Neueres

158 157 156 155 154 153 152 151 150 149 ♦ 148 ♦ 147 146 145 144 143 142 141 140 139 138 137 136 
602  600  550  500  450  400  350  300  250  200  150  100  50  1  

Älteres


Leibstandartenmarsch
Musikkorps der Leibstandarte SS "Adolf Hitler"

War ich am Sonntag nicht hundertprozentig sicher, ob eine ganz bestimmte Ansicht aus den 1930ern stammt oder nicht, kann ich dies für das heutige Motiv definitiv festlegen. Dass die Abbildung aus dem Inneren des Gesellschaftshauses zeitlich exakt etwas mit dem im Kartentext erwähnten Konzert zu tun hat, würde ich hingegen ausschliessen. Es gab in diesem Saal noch die eine oder andere Veranstaltung, zu welchem der für die damalige Zeit korrekte Raumschmuck aus der Kiste geholt wurde.

Zu dem angesprochenen Konzert des Musikkorps der Leibstandarte SS "Adolf Hitler" (die Schreiberin kürzte dies verfälschend ab) finden wir im Senftenberger Anzeiger folgenden Bericht:

Musikkorps der SS-Leibstandarte "Adolf Hitler".

Konzert im Gesellschaftshause
Ein großes Ereignis für Senftenberg war am Sonnabend der Besuch des Musikkorps der Leibstandarte Adolf Hitler. Jung und alt war auf den Beinen, um das "Schwarze Korps" bei seinem Einzug zu begrüßen.
Am Abend füllte sich der Saal des Gesellschaftshauses; unter persönlicher Leitung des Musikmeisters, Hauptsturmführers Müller-John, gab das 50 Mann starke Musikkorps ein Konzert dessen erster Teil Streichmusik und der zweite Teil Blasmusik war. Ein stark fesselndes Bild, die Bühne gefüllt mit Musikern und Instrumenten. Der Streich- und Blaskörper in allen Gruppen voll besetzt. Die Zusammenstellung der Musikfolge künstlerisch, dabei volkstümliche Stücke, die zu voller Wirkung kamen. Bevor das Konzert begann, wurde die Zuhörerschaft von einem Mitglied des Musikkorps begrüßt. Eine Minute stillen Gedenkens für den heimgegangenen Gauleiter Schemm folgte; das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied erklangen.

Musikkorps der Leibstandarte SS "Adolf Hitler"
Senftenberg
Otto Schlicke, Dresden A 16
E 30
Aufnahme <= 1935
Sammlung Theodor Restel

Senftenberger Anzeiger (1935)
Einleitend gab es dann einen Marsch von Richard Strauß, der wenig bekannt und gespielt ist. Ihm folgte eine der schönsten und beliebtesten Ouvertüren die wir besitzen, Wilhelm Tell. Trotzdem Rossini ein Italiener war, hat er doch zeitlebens die deutsche Musik verehrt, voran den deutschen Musiker Richard Wagner. Das beweist hier auch die Textvorlage, welche Rossini sich zu obengenannter Oper nahm. Und so liegt uns auch diese Musik nicht so fern. Wie der Komponist Land und Leute darin schildert, ist höchste Vollendung musikalischer Anschauungsmittel. Die gestrige Aufführung traf auch diesen Ton vollkommen. Wir konnten einen wunderschönen Tschellogesang, trefflich geblasene Flöten- und Oboesolo vernehmen. Die Geigen unterstrichen mit gewandtem Strich die große Wirkung des Schlußteiles. Der Musikmeister wußte eine mitreißende Steigerung herauszuholen, so daß nach Verklingen der Ouvertüre ein begeisterter Beifall bei der Zuhörerschaft einsetzte. Nach den schmelzenden Klängen des "Rosenkavalier"-Walzers von Richard Strauß hörten wir dann noch eine Fantasie aus der Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner. Tanz der Lehrbuben, Preislied und Aufzug der Meistersinger kamen zur Darstellung. Prächtig die Kantilene der Geigen, die kräftig untermalenden Grundbässe, aufsteigende, wirkungsvolle Blechbläserklänge im Meistersingermarsch.
Die nach der Pause erklingende Blasmusik konnte die vorausgegangene Wirkung und Begeisterung bei den Zuhörern noch steigern. Dieser gewaltige Blaskörper wirkte tatsächlich wie eine gewaltige Orgel. Diese wundervolle Stimmung in allen Instrumenten und Instrumentengruppen war etwas, das man selten zu hören bekommt. Ob im Solo oder in Begleitpartien, die Klarinetten waren von einer Zartheit, Sauberkeit und Reinheit, daß es eine Freude war, dem Wohlklang zu lauschen. Und was von den Holzbläsern gesagt ist, gilt auch für die Blechbläser. So konnte man besonders im großen Potpourri von Linke die einzelnen Instrumente solistisch hervortretend beobachten und bewundern. Solo der Tenorhörner, die schöne geschlossene Begleitung der Klarinetten in den hübschen bekannten Ständchen u.a.m. Die einleitende Rhapsodie von Franz Liszt wurde nur so hingelegt, wenn man mal mit einem beliebten Musikerfachausdruck reden will. Ueber die technischen Schwierigkeiten eines solchen Stückes wird sich wohl jeder im klaren sein. Davon nichts bei dem Vortrag; mit spielender Leichtigkeit kam sie zu zündender Wirkung. Großen Beifall fanden auch die virtuos gespielten Xylophon-Soli und die Fanfarenmärsche.
Kurz vor der Pause hatte Bürgermeister SS.-Sturmführer Legau die Gelegenheit genommen, um im Namen der Motorstaffel III/12 die zahlreiche Zuhörerschaft zu begrüßen; mit kernigen deutschen Worten zeichnete er Zweck und Ziel der SS., die getreu ihrem Wahlspruch "Deine Ehre ist deine Treue" zu Führer und Volk steht und hieran als leuchtendes Vorbild festhalten wird.
Zum Schluß des Konzerts gab es auch noch eine Ueberraschung. Die Kapelle spielte mit Schneid zwei Märsche unseres Komponisten Ed. Grubann. Zu erwähnen ist ferner noch, daß zwei Musiker unserer Heimat, Gruske, Marga (Klarinettist), und Anders, Senftenberg (Bassist), in der Leibstandarte mitspielen.

