Land unter Pflug und Bagger -
Ein Heimatfilm des Kreises Calau
(1937)

Während eines Festaktes im Senftenberger Passage-Theater, an dem "die Vertreter der staatlichen, städtischen und ländlichen Behörden, der Partei und ihrer Gliederungen, die Lehrerschaft und sonstige im öffentlichen Leben stehende Bürger" teilnahmen, kam am 21. Januar 1938 die Dokumentation Land unter Pflug und Bagger. Ein Heimatfilm des Kreises Calau zur Uraufführung. Die Produktion des halbstündigen Stummfilmes ging auf einen Auftrag des von Gerhard Rühle "geführten" Kreisausschusses Calau zurück. Hersteller war die Berliner Universum-Film AG (Ufa).


Bilder rauchender Schlote eröffnen den zweiten Hauptteil über "Das Industriegebiet des Kreises Calau". Zunächst wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf Senftenberg, die größte Stadt des Kreises und "Mittelpunkt des Industriebezirks" gelenkt. Vom Bahnhof, über den Markt, vorbei an der mittelalterlichen Kirche nähert sich die Kamerafahrt dem steinernen Portal der Renaissancefestung. Der Besichtigung des Burghofs folgt ein Besuch bei den Hirschen und Wildschweinen des Tierparks.
An das Senftenberger Stadtporträt reihen sich Darstellungen wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktoren: Glasherstellung, Steinwerk Koschenberg, Ziegelindustrie und Aluminiumwerk Lauta. Während die Arbeitsabläufe von der Gewinnung des Glassandes bis zur Glasbläserei, vom gewachsenen Stein bis zum Abtransport des gebrochenen Materials sowie von der Tongrube bis zum gebrannten Klinker nahansichtig nachvollzogen werden und dabei besonders die Tätigkeit des (hand)arbeitenden Menschen hervorgehoben wird, ergeht sich die Schilderung der Aluminiumerzeugung in einer technoiden, an die neusachliche Formensprache der 1920er Jahre erinnernden Produktionsästhetik.
Der Fernblick zum Werk - aufgenommen durch das Kieferngezweig der Niederlausitzer Heide - bildet den Auftakt einer monumentalen Komposition aus Stahl und Beton, die mit einem Blick auf die Barren des "weiße[n] Goldes" ausklingt.
Damit langt die Filmerzählung bei der "Grundlage der gesamten Industrie des Kreises" an: der Braunkohle: Tricktechnisch animierte Grafiken zeichnen die Entstehungsgeschichte der Kohleflöze und die geomorphologische Struktur der Abbaugebiete nach. Derartig instruiert, konnte dem Publikum nunmehr der Tagebaubetrieb vor Augen geführt werden: Im Zusammenspiel von Baggern und Förderbrücke wird das Erdreich oberhalb der Lagerstätten abgetragen, über eine beträchtliche Distanz transportiert und am jenseitigen Grubenrand wieder verkippt. Kabelbagger zur Abraumbewegung und Kohleförderung auf der Grube Viktoria III und ein moderner Großbagger der Ilse Bergbau AG werden gesondert gefilmt.
Doch auch die Wiederaufforstung des Kippengeländes findet Beachtung. Mit der Grubenbahn geht es abschließend in die Brikettfabrik. Nach einem kurzen, vom Kirchturm fotografierten Blick auf das Idyll der Arbeiterkolonie Marga schweift die Kamera über die massigen, hoch aufstrebenden Architekturen der Werksgebäude. Hinter deren Fassaden, von Feuer und Dampfkraft in Gang gehalten, rotiert und stampft die Maschinerie der Kohlepressen. Aufnahmen der unablässig ausgestoßenen Brikettströme ... stehen am Ende des Films.

Die vorangegangenen Erläuterungen sind dem Buch
Zeitmaschine Lausitz. Zwischen Autobahn und Heide
Das Lausitzbild im Dritten Reich. Eine Studie zur Entstehung, Ideologie und Funktion symbolischer Sinnwelten
von Ulf Jacob entnommen.

Ich kann dieses Buch jedem historisch interessierten Leser empfehlen, auch wenn der Stil, in dem es geschrieben ist, alles andere als leichte Kost ist. Vielmehr handelt es sich um eine wissenschaftliche Arbeit, die anders als bei den Ergüssen einiger aktueller Persönlichkeiten, nur so vor (ausgewiesenen) Zitaten strotzt.
Das Buch ist bei diversen Online-Buchhändlern schon für wenige Euro zu bekommen.

Doch zurück zum eigentlichen Film. Dieser ist wie bereits oben angedeutet, knapp 30 Minuten lang und ohne Ton. Für 1938 war eine vertonte Version in Aussicht gestellt, die bislang jedoch nicht nachgewiesen wurde. Der Film sollte als Lehrfilm im Unterricht eingesetzt bzw. zur Vorführung während Filmpropagandaveranstaltungen in kinolosen Orten gebracht werden. Ob und in welchem Umfang dies tatsächlich passierte ist heute nicht mehr ermittelbar.
Die Filmemacher legten für meinen Geschmack ein wenig zuviel Augenmerk, "künstlerisch wertvolle Bilder" zu erzeugen und fokussieren sehr stark (zumindest im 2. Teil, welcher für uns am interessantesten ist) auf die industrielle Bedeutung des Gebietes um Senftenberg. Dabei kommen leider die Bilder, die wir mit heutigen Gegebenheiten verbinden können, viel zu kurz. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Land unter Pflug und Bagger um ein historisches Zeitdokument und ich freue mich, diesen Film hier präsentieren zu können.
Dabei beschränke ich mich auf den zweiten Teil und ich habe das Ganze musikalisch unterlegt. Der Soundtrack ist zwar in keinster Weise zeittypisch aber hoffentlich auch nicht allzu aufdringlich.
Die Inhaltsangabe zu den Bildern wurde bereits weiter oben gegeben.

Und nun: Viel Vergnügen!