05.06.2022
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Hier die Ansicht von unserer "Villa".
... schrieb der Absender dieser Fotopostkarte im Jahr 1908 auf die Bildseite neben die Hausansicht. Natürlich war Wilhelm Mentz,
dem Bewohner des abgebildeten Hauses klar, daß selbiges alles andere als eine Villa war. Nicht umsonst setzte er die Zuschreibung
in Gänsefüßchen.
Aller Wahrscheinlichkeit sehen wir den Kartenschreiber nebst Gattin und Haustier sogar auf der Abbildung. Wie gesagt: Wilhelm Mentz
hieß er und war von Beruf Telegraphensekretär. Möglicherweise zum Zeitpunkt der Aufnahme schon "a.D." so wie er im Einwohnerbuch
Senftenbergs des Jahres 1914 geführt wurde. Auch 10 Jahre später wurde Mentz noch als Eigentümer des Hauses an der Adresse Burglehnstraße
25 gelistet. Danach verliert sich die Spur. Spätestens 1934 war das Anwesen an einen anderen Eigentümer übergegangen.
Ansichten des Gebäudes können wir auch an anderer Stelle finden. Dabei handelt es sich jeweils um Blicke auf die Rückseite des Daches,
die aus der Kanzel des Amtsgerichtes getätigt wurden. Aber auch eine Vorderansicht ist bekannt. Sie erschien im Buch "Alt Senftenberg - Eine Bilderchronik",
das bekanntlich unter Federführung des Museums im Jahr 1992 veröffentlicht wurde.
Bei meinen Besuchen im Archiv des Museums muß mir das Originalfoto davon durch die Lappen gegangen sein. Oder ich erachtete es damals
als unwichtig für mich. Heute hätte es sehr gut gepasst aber so muss ich mit einer Kopie aus o.g. Buch auskommen:
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G. Gramsch, Dresden-N., Böhmischestr. 37 Aufnahme <= 1908 Sammlung Matthias Gleisner
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Das Foto stammt sehr wahrscheinlich vom Anfang der 1930er
Jahre und man sieht, daß sich an der Gebäudehülle binnen
25 Jahren nicht so wirklich etwas verändert hatte.
Ebenfalls in den 30ern skizzierte der ehemalige Stadtsekretär
Otto Lehmann das Wohnhaus und wie wir das von ihm gewohnt sind,
liefert er die ehemaligen Einwohner hinzu. Zumindest soweit
sie ihm erinnerlich waren.
Aus dem Gedächtnis skizziert. Otto Lehmann sen. 22.9.36
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Lehmanns Auflistung endet mit eben jenem Wilhelm Mentz. Zuvor ging das Haus demnach durch zwei Generationen der Familie Haugwitz.
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Das oben erwähnte Buch enthält noch eine weitere Ansicht der Burglehnstraße. Diese kann ich zur Abwechslung aber als Scan eines Originals
anbieten wobei die Vorlage aus etwas merkwürdigem Karton und nicht herkömmlichem Fotopapier besteht. Nicht nur deswegen verorte ich den
Ursprung des Stückes weniger im Museum (wo ich es aufstöberte) sondern vielmehr in das zum größten Teil verschollene "Senftenberger Bildarchiv".
Die wenigen Stücke dieser Sammlung, die überlebt haben, weisen eine vergleichbare Qualität auf.
Das für die Aufnahme mitgelieferte "1933" kann stimmen. Muß aber nicht. Sicher ist jedoch meine Datierung
auf <= 1937 denn das Foto fand im Buch Der Kreis Calau 1937 Verwendung.
Das Haus Burglehnstraße 25 existiert heute nicht mehr. Genauso wie der übergroße Teil der Gebäude auf
dem 1937er Foto. Wir erkennen darauf noch eine kleine Spitze der noch vorhandenen Nr. 19 aber das war es dann auch. Der Rest ist
im Laufe der Jahre in sich zusammengefallen, abgerissen oder überbaut worden.
Und dieser Rückbau passierte nicht erst in den letzten Jahren nach der Wende. Bereits 1959, wie man ab Sekunde 14 in einer 4-Sekunden-kurzen
Sequenz des nachfolgenden Filmmaterials sehen kann, fehlten rechts schon einige der "Pfefferkuchenhäuser". Witzigerweise war der Standort des
Hobbyfilmers fast exakt derselbe wie für das Foto ein Vierteljahrhundert zuvor...
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Aufnahme <= 1937 Museen OSL
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