- Grube Marga, 13.Mai. In prächtigen Frühlingsschmuck gekleidet,
mit grünen Girlanden, Ehrenpforten und wehenden Fahnen geschmückt, erlebte am letzten
Sonntage unsere Kolonie das Fahnenweihfest des hiesigen Knappenvereins. Zwar zeigte der
Himmel am frühen Morgen, als das Tambourkorps zum Wecken auszog, ein gar trübes Gesicht;
doch schon gegen 11 Uhr, als die Knappen angetreten waren, um ihre Gäste einzuholen,
lachte die Sonne durch die Wolken, den Festteilnehmern einen noch recht schönen Tag
versprechend. Nachdem die Vorstände der erschienenen Vereine die Ordnung im Festzuge
besprochen hatten, wurde um ½3 Uhr in der Viktoriastraße aus den 11 auswärtigen
Knappenvereinen und den 11 Ortsvereinen ein imposanter Zug gebildet. Voran die uniformierte
Bergkapelle mit Schellenbaum und Helikon, dann die Ehrenjungfrauen mit breiten, schwarzgelben
Schärpen und der lange Zug mit flatternden Fahnen, ging es zur Schule, wo die Ehrengäste
sich einreihten. Auf dem Markplatze entwickelte sich nun ein festliches Bild. Die
Vereine nahmen Aufstellung vor der schön geschmückten Rednerbühne. Mit dem Bergmannschor
"Glück auf" von Kantor Leithmann, Spremberg, begrüßte der Gesangverein Marga die
Festversammlung. |
Das war wahrlich ein
erhebender Augenblick, wie selbst ergraute Männer mit strammen Schritt paradierten.
Hieran schloß sich nun der Ummarsch durch die überreich geschmückten Straßen der Kolonie,
wovon besonders die schöne Ehrenpforten der Nord- und Parkstraße auffielen. Durch die
beiden Siedlungen gelangte der Zug zurück zum Marktplatz und machte vor der Kaiserkrone
Halt, wohin die Fahnen abgebracht wurden. Der Strom der Festteilnehmer ergoß sich in
den Garten des Gasthauses, wo die Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft mit allen möglichen
Erfrischungen aufwartete. Die Bergkapelle konzertierte hier unter der bewährten Leitung
ihres Musikmeisters Torn, bis die Dunkelheit hereinbrach. Inzwischen hatte der Tanz
begonnen und die fremden Vereine hielten sich tapfer dazu, um noch vor dem Nachhausegehen
einige Tänze mitzunehmen. Bei dem prächtig gelungenen Fest sind von dem
Filmoperateur des Kinobesitzers Herrn Petsch in Senftenberg Aufnahmen gemacht worden,
die in seinem Kino zur Vorführung gelangen werden.
Soweit also der Senftenberger Anzeiger im Frühsommer 1925. Die relevanten Textpassagen habe ich farblich hervorgehoben. In vorliegendem Fall haben wir die seltene Gelegenheit über Text- und Filmmaterial zu verfügen, welches sich Ein jeder kann sich anhand der bewegten Bilder sein eigenes Urteil über das "kleine Meisterwerk" bilden. Aus meiner Sicht hebt sich der Streifen durch die langsamen Schwenks und die wechselnden Positionen des Kameramannes äußerst positiv von vergleichbarem Filmmaterial ab, welches statisch nur eine einzige Perspektive bietet. |