Wenn ich in der Vorwoche schrieb, daß in der Vergangenheit viel Mist erzählt wurde, dann kann man das in Bezug auf historisches Bildmaterial
aus Senftenberg und nächster Umgebung durchaus so stehen lassen. Es gibt eigentlich kaum Ausnahmen unter den Senftenberger Heimatforschern, die sich
im Laufe der letzten Jahre auf diesem Feld geschlagen haben. Auch ich bin nicht fehlerfrei und produzierte schon ein, zwei "Korken". Glücklicherweise
konnte ich diese Fehler nach Bemerken relativ leicht korrigieren. In dieser Hinsicht ist das Internet eben doch die bessere Wahl. Ist eine falsche örtliche
oder zeitliche Zuschreibung erst einmal in einem Buch oder generell einem Druckerzeugnis erschienen, dann ist es schwer, diese wieder aus der Welt
zu bekommen. Manches hält sich hartnäckig und wird von Generation zu Generation auch gerne einmal abgeschrieben.
Ich bin vor mehr als 10 Jahren angetreten, alte Fehler zu korrigieren und dabei möglichst keine neuen zu machen. Aus diesem Grund verfiel ich gleich
von Beginn an auf mein <= (kleiner/gleich) wenn es nicht absolut sicher ist, daß man ein Bild auf ein Jahr, einen Monat oder gar einen ganz speziellen
Tag fixieren kann.
Mit dieser Art der Datierung wird es schwer, mir irgendwelche Fehler nachzuweisen.
Und ich bin dabei immer noch so genau wie möglich.
Eine Gefahr für falsche Datierungen habe ich in der Vergangenheit schon mehrmals erwähnt... die "Zombies", die "Wiedergänger" unter den Ansichtskartenmotiven.
Einige von denen waren offensichtlich nicht tot zu kriegen. Drei davon, die ich auch schon ewig vor mir herschiebe, präsentiere ich heute. Allesamt im Jahr
1951 von Trinks & Co. veröffentlicht, zeigen sie Senftenberger Ansichten, die in einem Fall ihren Ursprung im Jahr 1915 hat. 36 Jahre!!! Das ist bisheriger Rekord
dieser "Untoten".
Echte Photographie Trinks & Co. Leipzig O27 III / 18 / 20 / Za 1008 1 851 Bestell-Nr.4 Teco Aufnahme <= 1915 Sammlung Eberhard Wolf
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Die Motive links und rechts sind unspektakulär und durch
andere Versionen, auch solche, die näher am Ursprungsdatum
veröffentlicht wurden, hinreichend dokumentiert.
Warum der Leipziger Verlag auf derart alte Vorlagen
zurückgriff, wird wohl bis ins Detail nicht ermittelbar
sein. Sicher gab es Anfang der 50er Jahre einen Bedarf
an Ansichtskarten. Gleichzeitig hatte man wahrscheinlich
keine oder zumindest nicht genügend Fotografen, die man
durch das Land schicken konnte, um zeitgemäße Aufnahmen
anzufertigen. Die Spuren des 2. Weltkrieges waren zu diesem
Zeitpunkt noch lange nicht getilgt. Was hätte man also
auf Film bannen sollen? Man weiß auch nicht, inwieweit die
Zensur in der SBZ der freien Entfaltung in diesem Geschäftszweig
im Wege stand.
Also griff man kurzerhand auf das zurück was noch im eigenen
Archiv lagerte und produzierte davon eine ganze Serie. Aufgrund der
fortlaufenden "Bestell-Nr.", die wir auf der bildabgewandten
Seite finden, ist das keine Vermutung sondern Fakt. Übrigens habe
ich bis heute noch nicht alle Bestell-Nummern zusammen. Ich habe
eine grobe Ahnung was da noch fehlt. Alles keine Sensationen!
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Echte Photographie Trinks & Co. Leipzig O27 III / 18 / 20 / Za 1008 1 851 Bestell-Nr.1 Teco Aufnahme <= 1928 Sammlung Wolfgang Hoffmann
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Vielmehr alle von dem Kaliber wie die beiden oben dargestellten Motive. Also Stadtpark & Co..
Eine der seltenen Ausnahmen von diesem Sujet kann ich mit dem rechts abgebildeten Exemplar
anbieten. Die Aufnahme ist bekannt und stammt spätestens aus 1927. In der Ursprungsvariante
trug sie die Aufschrift Senftenberg N.-L. Bergbauhaus. 25 Jahre später wurde
(wie im wahren Leben) aus dem Bergbauhaus ein Kreishaus.
Der damalige Mitarbeiter bei Trinks & Co. machte seine Hausaufgaben und veränderte nachträglich
die Aufschrift an der Giebelseite des abgebildeten Hauses. In der Vergrößerung erkennt man, daß
dies nicht sehr filigran erfolgte. Zwar stimmt das Aussehen der Lettern, wie man sie zu diesem
Zeitpunkt in der Realität vorfinden konnte, einigermaßen überein, horizontal driftet
der Schriftzug aber zu weit nach links. Ich habe keine Ahnung, ob dies damals jemand bemerkte.
In Postkartengröße fällt dies jedenfalls weniger stark auf.
Im direkten Vergleich mit der Produktion vom Ende der 1920er Jahre liefert uns die DDR-Produktion
links und oben minimal mehr Bildinformation, ist dafür aber unten und rechts beschnitten. Generell
wirkt die spätere Fassung eher unscharf. Etwas, das möglicherweise mit der nachträglichen Retusche
zu tun hat. Ich habe keine Ahnung wie die das damals gemacht haben. Vielleicht wurde die Manipulation
an einem Fotoabzug vorgenommen, der dann nochmals abfotografiert wurde. Diese 2. Generation diente
danach als Druckvorlage.
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Echte Photographie Trinks & Co. Leipzig O27 III / 18 / 20 / Za 1008 1 851 Bestell-Nr.18 Teco Aufnahme <= 1927 Sammlung Matthias Gleisner
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