Neues 175 - 2015-04-19

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Matthias
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Neues 175 - 2015-04-19

Beitragvon Matthias » So 19. Apr 2015, 08:16

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Harald
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Re: Neues 175 - 2015-04-19

Beitragvon Harald » Di 21. Apr 2015, 16:30

Scheunenbrand.jpg
Die Einwohner von GROSSKOSCHEN hielten eigentlich schon seit jeher mit Neuigkeiten aus ihrem Dorfleben hinter dem Berg
- genauer gesagt: hinter dem KOSCHENBERG.
Irgendwie haben sie wohl die Gene der geheimnisumwitterten Zwerge, der LUDKI, geerbt und bewahren nicht nur das Geheimnis der sagenhaften BLAUEN BLUME, sondern auch alle Begebenheiten der Dorfgeschichte vor fremden Blicken & Ohren in ihrem stetig nach unten wachsenden Hausberg auf.
Beim Durchblättern des >Senftenberger Anzeiger< fiel uns nämlich auf, dass Meldungen & Inserate aus diesem Ort außerordentlich dünn gesät sind, das "Bruderdörfchen" KLEINKOSCHEN dagegen durchweg sehr viel von sich reden machte. Geht man allein von der Anzahl der beworbenen Veranstaltungen aus, so "steppte der Bär" andauernd in Kleinkoschen, während in Großkoschen immer nur "tote Hose" herrschte...
Doch e i n m a l nach Ostern, es war im Jahre 1912, herrschte plötzlich über Nacht große Aufregung im Dorf
- der "Feuerteufel" hatte zugeschlagen:

25. April 1912:

"FEUERALARM erschreckte in vergangener Nacht gegen 12 Uhr die Bewohner unseres Ortes. Es brannte die Scheune des Landwirtes Sickora bis auf die Umfassungsmauern nieder, wobei auch die darin befindlichen Maschinen, Wagen und Vorräte an Kartoffeln, Heu und Stroh ein Raub der Flammen wurden.
Außer der hiesigen erschien noch die Feuerwehr aus Buchwalde an der Brandstelle, und gelang es mit vereinten Kräften, die umliegenden Gebäude zu schützen. Ueber die Ursache des Brandes ist noch nichts ermittelt."

Damals ahnte aber noch niemand, dass jener Scheunenbrand mit einem Aufsehen erregenden
KRIMINALFALL
einhergehen würde, bei dem ein damals in der Region sehr berühmter POLIZEIHUND zum Einsatz kam :

Poizeihund_resize.jpg
29. April 1912:

"Zu dem GELDDIEBSTAHL im Kläuschen'schen GASTHOFE erfahren wir aus guter Quelle, daß der verhaftete Ausschänker M. so schwer belastet ist, daß er nur noch anzugeben braucht, wo er das Geld gelassen hat.
Als die in der Stadt von zu Hause abwesende stellvertretende Wirtin zurückkam, bemerkte sie den Ausschänker von oben herunterkommen.
Schließlich in die Enge getrieben, gab M. zu, sich einen Dietrich angefertigt und mit diesem die Schlafstubentür, welche verschlossen war, geöffnet und wieder verschlossen zu haben. In der Schlafstube stand die Lade, ebenfalls verschlossen, in welcher sich das Geld befand. Da das Schloß jedenfalls nicht mit dem Dietriche wich, wurden die Bänder der Lade gewaltsam zersprengt und 6 - 700 Mk. daraus entwendet. Der Ausschänker war unruhig geworden, ging aus dem Lokal und vor der Haustür fand man den Dietrich.
Diese belastenden Punkte bewogen ihn trotzdem, selbst die Heranziehung des Cottbuser Polizeihundes 'Harras' zu beantragen.
Seinem Wunsche wurde entsprochen und Harras mit seinem Führer kam. Es wurde ihm an der erbrochenen Lade Witterung gegeben und nachdem er durch die sämtlichen geöffneten Türen zu den einzelnen Räumen Zugang hatte, stürmte der Hund mit seinem Führer hinunter in die Küche, woselbst M. zwischen anderen Personen stand, verbellte selbigen und wäre ihm an die Kehle gesprungen, wenn der Führer den Harras nicht zurückgerissen hätte. M. wurde natürlich sehr verlegen und als der recherchierende Gendarmeriewachtmeister dazukam, wollte Harras nochmals auf M. los, faßte ihn auch an das Knie.
Ungeachtet weiteren Zuredens, doch angesichts dieser Belastungsmomente zu gestehen, leugnete M. weiter und so mußte seine Festnahme ohne Wiedererlangung des versteckten Geldbetrages erfolgen. Hoffentlich findet sich letzterer noch vor."

