25.07.2021
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Senftenberg, 15. März. (Gartenbauausstellung.) - Seit Monaten sind auf dem hiesigen Ausstellungsgelände,
man könnte, weil man von ihrem Treiben fast nichts sieht, sagen, geheimnisvolle Kräfte am Werk, um für unsre
Stadt während der Frühlings-, Sommer- und Herbstmonate eine besondere Überraschung zu bereiten. Der Platz zwischen
dem Schützenhause und dem neuen Friedhofe wird für die Zwecke einer Gartenbau-Ausstellung in einen riesenhaften
Blumengarten verwandelt. Zur Rechten, wie zur Linken werden dann dem Beschauer Beete, Rabatten und von künstlerischer
Hand angefertigte Arrangements, bewachsen mit Dahlien, Rosen und andren auserlesenen Kindern Floras in farbenprächtigem
Kolorit und in verschwenderischer Fülle grüßen. Sondergärten in außerordentlich schöner Aufmachung werden den
Stand der neuesten, botanischen Züchtungsversuche veranschaulichen. Ein Teich mit Fauna und Flora wird ebenfalls kein
geringes Interesse in Anspruch nehmen. An den Schießständen entlang sind die weiteren Sondergärten, Baumschulen und
Musterkleingärten errichtet worden. Den Glanzpunkt werden ein großes Blumenparterre und ein blühender Berg an der
Westseite des Ausstellungsplatzes bilden. Überall, an jedem verfügbaren Platze werden Dahlien und Rosen das Ganze
wirkungsvoll umrahmen. Der Stand der Vorarbeiten läßt jetzt schon gute Fortschritte erkennen. Hoffen wir, daß allen
Bemühungen Erfolg beschieden ist und vor allem günstiges Wetter den Fortgang der Arbeiten fördert.
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Wenn auch sicher nicht aus Mitte März 1928, so doch noch vor Eröffnung der Senftenberger Obst-und Gartenbauaustellung
(kurz "OGA") wurde das nebenstehende Foto gemacht. Wir sehen den in der obigen Zeitunsgmeldung des Senftenberger
Anzeiger erwähnten Teich und am linken Bildrand den ebenfalls genannten "blühenden Berg an der Westseite des Ausstellungsplatzes".
Auf dem Foto sieht die Anlage noch relativ karg aus was u.a. in den widrigen Witterungsbedingungen in der ersten Hälfte des
Jahres 1928 begründet war.
Das ebenfalls fotografisch eingefangene Gebäude im Hintergrund war das Ausstellungs-Cafe der Konditorie Bode, deren Stammsitz
sich auf der Senftenberger Bahnhofstraße befand. Diese temporäre Holzkonstruktion sehen wir auf nachfolgendem Foto etwas
besser...
Aufnahme = 1928 Sammlung Matthias Gleisner
Dieses Foto rangiert zeitlich eindeutig nach der Aufnahme rechts. Möglicherweise zeigt es die Gegebenheiten um den Tag der
Eröffnung der Ausstellung. Die OGA wurde am 23. Juni 1928 offiziell eröffnet. Am darauffolgenden Tag fand in diesem Zusammenhang
ein großer Korso mit blumen-geschmückten Fahrzeugen durch Senftenbergs Straßen statt.
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Aufnahme = 1928 Sammlung Matthias Gleisner
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Ein Foto, das die Gartenanlage nach der Eröffnung (gesichert vor September 1928) und vor allem
gärtnerisch und architektonisch
fertiggestellt zeigt, kann ich abschließend präsentieren. Durch den aufgebrachten Schriftzug erweckt
die Produktion einen irgendwie "offiziellen" Eindruck, was durch die Tatsache untermauert wird, daß
ich dieses Stück im Gegensatz zu den Fotos oben, mittlerweile schon dreimal gesehen habe.
Das Schöne an der Aufnahme ist, daß man mit ihrer Hilfe das ganze geografisch besser einordnen kann
denn wir sehen im Hintergrund zum Einen die Kapelle des neuen Friedhofs und zum Anderen ganz hinten
die Brikettfabrik Grube Marga. Ebenfalls erkennbar ist die sehr symmetrische Gestaltung der Anlage,
wie sie auch schon durch das offizielle Logo ganz oben rechts angedeutet wird. Diese gipfelte darin,
daß, am linken Bildrand knapp erkennbar, offenbar zu dem bereits vorgestellten Cafe von Otto Bode
vis-a-vis ein zweites baugleiches Etablissement errichtet worden war. Dieses wurde während der
Dauer der Ausstellung von Conrad Hänig bewirtschaftet.
Der Senftenberger Anzeiger lieferte anlässlich der OGA-Eröffnung weiteres Bildmaterial (siehe
unten), das teilweise andere Blickwinkel zeigt, leider aber aufgrund des Zeitungsdrucks verhältnismäßig
schlechte Qualität aufweist. Bei dieser Gelegenheit wurde übrigens auch das erste hier vorgestellte
Foto verwendet. Da wir dieses nun in perfekter Qualität besitzen, habe ich mir die Darstellung des
Zeitungs-Faksimiles verkniffen.
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Aufnahme = 1928 Sammlung Fred Förster
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Übrigens hinterließ die OGA nach ihrem Ende noch einige Zeit Spuren in Senftenberg. Es existierte nämlich für einen begrenzten
Zeitraum eine Ogastraße! Die Sackgasse wurde mit Stadtverordneten-Beschluß vom 19. Dezember 1934 in "Am Schießstand"
umbenannt und läuft seit 1950 unter "Am Sportplatz".
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