20.02.2022

Er ist wieder da!

Wer jetzt kurz Assoziationen zu dem 2012 erschienenen Bestseller-Roman von Timur Vermes, bzw. dessen Verfilmung ein paar Jahre später hatte... nein der ist nicht gemeint!
Ganz im Gegenteil. Gemeint ist "Der Aufrechte"...
Die Skulptur des Senftenberger Künstlers Ernst Sauer stand bekanntlich seit 1962 am Südende des Schloßparks. Im Jahre 2017 bemerkte man, daß irgendwelche Vandalen versucht hatten, die Bronzefigur aus der Bodenverankerung zu lösen, um diese, so mutmaßte man, später abzutransportieren. Es wäre nicht der erste Bronzediebstahl in Senftenberg gewesen, wenn auch das Gewicht und die Größe des Aufrechten eine im wahrsten Sinne des Wortes neue Dimension gewesen wäre.
Die Stadt Senftenberg reagierte relativ schnell und montierte ihrerseits die Figur ab und stellte sie sicher. Für einige Jahre fehlte sie danach als wichtigster Bestandteil des Mahnmals für die Opfer von Faschismus und Militarismus. Öffentliche Kranzniederlegungen mussten notgedrungen vor der schnöden Mauer stattfinden. Wenigstens das Relief an der rechten Seite der gewölbten Wand war noch da.
Im April des vorigen Jahres war er dann zurück, der Aufrechte. Nicht in seiner Ursprungsform, sondern als Kunstharz-Replik, die dem Original täuschend ähnlich sieht. Na gut, ich habe beide Versionen nicht direkt nebeneinander gesehen, so daß ich mich darauf verlassen muß, daß der Hersteller der Kopie, Kunstguss Lauchhammer, hier ganze Arbeit geleistet hat. Der wesentliche Unterschied ist nun also das Material, welches für Metalldiebe absolut nutzlos ist und damit dürfte die Gedenkstätte für die nächsten Jahre sicher vor dieser Art von Vandalismus sein. Hofft man.

Nachfolgend präsentiere ich einige Aufnahmen aus Zeiten, in denen keiner im Traum daran gedacht hätte, die Skulptur zu stehlen. Dabei erweitere ich das Sichtfeld über das Mahnmal hinaus in Richtung Wasserwirtschaft. Das Gebäude das hierbei in den Fokus gerät, gibt es ja auch schon einige Jahre nicht mehr. Senftenberger erinnern sich vielleicht an die Querelen, die es zwischen der Stadt Senftenberg und einem Bewerber um die Nachnutzung des Hauses gab. Diese werfen heute noch ihre Schatten über die Stadtpolitik. Ob diese nach dem endgültigen und bereits angekündigten Abschied unseres Noch-Bürgermeisters verschwinden, wird die Zukunft zeigen.

Senftenberg
Aufnahme <= 1967
Archiv der Stadt Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme <= 1967
Archiv der Stadt Senftenberg
Der Standort des Fotografen ist für beide "Sets" ziemlich ähnlich. So wie die beiden Farb-Dias zusammengehören, haben auch die Schwarz-Weiss-Fotos einen gemeinsamen Ursprung.
Hinsichtlich der Fotos könne wir ziemlich sicher von einem Entstehungsjahr 1969, maximal 1970, ausgehen. Die Propaganda an der Stirnseite des Wasserwirtschafts-Baus spricht hier eine deutliche Sprache... XX Jahre DDR
Ja liebe Kinder, das bedeutet 20 Jahre DDR und diesen Geburtstag beging man bekanntlich am 7. Oktober 1969.
Ob die Farbaufnahmen wirklich nur zwei Jahre vorher gemacht wurden? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aus verschiedenen Gründen spukt nämlich auch noch das Jahr 1964 bei diesen Farb-Dias herum.
Wann fiel das ursprüngliche Portalgebäude des Senftenberger Tierparks, das wir auf einem der Dias erkennen können, der Abrißbirne zum Opfer? Hat da jemand eine Jahreszahl parat? Und würde uns diese überhaupt weiterhelfen?

Apropos "Tierpark-Portal": Was mir bei der Betrachtung der historischen Aufnahmen im Vergleich zu heute irgendwie negativ auffällt, ist die räumliche Nähe zum Mahnmal.

Senftenberg
Aufnahme <= 1970
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1970
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1967
Archiv der Stadt Senftenberg
Man muss ja regelrecht von "Enge" sprechen. Der Zweckbau im Hintergrund entwertet für meinen Geschmack den Anblick der Gedenkstätte. Ob das so im Sinne des Künstlers war? Vielleicht kann man sich zukünftig dazu durchringen, wieder eine Sichtbarriere in Form von Gehölzen, so wie es ursprünglich der Fall war, zu etablieren. Wer das Einstiegsfoto, das vom vorigen Wochenende stammt, betrachtet, der kann möglicherweise erahnen, was ich meine.

Übrigens: das letzte Farb-Dia takte ich zeitlich später ein als die anderen beiden. Die Vegetation links des Denkmals hat schon erhebliche Ausmaße angenommen. Insofern ist die gleiche Datierung aller drei Aufnahmen vielleicht etwas unglücklich. Möglicherweise läge ich mit dem 1964, welches in meinem Kopf herumgeistert, für die ersten beiden Fotos der Wahrheit näher.