Und nun kommt's: Was nützt der beste Polizeihund, wenn nicht noch ein ausgezeichneter POLIZIST dem Fall eine entscheidende Wendung gibt - Gott sei Dank !

5. Mai 1912:

"Ein glücklicher Fang war es gestern, den der Polizeisergeant H. von hier machte und der umsomehr von Bedeutung ist, als dadurch ein unschuldig wegen des Großkoschener GELDDIEBSTAHLS in Gefängnis gebrachter Mann entlastet wird.
Der Beamte hatte in Erfahrung gebracht, daß ein von außerhalb nach hier zugezogener Arbeiter wegen eines versuchten Einbruchdiebstahls gesucht wurde und hier, trotz vorheriger Mittellosigkeit, am Tage nach dem Großkoschener Feuer und Diebstahl im Besitz größerer Geldmittel gewesen sein sollte. Hierbei kam ein Gespräch zu Tage, das der Fremde mit einem hiesigen Arbeiter geführt hatte und das den ersteren erheblich belastete. Der Fremde hatte zu dem Einheimischen direkt gesagt, indem er ihm sein scharfgeschliffenes Messer zeigte:
'Komm mit, ich weiß wo viel Geld liegt, wir wollen das Ding drehen. Wir sengen etwas an und dann können wir ungestört arbeiten. Verratest Du mich aber, dann stoße ich Dir die Klinge in den Leib, ehe ich verhaftet werde.'
Richtig brannte auch in Großkoschen am Dorfeingange rechts die Scheune ab und am nächsten Tage war das Geld bei Kläuschens aus der Lade verschwunden. Bekanntlich stellte und verbellte der Cottbuser Polizeihund Harraß den Ausschänker M., der darauf, verkettet durch die bereits beschriebenen Umstände mit dem angefertigten Dietrich etc., vorläufig als Täter in Betracht kam und festgenommen wurde.
Der Beamte nahm nun den gefährlichen Fremdling fest, schaffte ihn nach Nr. Sicher und zwar zunächst wegen des auswärts versuchten Einbruchs. Dann durchsuchte er die Wohnung, sagte der Frau den Besitz größerer Geldmittel auf den Kopf zu, jedoch bestritt diese hartnäckig, Geld zu haben. Bei dem Suchen machte sich die Frau am KInderwagen zu schaffen und der Beamte fand nun bei der Lampe mildem Schein unter dem Kinde 160 Mk. in Gold, eingewickelt in Zeitungspapier, ebenso auf einer anderen Stelle 15 Mk. etc. auch den in Großkoschen gestohlenen gelben Lederbeutel, in dem das entwendete Geld gewesen war. Darauf großes Erstaunen der nun ebenfalls zur Festnahme reifen Frau und dies geschah dann auch.
Dem Inhaftierten wurde der Beutel vorgezeigt und unter dem Drucke der
Belastungen räumte der Mann schließlich ein, in Großkoschen eingebrochen und das Geld gestohlen zu haben.
Nun wird auf gleiche Weise auch der Brand aufgeklärt, denn das alles hängt ja mit dem Diebstahl zusammen, der nach dem Programm des Täters ausgeführt worden ist. Das Geld ist bis auf die vorgefundenen 175 Mk. natürlich verpulvert. Dank der Umsicht des Beamten kommt nun die ganze Sache in ein anderes Fahrwasser und entlastet den unschuldig verhafteten Bierausgeber Michling."

Ende gut - alles gut ! - möchte man meinen.
Allerdings gewinnt eine noch vor dem Scheunenbrand veröffentlichte Meldung eventuell an Bedeutung: vielleicht war ja der hier in Aktion getretene MESSERSTECHER eben jener ausgebuffte DIEB, der schon am 15. April auf "Erkundigungstour" war ?

"Am Sonnabend abend hatte der Maurer M. Skorna aus Tätzschwitz den Kläuschen'schen Gasthof hier besucht und wurde auf dem Nachhauseweg von einem Wegelagerer hinterrücks überfallen.
Skorna erhielt, als er sich umwendete, einen Messerstich über das linke Auge. Der Missetäter ist erkannt und wird die Sache wohl noch ein gerichtliches Nachspiel haben."

Wir werden es wohl nie erfahren, denn die GROSSKOSCHENER einschließlich der LUDKI halten bislang dicht...
;-)

Ludki_resize.jpg


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