Neues 207 - 2015-12-24

[Matthias]

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[Harald]

Das alte, verwitterte SCHILD an der Hauswand gibt schon einige Rätsel auf, zumal das Original mit schlecht deckender Farbe überstrichen und neu beschriftet wurde.
Im Laufe der Zeit offenbarten sich dem aufmerksamen Betrachter zu seinem Leidwesen beide Texte, die nur mühsam voneinander zu unterscheiden waren.
Lesbar waren gerade noch "Reg.Bezirk, Frankfurt, Landkreis, Calau und Kalau".
Offensichtlich handelte es sich um die Urform eines ORTSEINGANGSSCHILDES,
das uns aus DDR-Zeiten als
>SENFTENBERG, Krs. Senftenberg, Bez. Cottbus<
noch geläufig sein müsste.
Im Vorwort diverser LANDBÜCHER und LEXIKA aus vergangener Zeit liest man folgenden Benutzerhinweis:
"Bei allen Städten, Flecken und nur einigermaßen bedeutenden Dörfern ist die Provinz, der Regierungsbezirk und der Kreis genannt, und diese Ordnung ist überall beibehalten worden."

Über

JÜTTENDORF, JÜDENDORF

"ein chursächsisches Amtsdorf in dem Meißnischen Kreise und Amte Senftenberg;
liegt nahe an der Stadt, so, daß es gleichsam eine Vorstadt davon ist."
wartete man u.a. noch mit folgenden topographische Fakten auf:

Suchen wir uns also etwas Passendes zur Deutung des SCHILDERTEXTES aus !

Angesichts der ungepflasterten KAISER-FRIEDRICH-STRASSE erscheint mir die folgende >Königliche Order< letztlich nicht minder kurios:

Meinem Administrator folgend möchte ich mich nun auch noch schnell dem heute beginnenden WEIHNACHTSFEST widmen und lenke deshalb meine Schritte von JÜTTENDORF zum MARKT, wo vor exakt 90 Jahren die gleichen Witterungsbedingungen herrschten wie heute:

"Tiefer, knirschender Schnee, lustig wirbelnde weiße Flocken vom Himmel und dazu winterliche, strenge Kälte, gehören von rechtswegen zur Poesie des letzten Wochenmarktes vor Weihnachten, dem
CHRISTMARKT.
Leider sind sie uns in diesem Jahre wieder nicht beschieden.
Es scheint fast, als ob es plötzlich Frühling werden wollte.
Auf dem Marktplatze herrschte Christfest-Vorstimmung.
Nur noch ein Tag trennt die Menschen vom Heiligabend; dann beginnt das gegenseitige Beschenken, das hier reichlicher und dort spärlicher ausfallen wird. Der kupferne, der silberne und der goldene Sonntag boten reichlich Gelegenheit, alles für den Gabentisch zu besorgen, aber der Christmarkt will doch daran erinnern, daß nichts vergessen werden darf.
Und so war es kein Wunder, wenn sich heute vormittag auf unserem Markte ein reges und buntes Treiben abspielte. Hauptsächlich waren die angebotenen Herrlichkeiten für den Weihnachtsmittagstisch, also für das leibliche Wohlergehen bestimmt. In den Geruch von warmer Wurst mischte sich der würzige Duft der Weihnachtsbäume, der geradezu reißenden Absatz fanden, wenn auch ihre Form manchmal zu wünschen übrig ließ. Da es aber die letzten waren, bleib eine Wahl kaum mehr übrig. Zwei Schuhmachermeister boten Schuhe und Filzpantoffel an und am Stande eines Sattlers gab es schöne Ledertaschen. Für den kommenden Festbraten waren eine große Anzahl Gänse, Hasen, Tauben, ferner Fische, wie Karpfen und Schleie zum Kauf bereitgestellt.
In reichlichen Mengen gab es ebenfalls Weihnachtsäpfel, Apfelsinen, Wal~ und Haselnüsse, Feigen, Datteln und Bananen. Alle diese Süßigkeiten wurden stark begehrt. Beim 'billigen Leipziger' herrschte darob dichtes Gedränge. Aber was der konnte, vermochte ein Senftenberger Verkäufer schon lange. Beim Leipziger kosteten 2 Pfund Nüsse 95 Pfg., beim Senftenberger nur 85 Pfg. Konkurrenz macht eben lustig. Butter und Eier waren ebenfalls reichlich vorhanden.
An allen Ständen und von allen Waren wurde rege gekauft. Die Geschäftsleute dürften mit dem Erfolg des Christmarktes zufrieden sein."

Und nun dürfen Sie raten, wer der preiswerte NUSS-HÄNDLER war ?
Antwort: kein geringerer als der spätere Senftenberger EISDIELEN-KÖNIG !

Ich wünsche allen "Freunden der Heimatgeschichte"
ein frohes Weihnachtsfest mit süßen Apfelsinen & knusprigen Nüssen,
sowie ein forscherfreundliches & damit erfolgreiches Jahr 2016 !