
Ich habe keine Ahnung, wie weit der zuständige Fotograf und Ansichtskartenproduzent Ernst Wenzel
den Begriff "Senftenberg" fasste. Ich für meinen Teil kann bezüglich der rechts abgebildeten Produktion
zwar zur Kenntnis nehmen, daß dort bildseitig ein Senftenberg L. steht, eine nähere geografische
Zuordnung gelingt mir jedoch nicht. Einziger Anhaltspunkt wäre ohnehin nur die Fabrik im Hintergrund.
Aufgrund der unterirdischen Produktqualität des Stücks kann ich aber nicht ausschließen, daß da an den Schornsteinen
(ein wesentliches Kriterium, bei der Frage, welche Brikettfabrik das sein könnte), irgendwie manipuliert
wurde. Der rechte der drei Schornsteine sieht mir etwas merkwürdig aus.
Da der Senftenberger Fotograf bestimmt nicht bis nach Mitteldeutschland reiste, um das Foto zu machen, können wir
mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß wir tatsächlich irgendetwas "rund um Senftenberg" sehen.
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m41 Photo-Atelier Ernst Wenzel, Senftenberg, Calauerstr. 13, Tel. 283 Aufnahme <= 1939 Sammlung Wolfgang Hoffmann
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Was die Ortsbestimmung der nächsten Ansichtskartenmotive betrifft, so haben wir da bessere
Karten. Nicht sofort beim oberen Stück aber im Zusammenspiel mit der Produktion direkt darunter.
Bei flüchtigem Betrachten könnte man vermuten, daß wir es bei beiden Exemplaren um ein und dieselbe
Aufnahme, nur mit unterschiedlichem Bildausschnitt zu tun haben.
Tatsächlich handelt es sich aber um zwei unterschiedliche Fotos, die im Abstand von sehr kurzer
Zeit gemacht wurden. Ausgehend davon, daß die Produktion zum Zeitpunkt nicht stand, sind die Positionen
der Bagger und Züge ziemlich identisch. Der Winkel zwischen beiden Aufnahmen ist jedoch leicht verändert
und dann haben wir auf dem unteren Motiv ja noch den Weichensteller...
Beide Produktionen weisen unterschiedliche Herausgeber aus, der Senftenberger Buch- und Schreibwarenhändler
Ziethe verwendete aber die Nomenklatur des Lübecker Schöning-Verlags. Mir sind bislang noch keine Varianten
untergekommen, wo die Nummer 63471 von Schöning oder die 63470 von Ziethe stammt. Aber eigentlich ist davon
auszugehen, daß solche existierten. Ich schließe aus, daß Ziethe nur ein "Abfallprodukt" der Lübecker auf
eigene Faust herausgab. Da hätte er sich die Sache mit der Seriennummer nämlich sparen können.
Ich bin aber etwas von Thema abgekommen... es ging ja um die örtliche Bestimmung der Abbildung. Und da haben
wir dank des zweiten Motivs wieder ein paar Schornsteine, die wir zu Rate ziehen können...
Und von denen gehörten ein paar zur Brikettfabrik "Meurostolln". Um dies jedoch wasserdicht zu machen, bedarf
es einer weiteren Aufnahme. Dabei handelt es sich um ein Foto, das von Otto Wagner gemacht wurde, einem Fotografen
aus Schwepnitz, der Mitte bis Ende der 1930er u.a. einige Arbeiten zur Bebilderung regionaler Publikationen
ablieferte.

Aufnahme <= 1938 Sammlung Familie Wendt
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G.R. Ziethe, Buchhandlung, Senftenberg, N.-L. 63471 Aufnahme <= 1939 Sammlung Matthias Gleisner

Verlag: Schöning & Co., Lübeck 63470 Aufnahme <= 1939 Sammlung Matthias Gleisner
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Wichtig ist, wir sehen darauf dieselbe Konstellation an Schornsteinen. Dies jedoch zusammen mit einem sehr markanten Bauwerk, dem Wasserturm auf dem Paradiesberg. Damit wird die
Sache plötzlich glasklar.
Wer nun aber glaubt, daß in allen drei Fällen derselbe Tagebau abgelichtet wurde, der irrt gewaltig. Was die beiden Ansichtskartenproduktionen angeht, zeigen diese eindeutig das selbe
Areal. Das Wagner-Foto jedoch wurde vom Rand eines anderen Tagebaus geschossen. Ich verdeutliche dies nachfolgend anhand eines Kartenausschnittes...
Die beiden Ansichtskartenmotive zeigen den grün eingefärbten Tagebau, während das Foto den Tagebau südlich der Eisenbahnstrecke nach Finsterwalde zeigt, der rot eingefärbt ist.
Der oben genannte Wasserturm befand sich einst in dem blau markierten Bereich.
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