Unter dem Titel "Es gab ja nüscht..." startete unlängst eine Sonderausstellung im Museum des OSL-Kreises, genauer gesagt: in den Räumlichkeiten des
Senftenberger Schlosses. Als gelernter DDR-Bürger genügen einem diese 4 Worte, um im Bilde zu sein. Für die anderen weist der Subtitel "Shopping in der DDR" die Richtung. Wobei mir dieses "Denglish"
unpassend erscheint. Man sollte sich als Museum vielleicht weniger stark dem Zeitgeist anbiedern und im Kontext des historischen Sachverhaltes den
die Ausstellung vermittelt auch bei der entsprechenden Wortwahl stimmig sein.
Unsereins ging einkaufen und nicht shoppen! Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. Ich habe mir die Ausstellung noch nicht angesehen und
plane das eigentlich auch nicht... Wie bei solchen eingekauften Austellungen üblich, wird diese keinen lokalen Bezug beinhalten. Und dabei gab es doch auch in
Senftenberg "nüscht". Und davon jede Menge! Der fehlende Senftenberg-Bezug macht die Ausstellung für mich uninteressant, denn ich vermisse generell "nüscht" an dieser
Zeit. Wer jedoch in Ostalgie schwelgen möchte, der kommt dabei sicher auf seine Kosten.
Übrigens: die oben von mir verarbeiteten Fotos illustrieren das "Nüscht" im damaligen Senftenberg, welches durch großflächiges Verteilen ein und desselben Produktes
gleich über mehrere Regalmeter optisch etwas kaschiert wurde. Und derartige "Tricks" beherrschte auch der Verkaufsstellenleiter der "VSt.799", im Volksmund
"Brecht-Kaufhalle" genannt, aus dem Effeff. Herbert Bär, der langjährige Leiter der Verkaufseinrichtung, wurde dabei von einem 14-Köpfigen Frauen-Kollektiv tatkräftig
unterstützt.
Um die zum Schmunzeln anregenden Innenaufnahmen aus der Kaufhalle soll es heute jedoch nicht gehen. Aufgrund der Verwendung eines der Fotos in der "Lausitzer
Rundschau" vom 31. August 1963 können diese auf ebenjenen August '63 fixiert werden. Ähnliches gilt für nachfolgenden Außenaufnahmen, die handschriftlich mit "Sept. 1963"
datiert wurden:
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Auf eine Sache möchte ich noch hinweisen. Einfach, weil ich das überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Die beiden oberen Fotos zeigen uns,
daß der Treppenaufgang in die zweite Etage des Gebäudes eine bleiverglaste Front hatte. Und hat! Heutzutage ist dies von außen, und nur diese
Möglichkeit hat man, da der Bau aktuell keiner Nutzung unterliegt und vor sich hin zerfällt, nur ansatzweise zu erkennen. Mittlerweile ist
der rückwärtige Bereich nämlich vollkommen mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen. Ich habe mir die Mühe gemacht und bin ins Dickicht gekrochen
um festzustellen, ob es sich immer noch um die ursprüngliche Gestaltung handelt. Bis auf eine Totalzerstörung Mitte unten und teilweiser Beschädigung
rechts unten, sieht es aktuell so aus, als ob es immer noch der Urzustand wie auf den 1963er-Fotos ist. Während es sich bei den äußeren Segmenten um
die regelmäßige Anordnung verschiedenfarbiger Rechtecke handelt, wurden die beiden inneren Segmente aus ebenso verschiedenfarbigen aber unregelmäßigen
Glasplatten gefertigt. Leider ist derzeit nicht erkennbar, ob es sich dabei um irgendeine Darstellung handelt oder die einzelnen Platten nur wild aneinander
gefügt wurden. Wahrscheinlich kann diese Frage nur durch Inaugenscheinnahme aus dem Innern des Gebäudes heraus beantwortet werden. Was jedoch aufgrund
der herrschenden Besitz- und Nutzungsverhältnisse schwer fällt.
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