Und damit endet die Eloge, bei der mir nur die herausragenden Leistungen der Kesselpauken unterschlagen wurden.

Beim ersten Lesen vermutete ich Edmund Grubann, einen der beiden Herausgeber des Senftenberger Anzeigers, hinter dem Artikel. Dieser war zeitlebens ein grosser Musikliebhaber und trat, wie wir dem Text entnehmen können, selbst als Komponist in Erscheinung. Obenstehender Bericht stammt jedoch von Harry Latzke, der auch nicht ganz unbekannt ist. Übrigens: Cello schrieb man auch damals nicht "Tschello" wie im Originaltext. Und der Plural von Solo lautet Soli oder Solos.


Eine vielfach fotografierte Ecke Senftenbergs ist die sogenannte "Kaufhauskreuzung". Wie wir spätestens anhand der heute vorgestellten Ansichtskarten sehen können, lief das Areal zu früheren Zeiten unter der Bezeichnung Bahnhofstraße. Von einer Kreuzung konnte nämlich lange Jahre nicht die Rede sein. Und auch das Kaufhaus "Waldschmidt", welches später als HO-Kaufhaus und "Magnet" dem Ganzen bei der Namensgebung durch die Senftenberger Pate stand, existierte erst seit dem Jahr 1909.
Den äußerlichen Wandel des Strassenabschnitts bis hinein in die 1930er Jahre möchte ich heute mit 4 Ansichten aus den einzelnen Jahrzehnten darstellen. Beginnend in den "Nuller-Jahren" des 20. Jahrhunderts mit einer Ansicht, die mittlerweile in der dritten Inkarnation zum Bestandteil des digitalen Archivs wird. Hierauf ist das Fehlen des Kaufhauses "Waldschmidt" deutlich zu erkennen (getreu dem Spruch: "Sie sehen, dass Sie nichts sehen").

Besagtes Kaufhaus können wir nunmehr auf der zweiten Ansicht rechts daneben ausmachen - wir befinden uns zeitlich in den 1910er Jahren.
In der zweiten Reihe werden die 1920er und 1930er bebildert. Das linke Motiv ist sicher aus den 20ern. Ob die rechte Abbildung wirklich in den 30ern gemacht wurde, dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen! Sicher zwischen 1926 (man kann ganz links eine Ecke des Milchhäuschen erkennen) und 1938, könnte die Aufnahme auch vom Ende der 1920er stammen.

Senftenberg
Verlag Wilhelm Brückner, Senftenberg.
Aufnahme <= 1907
Sammlung Hans-Jürgen Tluste
Senftenberg   Senftenberg

Senftenberg
Verlag : G.R. Ziethe,
Senftenberg, N.-L.
Aufnahme <= 1913
Sammlung Matthias Gleisner

Senftenberg
Verlag Erich Krause,
Papierhandlung, Senftenberg, N.-L.
- Markt 9
62731
Aufnahme <= 1928
Sammlung Fred Förster

Senftenberg
Mühlbach's Postkarte.
Verlag: Reinhard Rothe, Meissen.
Nr. 1257 R2938
Aufnahme <= 1938
Sammlung Norbert Jurk
Die letzte Abbildung hat übrigens eine kleine Manipulation erfahren: Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, retuschierte man ein paar Elektroleitungen weg. Das gelang vergleichsweise schlecht, denn man kümmerte sich nur um den Teil, hinter dem Himmel zu sehen war. Den Teil der vor dem Mauerwerk der Deutschen Kirche verlief, fasste man nicht an. Außerdem kann man im unrestaurierten Zustand der Postkarte auffällige Wölkchen des Retuschepinsels erkennen. Ich habe mir erlaubt, diese gekonnt zu entfernen.