handvoll
Büchern und Broschüren kulminierte. Erst Ende der 2000er begann mein, im vorigen Jahr plötzlich verstorbener, Heimatforscher-Kollege Norbert Jurk den Markt mit stark
bildlastigen Publikationen zu versorgen.
Was all diesen Veröffentlichungen mehr oder weniger gemein war: historisches Bildmaterial wurde meistens 1:1 reproduziert. Also mit all den Macken und
Schäden, die so ein hundert Jahre altes Stück Papier in der Regel aufweist. Manch einer wird der Auffassung sein, dass es dadurch authentischer wirkt.
Dem stimme ich generell zu, nur macht es dadurch eine Abbildung besser? Meiner Meinung nach: Nein! In wenigen Fällen hat zwar eine bildseitige
Beschriftung bzw. dessen Inhalt einen gewissen erhellenden Effekt, in der Regel stören aber Schriftzüge (mal ganz abgesehen von Stempelabdrücken,
Fettflecken, Ein- und Abrissen, Löchern oder ähnlichem) die ästhetische und informelle Ebene.
Den jeweiligen Autoren kann man nur bedingt einen Vorwurf machen. Bis Mitte der 1990er Jahre war die notwendige Technik noch nicht so weit entwickelt
wie heutzutage. Die digitale Bildbearbeitung steckte noch in den Kinderschuhen denn die Hard- und Software war (nicht nur im Heimbereich) nicht einmal annähernd
so leistungsfähig wie es nunmehr Standard ist. Womit man aber auch heute noch immer keinen Zauberstab in der Hand hält. Ein wesentlicher Vorteil ist, daß man
fürs erste eine verlustfreie Kopie einer Vorlage erstellen kann. Frühere Generationen fotografierten noch die kostbaren Originale ab. Gerne auch mehrfach,
so daß mit jeder weiteren Kopie die Qualität immer mehr sank. Menschen meines Alters erinnern sich vielleicht noch an das Kopieren von Musikkassetten
und Tonbändern. Dabei rauschte es mit jeder weiteren Generation auch immer stärker.
Es ist deshalb auch wenig verwunderlich, daß man regelmäßig darauf verfiel, derart erzeugte Reproduktionen im Briefmarkenformat abzudrucken, von Farbe auf
schwarz/weiss zu drehen oder schadhafte Bestandteile einfach wegzuschneiden.
Abgesehen davon, daß man selbst heute, mit verfügbarer Technik, noch genügend Fehler machen kann, ist die digitale Nacharbeit noch lange kein Selbstläufer.
Stattdessen zuweilen stundenlange Handarbeit. Versuch und Irrtum... "nochmal ganz von vorn" , "erst einmal weglegen das Ding", "ich kann nicht mehr!", "wie lange dauert denn
das noch?"... Sprich: man muß schon sehr enthusiastisch sein. Und gleichzeitig leidensfähig. Und das sind vermutlich die wenigsten. Zumindest auf diesem
Sektor.
Vor 10 Jahren war mir noch nicht bewußt, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe. Heute blicke ich zurück und sage zu mir selbst "haste gut gemacht!".
Auch wenn es die allerwenigsten würdigen, ist das was ich seit 2010 geschaffen habe, einmalig für den Senftenberger Raum. Zugegeben, ich verfüge über technische
Möglichkeiten, von denen frühere Generationen von Hobbyhistorikern nicht mal träumten, aber es ist und bleibt ein zeitaufwändiges und kräftezehrendes Unterfangen,
welches ohne Liebe zum Detail nicht zu bewältigen ist.
|
Wenigstens kann ich so diese extrem seltene Produktion hier präsentieren, der ich gefühlt sogar noch ein höheres Alter als das aktuell fixierte 1901 zugestehen würde.
Dies resultiert aus der Verwendung der Bezeichung "Niemitsch" für das Dörfchen unweit von Senftenberg. Etwas, das ich eher vor 1900 einordne obwohl auch später
hin und wieder diese Schreibweise auftauchte.
Das Heimatbuch des Kreises Hoyerswerda, zu dem Niemtsch im Jahr seiner Veröffentlichung (1925) gehörte, beschreibt das Dorf wie folgt, wobei man auch auf die
Entstehung des Namens eingeht (ob das so stimmt?):
Niemtsch, deutsche Siedlung. Weil die umwohnenden Wenden sich mit ihnen nicht verständigen konnten, wurden die Deutschen Niemski, d.h. die Stummen genannt,
daraus entstanden Niemitsch und Niemtsch, Dorf der Deutschen. Nordwestlich von Hosena. Im Tale der Schwarzen Elster. 363 Einwohner, wenig Landwirte, meist Arbeiter. "Windmühlenberg",
die Windmühle besteht nicht mehr. "Galgenberg" aus heidnischer Zeit. Halbtagsschule.
Wer sich fragt, aus welcher Richtung die Gesamtansicht aufgenommen wurde... Südost. Mit starker Tendenz zu "Ost".
|